Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
rumtrage.«
»Dann solltest du besser auf meine Frage antworten, Maria«, gab er drohend zurück, ohne die Finger von ihr zu nehmen.
»Gut, gut, ich gehorche«, lachte sie auf. »Also, soweit ich weiß, gehört Tondo die Nipimex. Ich denke, das soll ein Wortspiel aus Nippon, also Japan, und Import-Export sein. Womit er genau handelt, kann ich dir aber wirklich nicht sagen, weil mich das nie interessiert hat. Ich stehe nun mal nicht auf Sushi oder andere dieser sonderbaren Köstlichkeiten.«
»Aber seine Geschäfte sehen für eine Außenstehende wie dich schon legal aus, oder?«
»Legal …«, dachte Maria laut nach, »… sieht das, was er macht, für mich als Außenstehende, wie du es nennst, schon aus, ja. Aber ob er nun alle seine Steuern pünktlich zahlt und ob er alle seine Mitarbeiter tatsächlich sauber angemeldet hat, kann ich dir nicht sagen. Wenn man genau hinsieht und penetrant sucht, findet man immer was, zumindest denke ich das, aber wie es bei ihm nun hinter den Kulissen aussieht? Wer weiß das schon?«
»Ich zumindest nicht«, erwiderte der Kommissar müde. Dann fiel ihm ein, dass er Maria noch mit keinem Wort von dem Fischfund in der Mombachstraße sowie dem Tod der beiden lokalen Fußballgrößen erzählt hatte, was er augenblicklich nachholte.
»Von diesen Eberhardt-Brüdern habe ich nie in meinem Leben etwas gehört«, war ihre erste Reaktion auf seine detaillierte Schilderung. »Aber wenn ich dich richtig verstehe, kann ich mich darauf einstellen, dass wir in den nächsten Monaten verstärkt Fisch zu essen kriegen, was?«
»Nein, Maria, das auf keinen Fall. Wenn es sich, wie ich vermute, bei dem Fund um Diebesgut handelt, wird das Zeug zuerst sichergestellt und danach vernichtet. Es ist definitiv nicht so«, klärte er seine zukünftige Frau amüsiert auf, »dass der Fisch an die ermittelnden darbenden Kriminalbeamten verteilt wird.«
»Wie gesagt, ich mache mir nicht so viel aus diesem Zeug. Und Omega-3-Fettsäuren fand ich schon immer deutlich überbewertet. Da gibt es gesundheitsdienlichere Dinge, an denen wir gemeinen Mitteleuropäer uns viel eher austoben sollten.«
Lenz wuchtete sie auf seinen anderen Oberschenkel, verteilte ihr Gewicht ein wenig und streichelte ihr liebevoll über das Gesicht.
»Apropos Gesundheit«, setzte er vorsichtig an, »hattest du nicht heute wieder einen Termin bei deiner Therapeutin?«
Maria nickte.
»Ja, heute Nachmittag.«
»Und, wie war es?«
Sie überlegte ein paar Wimpernschläge lang.
»Echt gut. So langsam komme ich an den Punkt, wo ich eine Entwicklung zum Besseren wahrnehmen kann.«
»Aber die Panik, wenn du allein nach Hause kommst oder zu Hause bist, ist noch nicht komplett weg, oder?«
»Nein, natürlich ist da immer noch dieses diffuse Unbehagen. Meine Frau Sommer, die Therapeutin, sagt dazu, dass dieser, im wahrsten Sinn des Wortes, Einschlag schon recht schwerwiegend war. Und dass es nicht ungewöhnlich ist, danach ein paar Phobien zu entwickeln. Allerdings macht sie mir auch Mut, indem sie immer wieder betont, dass gerade solche Ängste gut zu therapieren seien.«
Maria bezog sich auf einen Vorfall etwa ein halbes Jahr zuvor, als sie auf dem Nachhauseweg direkt vor der Haustür überfallen, bedroht und zusammengeschlagen worden war. Die Suche nach dem Täter hatte zu keinem Ergebnis geführt, wobei Maria noch immer daran festhielt, dass Erich Zeislinger, ihr mittlerweile geschiedener Mann, der Auftraggeber der Attacke war. Beweisen hatte sie ihren Verdacht leider nie können.
»Allerdings«, kam sie, von seinem Gähnen angesteckt, auf ihr voriges Thema zurück, »scheint es schon recht naheliegend, dass es eine Verbindung gibt zwischen diesen beiden toten Kickern, ihren merkwürdigen Fischen in der Lagerhalle, dem anderen Toten aus der Laubenkolonie und den Japanerinnen, die verschwunden sind?«
Lenz nickte.
»Und vergiss bitte nicht den Japaner, den wir in der Philippistraße gefunden haben.«
»Ach ja, den hätte ich jetzt glatt unterschlagen.«
Der Kommissar gähnte erneut herzhaft.
»Wie du siehst, Maria, ist mein berufliches Leben wirklich kein leichtes. Aber du hast natürlich recht mit deiner Vermutung, dass es irgendwo eine Verbindungslinie geben muss zwischen all diesen Menschen, ob sie nun tot sind oder nicht.«
»Tot oder nicht, ist ein gutes Stichwort. Ich bin todmüde, Paul, und würde gerne auf der Stelle schlafen gehen.«
Lenz zog eine Augenbraue hoch und machte dabei ein überaus glückliches Gesicht.
»Ich
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