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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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passiert.«
    Nun war es Yoko Tanaka, die sprachlos dasaß.
    »Nun sag doch was«, forderte Watane, »sonst renne ich sofort hier raus und du siehst mich nie wieder.«
    »Nein«, entgegnete Yoko. »Aber ich glaube, es ist besser, wenn wir hier abhauen.«
     
    *
     
    Gute zwei Stunden später saßen die Frauen noch immer in der hintersten Ecke einer Fernfahrerkneipe außerhalb von Kassel und redeten. Yoko hatte diesen Ort gewählt, weil sie sich sicher war, dass dort niemand auftauchen würde, der sie kannte. Und Watane hatte ihr in der Zwischenzeit jede Einzelheit dessen erzählt, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte.
    »Und dieses Arschloch hat dir wirklich das Messer an die Kehle gesetzt?«, fragte die Verwandte von Daijiro Tondo völlig fassungslos.
    Watane zog ihr Halstuch nach unten, reckte den Oberkörper nach vorn und deutete auf ihren Hals.
    »Was für ein Horror«, kam es von der anderen Tischseite.
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Du hast ihm wirklich seine …, ich meine, seine … Dinger … total zusammengepresst?«
    Ein wortloses Nicken.
    »Hoffentlich kann dieses Dreckschwein nie mehr was damit anfangen.«
    »Das weiß ich nicht«, gab Watane leise und nachdenklich zurück. »Und es interessiert mich auch nicht.«
    Damit zog sie die Brieftasche ihres Peinigers aus dem Rucksack, legte sie auf den Tisch und kramte den kleinen Zettel mit den handgeschriebenen Zahlen darauf hervor. Yoko sah ihr interessiert zu.
    »Was ist das? Eine Telefonnummer?«
    »Es ist die Mobilfunknummer deines Onkels. Der Typ mit dem Messer hatte sie bei sich, weil das hier nämlich seine Brieftasche ist.«
    »Wow«, murmelte Yoko. »Die hast du ihm geklaut?«
    »Ja. Eigentlich wollte ich ihm mit seinem eigenen Messer die Kehle durchschneiden, aber ich habe es nicht über mich gebracht.«
    »Hat er sich nicht gewehrt?«
    »Nein. Der hatte in diesem Augenblick andere Sorgen, da bin ich mir sicher. Aber es würde mich brennend interessieren, was dein Onkel mit der ganzen Angelegenheit zu tun hat. Ich meine, mit dem Verschwinden von Shinji und Hideo, seinem Arbeitskollegen.«
    »Das würde mich auch interessieren«, gestand Yoko, griff zu der Brieftasche und nahm einen der Wettscheine heraus.
    »Aha, ein Spieler«, feixte sie. »Wie es aussieht, hat er heute nicht gewonnen.«
    Als Nächstes griff sie nach der Tankquittung aus Tokio, danach zog sie das Flugticket hervor.
    »Vielleicht solltest du es auf deinen Namen umbuchen und damit die Biege machen«, erklärte sie emotionslos.
    Watane winkte ab.
    »Nein, das will ich nicht. Wenn ich hier weggehe, dann nur zusammen mit Shinji.«
    »Wie ritterlich. Hoffentlich kannst du dir so viel Edelmut leisten.«
    Damit kramte die Großcousine des japanischen Geschäftsmannes den scheckkartengroßen Führerschein aus der ledernen Brieftasche und warf im dämmrigen Licht der Raststätte einen flüchtigen Blick darauf. Im gleichen Atemzug schluckte sie, hielt die Plastikkarte ins Licht und stöhnte laut auf.
    »Was ist los mit dir?«, wollte Watane wissen.
    Yoko betrachtete noch ein paar Sekunden das Bild des Mannes, bevor sie das Dokument wieder dahin zurückschob, wo sie es hergeholt hatte.
    »Lass uns auf der Stelle abhauen«, forderte sie kompromisslos.
    »Aber warum denn? Was ist denn mit dem Typen? Kennst du ihn etwa?«
    »Davon kannst du mal ausgehen.«
    Ohne auf Watanes weitere Fragen zu antworten, raffte Yoko ihren Mantel und ihre Tasche zusammen.
    »Los, beweg dich.«
    »Aber was ist denn …?«
    »Hör auf zu fragen und zieh dich verdammt noch mal an. Wir müssen hier weg.«
    Watane schluckte. Es war offensichtlich, dass sie schon wieder mit den Tränen kämpfte.
    »Nein«, erklärte sie entschlossen und schob sich trotzig ans hintere Ende der Sitzbank. »Ich rühre mich hier nicht weg, bevor du mir nicht erzählt hast, warum du so panisch auf das Bild dieses Typen reagierst.«
    Yoko holte tief Luft, schloss die Augen und kaute dabei nervös auf der Unterlippe herum.
    »Du wirst es ja ohnehin erfahren«, erklärte sie schließlich leise, ließ sich neben Watane auf die Bank fallen und sah ihr tief in die Augen.
    »Der Mann, dem du, wenn ich dich richtig verstanden habe, seine Männlichkeit ins Hirn und wieder zurück gepresst hast, ist der Sohn des mächtigsten Yakuza-Bosses von Sapporo. Und dieser Kerl war, zusammen mit zwei nicht minder finster dreinblickenden Kumpels, vor ein paar Tagen bei der Nipimex und wurde von meinem Großonkel persönlich empfangen. Noch Fragen?«
    »Ach,

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