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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Kinderzeichnungen hängen. Klopfen, herein oder ja bitte abwarten, eintreten.«
    »Genau so werden wir es machen.«
    Das war jedoch nicht notwendig, da die beschriebene Tür bis zum Anschlag offen stand. Sie wurden von einem jungen Arzt begrüßt, der sich als Dr. Berger vorstellte, jedem von ihnen einen kleinen Hocker zum Sitzen zurechtrückte und selbst auf einem alten, klapprigen Bürostuhl Platz nahm.
    »Sie wissen, warum wir hier sind?«, fragte Lenz vorsichtig.
    »Klar. Und mir wäre es deutlich lieber, ich könnte den Mann ans Gefängniskrankenhaus weiterleiten, aber die würden ihn ohnehin sofort wieder zu uns schicken.«
    »Sie meinen, er ist gefährlich?«
    »Immerhin hat er zwei Männer ziemlich übel zugerichtet, und das in seinem Zustand. Ich möchte nicht wissen, wie der drauf ist, wenn er keine total demolierten Hoden hat.«
    »Hat er einen Tritt in die Hoden abgekriegt?«, wollte Hain wissen.
    Der Arzt zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, wie es genau zu dieser Verletzung gekommen ist. Ich habe eine Weile in Hamburg gearbeitet, auf St. Pauli, um genau zu sein, aber so eine Verletzung in diesem Bereich habe ich bis heute noch nicht gesehen.«
    »Was ist daran so außergewöhnlich?«
    »Der Grad des deformierten Gewebes. Bei einem Tritt in die Hoden, wie er während einer Schlägerei schon mal vorkommt, weichen die Dinger in der Regel zur Seite oder nach oben aus, was die Wirkung zwar sehr schmerzhaft macht, jedoch nicht mit solchen Folgen wie bei ihm.«
    »Werden Sie ihn operieren?«
    »Das weiß ich noch nicht. Im Augenblick sieht es so aus, als müssten wir ihm beide Hoden amputieren, weil deren Durchblutung gleich null ist.«
    »Wie haben Sie ihn überhaupt so detailliert untersuchen können? Hat er sich nicht gewehrt?«
    »Und wie der sich gewehrt hat. Wir haben ihn mit Hilfe Ihrer Kollegen im Bett fixiert, aber das hätte noch immer nicht ausgereicht, also mussten wir ihn ruhig stellen.«
    »Wie macht man das?«
    Dr. Berger schmunzelte.
    »Wir haben einen Anästhesisten zurate gezogen, der hat die Sache geregelt.«
    »Aha.«
    »Als er friedlich eingeschlafen war, haben wir ihn zuerst zum Ultraschall befördert und danach die anderen Untersuchungen durchgeführt. Wie gesagt, seine Situation ist sehr, sehr ernst.«
    »Besteht Lebensgefahr?«
    »Das würde ich akut ausschließen; morgen kann es jedoch anders aussehen, was davon abhängt, ob seine Hoden in ausreichendem Maß durchblutet werden.«
    »Hat er Schmerzen?«
    Wieder ein Schmunzeln des Mediziners.
    »Auch das kann ich für den Augenblick ausschließen. Wenn er wieder zu sich kommt, sieht es allerdings auch an dieser Front ganz anders für ihn aus. Haben Sie als Junge beim Kicken mal einen Ball zwischen die Beine bekommen?«
    Die Polizisten nickten einträchtig, jedoch mit von der Erinnerung leicht knautschigem Gesichtsausdruck.
    »Und das, was Sie davon in Erinnerung haben, multiplizieren Sie mit dem Faktor 100, dann kommen Sie der Sache ungefähr nahe.«
    Hain schluckte.
    »Was passiert eigentlich, wenn es dabei bleibt, dass seine Hoden nicht in ausreichendem Maß, wie Sie es ausgedrückt haben, durchblutet werden?«
    »Dann bleibt uns nur eine Möglichkeit …«, gab Dr. Berger mit ernstem Gesichtsausdruck zurück, sprach jedoch nicht weiter.
    »Und die wäre?«
    »Dann müssen wir amputieren. Das heißt, wir müssten den Mann kastrieren.«
    Nun schluckten beide Polizisten deutlich sichtbar, und es entstand eine kurze Pause.
    »Wann, meinen Sie«, fand Lenz als Erster die Sprache wieder, »können wir mit ihm sprechen?«
    »Schwer zu sagen. Und noch schwerer zu sagen, ob er überhaupt mit Ihnen reden wird.«
    Der Hauptkommissar nickte zustimmend.
    »Das müssen wir dann sehen. Der Kollege, der uns über die ganze Sache informiert hat, erzählte, dass ein Arzt hier im Krankenhaus der Meinung ist, der Mann sei Japaner.«
    »Ja, der Arzt bin ich. Meine Frau ist Japanerin, und ich bin sehr oft drüben gewesen, so dass ich mir einbilde, das einschätzen zu können. Außerdem sollten Sie mal seine Tätowierungen sehen. Diese Formen gibt es so nur in Japan, und die sagen, wie ich es sehe, nichts Gutes über den Mann aus.«
    »Aha. Sind es viele?«
    »Ja, sein ganzer Körper ist voll davon. Es ist …«
    Der Arzt stockte.
    »Ja …?«, versuchte Lenz, ihn zum Weitersprechen zu animieren.
    »Ich weiß nicht, ob es mir zusteht, ein Urteil über einen Menschen anhand seiner Körperbemalungen zu fällen.«
    Der Hauptkommissar sah ihn irritiert

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