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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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es sagst.«
    Der Hauptkommissar drückte Marias Kurzwahlnummer, nahm das Telefon ans Ohr und lehnte sich zurück.
    »Hallo, meine Liebe«, meldete er sich, nachdem sie den Anruf angenommen hatte. »Ich glaube, du musst heute Abend auf meine Kochkünste verzichten.«
     
    *
     
    Vor dem Haus standen ein halbes Dutzend Streifenwagen, zwei Notarztwagen, drei Fahrzeuge der Kasseler Feuerwehr und mindestens 200 Gaffer, die trotz der Kälte keinen Millimeter zur Seite wichen, als die beiden Kripobeamten auf die Treppe zusteuerten. Ein Uniformierter hob das Trassierband an, und Lenz und Hain schlüpften durch den Eingang. Schon beim ersten Einatmen nahmen sie den Verwesungsgeruch im Hausflur wahr.
    »Scheiße, stinkt das hier!«, entfuhr es Hain, während sie der Handbewegung eines weiteren Uniformierten folgten, der, mit einem Tuch vor dem Mund, am Aufgang zum ersten Stock stand. Dort wurden sie in der Küche einer kleinen, spärlich möblierten und heruntergekommen wirkenden Wohnung von Angela Weber, einer Mitarbeiterin des Rechtsmediziners Dr. Franz, empfangen.
    »Guten Abend, meine Herren«, wurden sie freundlich von der etwa 35-jährigen, sympathischen Frau begrüßt.
    »Hallo, Frau Weber. Wie schaffen Sie es, in diesem Gestank so unglaublich gut gelaunt zu sein?«, wollte Lenz wissen.
    »Ach, das hier ist doch noch harmlos, Herr Lenz. Der liegt vielleicht sechs, höchstens zwölf Tage hier rum, und das in einer gerade mal 17 Grad warmen Wohnung. Begleiten Sie uns mal im Hochsommer, wenn es in eine Bude geht, in der jemand vier Wochen oder länger rumgelegen hat.«
    »Danke, das hatten wir auch schon«, gab Hain leise zurück und nickte der Ärztin zur Begrüßung zu. »Muss aber wirklich nicht jedes Jahr sein. Wo genau liegt er denn?«
    Sie deutete mit dem Kopf auf eine offen stehende Tür.
    »Dort drüben, auf dem Bett.«
    »Dann lass uns mal schnell nach ihm sehen«, schlug der Oberkommissar seinem Boss vor, zog ein paar Füßlinge aus seiner Jacke und schlüpfte hinein. Lenz kramte ebenfalls ein paar der blauen Plastiküberzieher hervor und schob sie über seine Schuhe. Im Anschluss kamen jeweils ein Paar Gummihandschuhe zum Einsatz.
    »Das wäre der Augenblick«, meinte Angela Weber lächelnd von der Seite, »in dem in einem schlechten Fernsehkrimi die Polizisten die Rechtsmedizinerin nach dieser ominösen Salbe fragen, die man sich unter die Nase schmieren kann, damit einen der Verwesungsgestank der Leiche nicht aus den Schuhen haut.«
    »Nein, vielen Dank«, gab Hain mit ernstem Gesicht zurück. »Das haben wir ein einziges Mal bei Ihrem Boss versucht, danach nie mehr wieder.«
    »Hat er Sie ausgelacht?«
    »Das wäre deutlich untertrieben. Er hat uns einen Vortrag gehalten, an dessen Ende ich mir vorkam wie ein kleiner, dummer Schuljunge. Und ich wusste danach ganz genau, dass man sich zwar Tigerbalsam oder so etwas unter die Nase schmieren kann, es aber nur ein paar Sekunden lang hilft. Außerdem tränen einem, nach seiner Aussage, die Augen dermaßen von dem Zeug, dass an vernünftiges Arbeiten nicht mehr zu denken ist.«
    »Na, dann sind wir uns ja einig«, erwiderte sie und betrat mit ihrem großen, schweren Lederkoffer in der Hand den Raum, in dem sich die Leiche befand. Die beiden Kripobeamten folgten ihr mit ein paar Sekunden Respektabstand.
    »Wow«, machte Lenz, nachdem er das Zimmer betreten und sich einen ersten Überblick verschafft hatte.
    An den beiden längeren Wänden des kleinen Raums standen jeweils zwei Stockbetten, dazwischen ein kleiner Tisch, auf dem ein Päckchen Zigaretten neben einem übervollen Aschenbecher zu erkennen war. Zwischen dem oberen Ende der Betten gab es einen alten, klapprigen Schrank, dessen Türen offen standen und den Blick auf einige Bündel und Stapel Wäsche freigaben. Auf drei der acht Betten lagen Schlafsäcke und zusammengeknüllte Handtücher, die offenbar als Kissen gedient hatten.
    »Sieht alles ein bisschen aus wie auf einem U-Boot hier«, meinte Hain von der Seite, während Lenz der Rechtsmedizinerin dabei zusah, wie sie einen auf einem Dreibein montierten, batteriebetriebenen Handscheinwerfer aus ihrer Tasche hob und neben dem Bett in Stellung brachte.
    »Ja«, murmelte der Hauptkommissar. »Wie auf einem
    U-Boot. Oder in einer Wohnung von Illegalen.«
    Damit trat er auf den Schrank zu, zog einen Kugelschreiber aus der Innentasche seiner Jacke und stöberte damit ein paar Sekunden lang in den Klamottenbündeln herum. Außer einigen getragenen Jeans und

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