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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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als du klein warst.«
    »Wie denn?«
    Sólveig schaute Hulda an, und sie fingen an lauthals zu lachen.
    »Was habe ich gesagt?«, wollte Pálmi wissen.
    »Pompons und Pussi.«
    Das Lachen verebbte, als Pálmi keinerlei Reaktion zeigte.

Sechsundzwanzig
    Um vier Uhr in der Nacht klingelte Erlendurs Telefon. Sigurður Óli war dran, er klang aufgebracht.
    »Sie haben ihm den Gürtel nicht abgenommen«, sagte er. »Kapierst du so etwas? Sie haben ihn mitsamt seinem Gürtel in die Zelle zurückgebracht, und er hat sich erhängt. Diese verfluchten Idioten!«
    »Sigmar ist also tot, oder was?«, fragte Erlendur und richtete sich halb im Bett auf.
    »Ich konnte nicht einschlafen. Darum habe ich im Untersuchungsgefängnis angerufen und darum gebeten, nach Sigmar zu sehen. Als sie das machten, baumelte er bereits am Fenstergitter.«
    »Ich komme«, sagte Erlendur grimmig und legte auf.
    Zehn kleine Zellen reihten sich im Korridor des Untersuchungsgefängnisses aneinander. Innen waren sie alle mit dünner, hellgrüner Farbe gestrichen, und auf dem Fußboden befand sich eine dickere Schicht grauen Fußbodenlacks. In jeder Zelle gab es in einer Ecke eine Matratze auf einer betonierten Erhöhung, und an der Wand gegenüber der Tür war ein Fenster mit drei Gitterstäben. Sigmar war in der dritten Zelle. Er hatte seinen breiten Ledergürtel um die mittlere Stange des Fensters geschlungen, sich ihn um den Hals gelegt und war dann wahrscheinlich vom Bett gesprungen. Als Erlendur und Sigurður Óli eintrafen, hing er noch immer dort. Ein paar Wärter und einige Polizisten liefen auf dem Korridor auf und ab.
    »Wer hat ihn mit diesem Gürtel in die Zelle zurückgebracht?«, fragte Erlendur wütend, als er eintrat. »Her mit diesem Idioten.«
    Zwei junge Männer in Gefängniswärteruniform traten vor. Sie hatten Nachtschicht und waren für den Gefangenen verantwortlich gewesen. Beide waren erst kürzlich eingestellt worden, nachdem sie zuvor bei einem privaten Sicherheitsdienst gearbeitet hatten.
    »Wart ihr das?«, schnauzte Erlendur sie an und trat so dicht an sie heran, als wolle er auf sie losgehen. »Seid ihr euch darüber im Klaren, dass ihr für den Tod dieses Mannes verantwortlich seid? Das war kein gewöhnlicher Mann, sondern der Hauptzeuge in einem Mordfall. Ist euch klar, dass ihr dank eurer Dämlichkeit womöglich verhindert habt, dass dieser Fall jemals gelöst werden kann? Tut mir den Gefallen und verschwindet, bevor ich euch in eine von diesen Zellen einbuchten lasse, weil ihr die Ermittlung behindert habt. Und lasst euch hier ja nicht wieder blicken. Nie wieder!«
    Die Männer wagten nicht zu protestieren und verschwanden kleinlaut. In der Zwischenzeit hatte Sigurður Óli Sigmars Zelle betreten und schaute sich um.
    »Er hatte nichts bei sich, als er heute Morgen zu uns gekommen ist, nein, warte mal, gestern Morgen war es wohl«, sagte Erlendur, der ebenfalls in die Zelle gekommen war. »Er wurde routinemäßig gefilzt und gebeten, alles auszuhändigen, was er in den Taschen hatte. Da war nichts, alle Taschen waren leer. Aber schau mal hier«, sagte Sigurður Óli und hob Sigmars rechte Hand hoch. »Er hat sich an der Fingerkuppe des Zeigefingers verletzt.« Erlendur trat hinzu, nahm die Hand und betrachtete aufmerksam die Wunde.
    »Wie konnte er sich hier drinnen verletzen?«, sagte er wie zu sich selbst, blickte sich um, entdeckte aber nichts Spitzes in der Zelle. Die einzigen losen Gegenstände waren ein Stück Seife auf dem kleinen Waschbecken in der Ecke und eine Rolle Toilettenpapier.
    Sigurður Óli wies mit dem Finger auf den Gürtel, und sie bemerkten ein wenig Blut am Dorn der Schnalle. Sigmar hatte sich selbst eine Wunde am Finger zugefügt und Blut herausgepresst.
    »Wozu hat er das gemacht, zum Kuckuck noch mal?«, fragte Sigurður Óli völlig perplex. Nach fast vierundzwanzig Stunden ohne Schlaf war er hundemüde und womöglich noch gereizter als Erlendur.
    »Vielleicht wollte er uns eine Nachricht hinterlassen«, sagte Erlendur und schaute sich um. Vielleicht wollte er damit schreiben. Aber hier gibt es kein Papier. Worauf hast du geschrieben, Sigmar?«
    Sie untersuchten sämtliche Wände, vor allem die Ecken, ebenso die Matratze, das kleine Waschbecken und die Kloschüssel, ohne etwas zu entdecken. Sie knieten sich auf den Boden, aber sie fanden nichts. Dann standen sie wieder vor Sigmars Leiche und sahen zu ihm hoch.
    »Dann gibt es nur noch eine Möglichkeit«, sagte Sigurður Óli.
    »Nehmt ihn

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