Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
ihrer Fantasie gerne mal Rambo spielen, glaube ich schon, aber wer von uns macht das nicht manchmal?«
»Na, ich«, erwiderte Lenz grinsend und gab die Adresse des Vermieters ins Navigationsgerät ein.
»Zumindest bei anderen«, präzisierte er seine Aussage dabei noch ein wenig. »Bei dir würde ich manchmal schon gerne die Keule rausholen.«
»So, so«, murmelte sein Kollege vielsagend. »Immerhin gut zu wissen.«
*
Arnulf Serowy, der Eigentümer der Liegenschaft in der Mombachstraße, bewohnte ein schmuckes Einfamilienhaus am Brasselsberg und empfing die Beamten mit einem Schneeschieber bewaffnet vor dem Eingang. Offenbar wollte er gerade damit beginnen, den in den letzten Stunden gefallenen Schnee vom Bürgersteig vor seinem Haus zu kratzen. Ein wenig verstört hatte der klein gewachsene, glatzköpfige Mann dabei zugesehen, wie Hain seinen Wagen quer in eine von geräumtem Schnee nahezu vollständig in Beschlag genommene Parkbucht quetschte, wobei der größte Teil des Wagens auf die Straße ragte.
»So können Sie hier aber nicht parken, junger Mann«, ließ er den Polizisten wissen, als die beiden Beamten ausgestiegen waren und sich auf ihn zubewegten.
»Wir bleiben vermutlich nicht lange«, erwiderte Hain freundlich und sah auf die links von der Eingangstür angeschlagene Hausnummer.
»Wir möchten gerne zu Herrn Serowy. Sind Sie das?«
»Das bin ich, ja«, erwiderte der Mann, ebenso überrascht wie bärbeißig. Der Schneeschieber bewegte sich dabei ein Stück nach oben, gerade so, als erwarte er, sich damit verteidigen zu müssen.
»Was wollen Sie denn von mir?«
»Wir sind von der Polizei«, erklärte Lenz ihm.
»Polizei?«, wollte Serowy erschreckt wissen, wobei sein Gesicht knallrot anlief.
»Dann kommen Sie bestimmt wegen der Sache in Bayern?«
»Der … Sache in …Bayern?«
»Ja, natürlich. Und wenn Sie schon hier sind, hilft vermutlich alles Leugnen nichts mehr, oder?«
Lenz und Hain tauschten einen vielsagenden Blick aus.
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Herr Serowy«, meinte Lenz interessiert. »Welche Sache meinen Sie denn genau?«
»Ach«, erwiderte der Glatzkopf erbost, »nun stellen Sie sich mal nicht dümmer, als Sie sind. Sie beide sind doch garantiert hier, um mein Konterfei mit dem Bild abzugleichen, das Ihre Kollegen von mir aufgenommen haben. Wo ich zu dicht aufgefahren sein soll, in der Nähe von Würzburg.«
»Und?«, fragte Hain lächelnd zurück. »Sind Sie das Auto gefahren oder war es jemand anderes?«
Der Schneeschieber in der Hand des etwa 65 Jahre alten Mannes begann leicht zu zittern.
»Ich habe schon sieben Punkte in Flensburg«, erwiderte er leise. »Wenn jetzt noch zwei dazukämen, sähe es zappenduster aus für mich.«
»Aber das heißt doch noch längst nicht, dass Sie Ihren Führerschein abgeben müssen.«
»Nein, das nicht. Aber wenn noch welche dazukommen …«
Er sprach nicht weiter.
»Wir kommen«, mischte Lenz sich nun ein, »allerdings gar nicht wegen Ihres Abstandsvergehens, Herr Serowy. Wir kommen wegen ein paar Fragen zu Ihrer Halle in der Mombachstraße.«
Serowy riss die Augen auf und sah völlig verdutzt von einem Polizisten zum anderen.
»Wie …? Was jetzt …? Warum das denn?«
»Genauer gesagt, geht es um die beiden Männer, denen Sie die Halle vermietet haben, Herr Serowy«, präzisierte Hain die Aussage seines Chefs.
»Hä? Was für Männer?«
»Fritz und Ottmar Eberhardt.«
Der Grundstückseigentümer legte den Kopf schief und schleuderte den beiden Beamten abwechselnd böse Blicke entgegen, bevor er sich mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn tippte.
»Ich kenne niemanden mit diesem Namen«, vermeldete er eine Spur zu laut.
»Das ist ja interessant«, entgegnete der Oberkommissar. »Nach unseren Informationen haben besagte Herren die Halle von Ihnen angemietet.«
»Nein«, widersprach Serowy, »das stimmt nicht. Mieterin der Halle in der Mombachstraße ist eine Frau. Und die heißt auch nicht Eberhardt, sondern Dörrbecker. Ilona Dörrbecker.«
»Wo wohnt diese Frau Dörrbecker?«
»Das weiß ich nicht auswendig, da müsste ich in meinen Unterlagen nachsehen.«
Sein Blick wanderte erneut zwischen den Polizisten hin und her.
»Aber nun sagen Sie mir doch erst mal, worum es überhaupt geht und was genau Sie von mir wissen wollen.«
Lenz legte die Stirn in Falten und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Er sah aus, als wäre seine persönliche Toleranzgrenze erreicht.
»Zum Beispiel wollen wir von
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