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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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wie Mallorca und Teneriffa zu den inoffiziellen deutschen Kolonien.«
    »Hm.« Sie blätterte weiter. »Abenteuer-Urlaub im Jemen. Wäre das nichts?«
    »Zu teuer!«, winkte ich ab. »Dort löhnt man doch zweimal.
    Erst den Reisepreis und dann das Lösegeld, damit dich die Kidnapper wieder rauslassen.«
    Tibet kam auch nicht in Frage, da kann man nicht tauchen, und am Schwarzen Meer sitzen zu viele Russen. Ja, wenn wir Margit dabeihaben würden, Steffis Trauzeugin, die seinerzeit zusammen mit mir das frisch vermählte Paar auf der Hochzeitsreise begleitet hatte. Margit ist nämlich Dolmetscherin, unter anderem auch für Russisch, und sie hatte es sich seinerzeit zur Aufgabe gemacht, uns ein paar Grundbegriffe der russischen Sprache beizubringen. Jeden Tag mussten wir eine neue Vokabel lernen. Etwas nachteilig für unseren Schnellkurs wirkte sich die Tatsache aus, dass Margit vorwiegend für technische Übersetzungen herangezogen wird, und so wussten wir schon nach einer Woche, was auf Russisch Steckdose, Umspannwerk oder druckaufgeladene Wirbelschichtfeuerung (topka s psevda aschischennim slojem pod davlenijem) heißt, doch bei Tintenfisch und Muschelragout, in karibischen Breiten durchaus gängige Begriffe, musste sie passen. »Das hat damals auf keiner Moskauer Speisekarte gestanden!« Aber was Tauchen heißt, wusste sie: Pod vod noj e plavanje s akva langom.
    Seitdem ist mir auch klar, weshalb sie sich für ein Studium der russischen Sprache entschieden hat. Übersetzungen werden nämlich nach Anschlägen honoriert!
    Als Hannes aus den Katakomben auftauchte, saßen wir noch immer über dem Katalog, doch jetzt wussten wir wenigstens, wohin wir nicht wollten. »Entweder ist es zu teuer, oder es ist kein Meer dabei«, klärte Steffi ihren Mann auf, »es sei denn, du wärst mit einer Bambushütte zufrieden, weil die in Vietnam dem Tourismus noch etwas hinterherhinken.«
    Hannes wollte aber in keine Bambushütte (ich übrigens auch nicht). »Bekanntlich besteht unser Planet zu siebzig Prozent aus Meer, da muss es doch möglich sein, ein Stückchen Ufer zu finden mit einem Hotel darauf und ein paar Tauchgründen davor!« Nur kurz blätterte er durch unseren Individualisten-Katalog, dann knallte er ihn geöffnet auf den Tisch. »Hier, die Philippinen! Das wär’s doch! Dort haben die Amis im zweiten Weltkrieg die halbe japanische Flotte versenkt.«
    »Ja, und?«
    Er schenkte mir nur einen mitleidigen Blick. »So kann auch bloß ein blutiger Laie fragen! Schon mal was von Wracktauchen gehört?«
    Gehört ja, blutiger Laie nein, immerhin hatte ich damals einen Tauchkurs mitgemacht, hatte lediglich ab einer bestimmten Wassertiefe keinen Druckausgleich geschafft und schließlich aufgeben müssen. Nur bin ich davon überzeugt, dass mich kein Mensch jemals zu einer Besichtigungsschwimmtour durch ein versunkenes Schiff gebracht hätte. Bei meinem miserablen Orientierungssinn würde ich nie wieder den Ausstieg finden!
    »Philippinen?« Steffi goss eine weitere Runde Tee in die Tassen. »Soll ich neuen kochen, oder gehen wir danach zu etwas Gehaltvollerem über? Wie wäre es mit ’nem Sherry?«
    Sherry war genehm. Und während sie die Gläser holte und Hannes im Bad verschwand, suchte ich im Katalog verstohlen die Seite, auf der immer die geographischen Stichworte zu den jeweiligen Reisezielen stehen. Natürlich wusste ich, wo die Philippinen liegen, jedenfalls so ungefähr, irgendwo in der Nähe von China, logischerweise im Meer, doch China ist bekanntlich sehr groß, das Meer auch, und die Philippinen sind ziemlich klein.
    Richtig geortet hatte ich sie immer noch nicht, als Steffi prompt wissen wollte: »Wo liegen die überhaupt?«
    »Wer liegt wo?«
    »Na, die Philippinen!«
    »Südlich von China!«, behauptete ich kühn, aber Hannes’ mokantes Grinsen war mir nicht entgangen. »Warum nicht gleich ›nördlich von Australien‹?«, meinte er nur.
    »Einigen wir uns also auf irgendwo dazwischen«, beschloss Steffi, stellte die Gläser auf den Tisch und reichte Hannes die dunkelblaue Flasche. »Mach mal auf! Ist übrigens die letzte, und ich habe hier in der Gegend noch immer keinen Laden gefunden, der diesen Cream-Sherry führt.«
    »Deshalb wird’s ja auch Zeit, dass wir Urlaub machen.« Er füllte die Gläser und reichte jedem eins, bevor er die Flasche gegen das Licht hielt. »Die hier stammt nämlich aus dem Duty-free-Shop in London-Heathrow.«
    »Na, dann also ein Prost auf die Philippinen!« Steffi hob ihr Glas. »Und

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