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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Schriftzeichen, die wir nicht lesen können.«
    »Meine Fresse«, erwiderte der junge Oberkommissar bewundernd, während er sich wieder nach vorn beugte, »ich bin manchmal wirklich erstaunt, was aus deinem alten Schädel noch so alles rauskommt.«
    Nachdem er den Inhalt der Truhe eingehend untersucht hatte, ertönte ein anerkennender Pfiff. Dann griff der Oberkommissar sich einen der darin lagernden Kartons, hob ihn umständlich über die Kante und schleuderte ihn in Richtung seines Chefs.
    »Fang!«, rief er Lenz zu, doch der Hauptkommissar trat ungerührt einen Schritt zur Seite und sah dabei zu, wie die Schachtel auf den Boden klatschte, wobei ihr Inhalt sich schlitternd und rumpelnd auf etwa drei Quadratmetern verteilte. Erst, als alles wieder zum Stillstand gekommen war, griff er nach dem aufgeplatzten Karton vor seinen Füßen. Hain, der die Szene mit beträchtlichem Spaß verfolgt hatte, zog mit exakt dem gleichen Ergebnis drei weitere Stichproben aus verschiedenen Truhen, trat im Anschluss neben seinen Boss und deutete auf den aufgeplatzten Pappkarton, den der in der Hand hielt.
    »Ob das japanische Schriftzeichen sind oder eher chinesische, weiß ich nicht, mein großer Meister. Vielleicht handelt es auch um eine ganz andere Sprache. Was ich aber definitiv weiß, ist, dass es eine Schrift ist, die nach Asien gehört. Und ich weiß, dass in jeder dieser verdammten Truhen kistenweise Fisch liegt.«
    »Bingo«, stimmte Lenz zu. »Womit wir einen ersten, allerdings noch sehr vagen Hinweis darauf hätten, dass die Eberhardt-Brüder vermutlich doch mehr mit Asiaten zu tun gehabt hatten, als ihre Mutter es uns weismachen wollte.«
    »Stimmt«, bemerkte Hain leise, der dabei war, die Kühltruhen zu zählen.
    »37 von den Dingern stehen hier rum«, fasste er seine Bemühungen zusammen. »Und falls, wovon wir jetzt ausgehen müssen, wirklich überall Fisch drin ist, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es dabei um ein, wie auch immer geartetes, legales Geschäft gegangen sein könnte. Was meinst du?«
    »Keine Ahnung«, brummte Lenz nach einer Weile des Nachdenkens. »Einerseits spricht nichts dagegen, wenn einer seine Fischvorräte in einer Halle wie dieser lagert; immerhin scheinen alle Truhen einwandfrei zu funktionieren. Andererseits wurden die Mieter der Halle ermordet aufgefunden, zusammen mit einem Asiaten. Und die Verpackungen des Fischs, den wir hier in großen Mengen finden, tragen asiatische Schriftzeichen.«
    »Außerdem«, warf Hain ein, »muss irgendeine Form von Organisation hinter der Sache stecken.«
    Er wies auf die Armada der Kühlgeräte.
    »Wo holt man sonst 37 gleichartige Eistruhen her?«
    Dann schnippte er so mit den Fingern, als hätte er eine spontane Erleuchtung genossen, sprang mit der Taschenlampe in der Hand zu der einzelnen Kühltruhe, schwang sie herum und leuchtete den unteren Teil ihrer Rückseite ab.
    »Darf man erfahren, was du da treibst?«, wollte Lenz ein wenig spöttisch wissen.
    »Gerne«, erwiderte der Oberkommissar, erhob sich und wischte seine Hände an der Hose ab.
    »Ich wollte den Anschlusswert einer einzelnen Kühltruhe wissen.«
    »Und?«
    »Dem Typenschild nach sind es 120 Watt.«
    »Und was bedeutet das?«
    Hain, der mit ausgestreckten Armen dastand und dessen Finger sich hektisch bewegten, antwortete nicht, sondern murmelte leise ein paar Zahlen vor sich hin.
    »Das heißt«, sprudelte es schließlich aus ihm heraus, »dass es hier in der Bude einen Stromverbrauch von theoretisch ungefähr 4,4 Kilowatt gegeben hat.«
    Er sah sich erneut in der Halle um.
    »Und ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass die alten Leitungen, die ich hier sehe, das aushalten. Da muss irgendwer schon ziemlich mit der Absicherung getrickst haben, damit das funktioniert.«
    »Das wiederum gibt einen halben Fleißpunkt für dich«, meinte Lenz süffisant. »Aber nur, wenn deine Erkenntnis eine Bedeutung für unsere Ermittlungen haben sollte.«
    »Du kannst dir deine Fleißpunkte sonst wohin stecken, mein lieber Paule. Wenn ich glauben würde, …«
    »Guten Tag«, wurde er von einer sanften Männerstimme hinter ihnen unterbrochen.
    Die beiden Polizisten drehten sich um und sahen in das freundliche Gesicht eines etwa 45-jährigen Mannes in schwarzem Wollmantel und mit einem grauen Hut auf dem Kopf.
    »Darf ich fragen, was Sie hier machen?«, fuhr er höflich fort.
    »Wir sind von der Kriminalpolizei«, gab Hain ausgesucht freundlich zurück, »und ermitteln in einem

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