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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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T-Shirts gab es dort jedoch nichts Interessantes zu entdecken. Hinter sich hörte er Hain keuchend atmen.
    »Was hältst du davon«, wollte der Oberkommissar wissen, »wenn ich mich ein wenig im Haus umsehe? Vielleicht wohnen hier ja noch mehr Menschen.«
    »Ja, mach das ruhig«, erwiderte Lenz mit einem süffisanten Lächeln.
    Obwohl Thilo Hain den Gesichtsausdruck seines Chefs überdeutlich wahrgenommen hatte, verließ er ohne Kommentar den Raum und die Wohnung.
    »Na, Ihr Kollege ist wohl nicht so richtig leichenfest«, bemerkte die Rechtsmedizinerin, die noch immer vor dem Toten kniete und gerade dabei war, vorsichtig den Kopf des auf dem Bauch liegenden Leichnams zu drehen, was offensichtlich nur schwer zu bewerkstelligen war. Lenz durchzuckte für einen Sekundenbruchteil die Angst, sie könnte ihn bitten, ihr behilflich zu sein, doch dazu kam es glücklicherweise nicht.
    »Eigentlich schon. Nur wenn es sich um Tote handelt, die schon ein bisschen länger im eigenen Saft gegart haben, ist er nicht so der Held. Aber da geht es mir auch nicht viel anders.«
    »Verstehe«, antwortete sie leise, während sie den Mund des Toten öffnete.
    Der Hauptkommissar hatte es bis zu diesem Augenblick geschafft, nicht auf den Leichnam zu schauen, doch nun, als sich die Ärztin zur Seite bewegte, um einen besseren Blick zu haben, bekam er mit dem Blick auf dessen Hinterkopf die volle Ladung Ekel ab.
    »Heilige Scheiße«, murmelte er und wandte sich augenblicklich wieder den Klamotten im Schrank zu.
    »Ja«, säuselte Frau Weber, »das ist nicht angenehm, was es hier zu sehen gibt.«
    »Da will ich Ihnen keinesfalls widersprechen«, ließ Lenz sich leise entlocken.
    »Wollen Sie auch lieber im Hausflur ermitteln gehen, Herr Kommissar?«, fragte sie scheinheilig.
    »Nein, lassen Sie mal. Ich sehe mich hier um und versuche, mich nicht von den Maden und dem anderen Getier, das da sein Unwesen treibt, beeindrucken zu lassen.«
    »Gute Idee.«
    Lenz schluckte. Am liebsten wäre er wirklich aus dem Raum und der Wohnung gestürmt, weil der Anblick des Toten bei ihm einen brutalen Brechreiz ausgelöst hatte, den er gerade so eben noch unter Kontrolle halten konnte.
    »Hat er irgendwas Sichtbares?«, wollte er mit Blick auf die gegenüberliegenden Stockbetten wissen. »Ich meine einen eingeschlagenen Schädel oder eine Stichverletzung oder so was. Etwas, das uns einen natürlichen Tod zu 100 Prozent ausschließen lässt.«
    »Hmm«, machte die Rechtsmedizinerin, »da muss ich Sie zunächst enttäuschen. Nach meiner ersten, groben Untersuchung der Oberseite ist keine äußere Einwirkung, die zum Tod geführt haben könnte, festzustellen. Das muss nichts heißen, wie Sie genauso gut wie ich wissen, aber den ganz schnellen Erfolg kann ich Ihnen bis jetzt nicht bieten.«
    Sie griff nach dem linken Arm des Leichnams, zog ihn vorsichtig nach oben, drückte mit der anderen Hand gegen die Schulter und wollte einen schnellen Blick auf die Rückenpartie werfen, wurde jedoch von einem lauten, an den Klang einer Tuba oder einer Posaune erinnernden Geräusch gestoppt.
    Die Ärztin ließ alles los, was sie in der Hand gehalten hatte, sprang auf und trat ein paar Meter zur Seite. Lenz sah ihrem Treiben mit großen Augen zu.
    »Der Herr, und es ist einer, so viel steht schon mal fest, hat uns mit einer Flatulenz belästigt. Das ist nicht ungewöhnlich, aber ich will nicht im direkten Abgasstrahl der Gerüche sitzen. Also warten wir einen kleinen Moment, bis sich die gröbste Duftwolke aufgelöst hat.«
    »Sie meinen, er hat …?«
    »Genau, er hat uns mit einem Darmwind belegt«, erklärte sie seelenruhig. »Aber wenn Sie sich seinen aufgedunsenen Körper anschauen, ist das im Augenblick eher noch ein kleines Problem. Richtig stinken wird er, wenn er bei uns auf dem Tisch liegt und ein Skalpell in ihn eindringt.«
    Damit trat sie nach einer kurzen Pause wieder nach vorn, beugte sich zu dem Toten hinab, griff erneut nach seinem Arm, und diesmal schaffte sie es, ihn ohne irgendwelche Störfeuer auf die Seite zu drehen.
    »Auch auf der Unterseite ist er nicht mit einem Dolch gespickt, Herr Kommissar«, erklärte sie schwer atmend und ließ den toten Körper wieder in seine ursprüngliche Position zurückgleiten. Danach griff sie zu einer Schere und trennte das Hemd der Leiche auf.
    »Puh«, machte sie. »Der Kerl ist ja eine einzige Fototapete gewesen.«
    »Wie meinen Sie das?«, wollte Lenz wissen.
    »Wie soll ich das schon meinen? Der Rücken des Mannes,

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