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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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etwa zu der Zeit, als du und ich uns kennengelernt haben, aber trotzdem sitzt der Stachel noch immer tief in meinem Fleisch.«
    »Dein Schoppen-Erich ist Puffgänger? Das wusste ich ja gar nicht.«
    Maria griff nach einem Löffel, der neben dem Teller lag und den der Kommissar bis zu diesem Augenblick keines Blickes gewürdigt hatte, drückte ihm das silberne Essbesteck in die Hand und funkelte ihn dabei angriffslustig an.
    »Er ist seit ein paar Wochen nicht mehr mein Schoppen-Erich, falls du das vergessen haben solltest. Und ja, Erich Zeislinger ist Puffgänger. Schon immer gewesen und vermutlich auch in Zukunft nicht davon abzubringen. Natürlich hat er, nach eigener Aussage, dort nie selbst irgendwas gemacht, sondern immer nur den anderen bösen Buben, also seinen Parteikumpels, beim Bumsen sekundiert. Oder was immer er mir sonst noch erzählt hat.«
    Sie wischte sich mit der Rechten eine Haarsträhne aus dem Gesicht, nahm den unbenutzten Löffel wieder an sich, tauchte ihn in die Suppe und schob dem verdutzten Lenz die wohlschmeckende Brühe in den Mund.
    »He, he«, muckte der kurz auf.
    »Ruhe. Ich wette, du hast wieder den ganzen Tag über nichts Gescheites gegessen. Oder irgendwas vom Bäcker, was ganz und gar nicht gesund ist. Also, sei still und lass mich machen.«
    »Und was ist nun mit diesem Tondo?«, nuschelte der Kommissar mit vollem Mund. »Und warum war dein Exmann mit ihm im Puff?«
    »Was genau die beiden getrieben hat, sich für Geld befriedigen zu lassen – und dass es dazu gekommen ist, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel -, kann ich dir natürlich nicht beantworten. Ich vermute aber mal ganz keck, dass sie einfach Lust auf Zipfelspiele hatten. Immerhin hat mein Exmann das zu diesem Zeitpunkt zu Hause nicht mehr bekommen, auch und schon gar nicht für Geld.«
    »Also die beiden waren zusammen im Freudenhaus«, fasste Lenz zusammen. »So weit, so schlecht. Aber heißt das nun, dass du diesen Tondo näher kennengelernt hast?«
    Maria schob ihm den gefüllten Löffel erneut in den Mund.
    »Klar, sag ich doch. Tondo hat Erich manchmal im Rathaus besucht, und bestimmt gab es auch offizielle Termine, zu denen sie sich gesehen haben. Und daneben haben sie sich immer mal wieder auf einen Wein oder eine Zigarre getroffen. Tondo hat ab und an wirklich gute Rauchwaren zu bieten gehabt, zumindest hat Erich mir davon vorgeschwärmt. Und das eine Mal sind sie nach solch einer Zusammenkunft eben auch im Puff gelandet.«
    Sie dachte kurz nach.
    »Obwohl, wer glaubt schon, dass es bei diesem einen Mal geblieben ist? Ich zumindest nicht. Aber das war schon damals nicht mehr mein Problem.«
    »Wie hast du davon erfahren? Stand doch vermutlich nicht in der Zeitung, oder?«
    Maria lachte so laut auf, dass Lenz befürchtete, der Inhalt des schon wieder auf dem Weg zu seinem Mund befindlichen Löffels würde auf seiner Hose landen, doch seine zukünftige Frau balancierte die Suppe trotz ihres Giggelns mit bemerkenswerter Sicherheit zu seinem Mund.
    »Nein, das stand nicht in der Zeitung, Paul. Aber wir haben auch damals schon in einer Welt gelebt, in der so etwas nicht unbedingt geheim geblieben ist. Eine der Frauen, die an dem Abend dabei waren, hat einer Freundin etwas erzählt, und die hat es weitergetragen. So kam eines zum anderen, und wenn Erich nicht über so gute Verbindungen zu unserer Lokalpostille verfügen würde, hätte es vermutlich wirklich den Weg in die Zeitung gefunden. Hat es aber nicht, und das war mir auch ganz recht so.«
    »Wie hast du davon erfahren?«
    »Eine Freundin, deren Putzfrau sowohl bei ihr wie auch in dem Etablissement sauber gemacht hat, wollte plötzlich unbedingt einen Kaffee mit mir trinken gehen. Dabei hat sie es ganz nonchalant fallen gelassen. Frei nach dem Motto: ›Das wirst du dir doch nicht gefallen lassen, Maria?‹«
    »Hast du aber.«
    »Ja, das habe ich. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie egal mir die Sache damals gewesen ist. Obwohl …«
    Wieder machte sie eine Pause.
    »Eigentlich war es mir gar nicht so unrecht. Erich hatte immer wieder mal solche merkwürdigen Anwandlungen, dass wir es im Bett noch einmal miteinander probieren sollten. Aber danach war es damit nun wirklich vorüber. Außerdem bist so etwa um diese Zeit du in meinem Leben aufgetaucht.«
    »Aber ihr habt doch darüber gesprochen?«
    »Natürlich.«
    »Und?«
    Maria füllte erneut den Löffel und ließ den Inhalt in den Mund des Polizisten gleiten.
    »Du willst es aber wirklich genau

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