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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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hatte schon befürchtet, du würdest noch auf irgendwelchen ehelichen Pflichten bestehen.«
    Maria betrachtete ihren zukünftigen Mann ein paar Sekunden lang mit einer Mischung aus Bedauern und Mitleid.
    »Erstens haben wir noch ein paar Wochen Zeit, bis die Pflichten ehelich werden, und zweitens erscheinst du mir zumindest heute Abend nicht mehr in der Lage, so etwas wie eine sexuelle Kür mit mir aufs Parkett zu legen. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie hätte ich vermutlich das Gefühl, ein totes Pferd zu reiten.«
    »Immerhin könntest du den lahmen Gaul noch erschießen.«
    »Keine schlechte Idee. Ich werde darüber nachdenken.«

27
     
    Watane Origawa starrte mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen und noch immer laut schreiend auf die Szenerie, die sich ihr etwa vier Meter entfernt darbot. Im flackernden, gelblich schimmernden Licht des Feuerzeugs in Yokos Hand erkannte sie das ausdruckslose Gesicht von Shinji Obo, ihrem Freund. Seine zu Berge stehenden Haare waren mit Reif bedeckt und wirkten weiß wie die Mähne eines alten Mannes, seine leeren Augen fixierten einen Punkt im Nichts und sein Mund hing schief aufgeklappt zur Seite. Der Rücken des jungen Mannes lehnte schlapp an der Rückseite des Kühlhauses, und die Beine baumelten über den Rand der Kiste, auf der man ihn abgesetzt hatte. Watanes Schreien hatte noch immer kein Ende gefunden und offenbar hörte die Frau auch nicht das Rufen ihrer Freundin. Völlig starr vor Entsetzen, blickte sie auf ihren toten Freund und schrie dabei aus Leibeskräften, bis Yokos flache Hand mit voller Wucht auf ihre Wange knallte. Schlagartig setzte Ruhe ein.
    »Sorry, Watane, aber dein infernalisches Gebrüll hätte ich keine Zehntelsekunde länger ausgehalten«, erklärte die Großcousine von Daijiro Tondo entschuldigend und ließ das brennend heiße Feuerzeug aus der Hand gleiten. Urplötzlich umfing die beiden Frauen völlige Dunkelheit, und sofort fing Watane wieder an zu schreien.
    »Was ist denn, verdammt noch mal, los mit dir?«, wollte Yoko, nun mit mächtig Ärger in der Stimme, wissen.
    »Das … da … «, flüsterte Watane, gerade so, als ob sie Angst davor hätte, dass jemand ihre Worte würde mithören können. »Ich habe Shinji gesehen. Er sitzt da drüben.«
    »Was? Wo denn?«
    Wieder begann Watane laut zu schluchzen.
    »Shinji ist tot, Yoko. Er ist tot!«
    »Warte mal. Bist du wirklich sicher, dass es dein Shinji ist?«
    »Ich habe sein Gesicht ganz genau gesehen. Er ist es, er ist tot!«
    Mit diesen Worten knickten Watane die Beine weg. Die junge Frau fiel auf die Knie, wobei das linke direkt auf dem am Boden liegenden Feuerzeug landete, was sie jedoch nicht mitbekam, weil sich ihr Gehirn längst abgemeldet hatte. Bewusstlos schlug ihr Körper seitlich auf und drehte sich um ein paar Grad nach links. Das Nächste, was Yoko aus der Dunkelheit unter ihr zu hören bekam, war der tiefe Besorgnis auslösende, von einem hässlichen Geräusch begleitete Aufprall von Watanes Kopf auf dem kalten, harten Betonboden.
    »Scheiße«, murmelte die Frau aus Sapporo. »Wo bin ich, verdammt noch mal, hier bloß rein geraten?«
    Damit bückte sie sich und tastete auf der Suche nach ihrem Feuerzeug den Boden ab. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich den noch immer extrem heißen Anzünder in der Hand halten, die Flamme in Gang setzen und nach Watane sehen konnte. Über deren Gesicht lief ein breiter, dunkelrot schimmernder Blutstreifen, der aus einem klaffenden, tiefen und mehrere Zentimeter langen Riss direkt über ihrer Stirn austrat. Als sie sich näher an die Wunde heranbewegte, konnte Yoko deutlich das pulsierende Gewebe der Kopfhaut erkennen. Vorsichtig brachte sie mit der freien linken Hand ihre bewusstlose Freundin in eine stabile Lage auf der Seite und schob langsam deren rechten Arm unter den Kopf. Dann stand die Japanerin auf und drehte sich in jene Richtung, in die Watane kurz zuvor offenbar geschaut hatte.
    Oh mein Gott , schoss es ihr durch den Kopf, als sie den auf einer Pappkiste sitzenden Körper eines Mannes erkannte, und ein heftiges Schlucken ließ ihren gesamten Körper erzittern. Nach vorn gebeugt und mit zusammengekniffenen Augenlidern, trat sie vorsichtig auf den vermutlich tiefgefrorenen Körper zu, hob das Feuerzeug ein paar Zentimeter an und sah dem Mann aus etwa einem Meter Abstand direkt ins Gesicht. Gleichzeitig mit einem gewaltigen Schauer, der über ihren Rücken raste, vermeldete ihr Magen, dass der direkte Anblick

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