Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
Geschwätz von wegen Herzversagen‹, erklärte sie.
    Ich glaube, Aggi ist obduziert worden, aber wir haben nie erfahren, was dabei herausgekommen ist. Sein Tod war für alle ein komplettes Rätsel. Und nur knapp eine Woche nach seiner Beerdigung kam die Nachricht von Gísli, der zu Verwandten aufs Land gefahren war. Er hatte angeblich die Kontrolle über einen Traktor verloren und war vom Weg abgekommen. Der Traktor hatte Gísli unter sich begraben, und man ging davon aus, dass er auf der Stelle tot gewesen ist. Damals ließ man ohne Bedenken Kinder auf Treckern herumfahren, die keinerlei Sicherheitsvorkehrungen hatten.«
    »Er ist natürlich nicht obduziert worden«, sagte Kiddi Kolke. »Wenn das gemacht worden wäre, hätten die Ärzte bestimmt herausgefunden, dass er schon tot war, als der Traktor ihn unter sich begrub. Davon bin ich überzeugt. Es war bestimmt die gleiche Todesursache wie bei Aggi.«
    »Sævar Kreutz«, sagte Pálmi, der Name klang ihm in den Ohren. »Sævar Kreutz.«
    »Den Kerl schnappen wir uns. Wir schleichen uns in seine Festung ein und räuchern ihn aus«, sagte Kiddi Kolke.

Sechsunddreißig
    »Seid ihr allen Ernstes der Meinung, dass Sævar Kreutz etwas mit diesem Fall zu tun hat?«
    Erlendur und Sigurður Óli saßen im Büro des Polizeidirektors. Die Miene des Bosses hatte sich im Laufe des Gesprächs etliche Male verzerrt, während sie detailliert über den Stand der Ermittlung berichteten und erzählten, dass die Zeugenaussagen von Sigmar und Guðrún Klemenzdóttir darin übereinstimmten, dass Sævar Kreutz der Drahtzieher war. Ihnen war klar, wie unwahrscheinlich das alles klang, aber das waren die Ergebnisse, die ihnen vorlagen. Wenn sämtliche Fäden in der Ermittlung bei Sævar Kreutz zusammenliefen, mussten sie sich dringend mit ihm unterhalten. Zufälligerweise war er sogar gerade in Island, und sie hatten vor, ihm einen Besuch abzustatten. Der Polizeidirektor war korpulent, und die Lücken zwischen seinen Zähnen erinnerten Erlendur an ein kleines Schweinchen. Angeblich ist man ja das, was man isst, fiel ihm ein, und wenn das stimmt, dann liebt dieser Mann Schweinefleisch. Erlendur nannte ihn immer den Besprechungstiger, weil bei ihm alles in Besprechungen ausartete. Der Polizeichef war im Laufe des Gesprächs immer unruhiger geworden, und auf seiner Oberlippe perlten kleine Schweißtropfen. Erlendur und Sigurður Óli war das Foto auf seinem Schreibtisch bestens bekannt. Es zeigte ihn, wie er dem Premierminister die Hand schüttelte, von dem es wiederum hieß, er sei einer der wenigen privaten Bekannten von Sævar Kreutz.
    »Aber dieser Fall dreht sich doch gar nicht um eine Sonderklasse, die sich vor dreißig Jahren oder so gedopt hat oder gedopt wurde. Es geht hier doch um einen ganz klaren Fall von Brandstiftung und Mord. Meiner Ansicht nach solltet ihr diesen Aspekt in den Mittelpunkt stellen. Wir sind in erster Linie hinter dem Mörder von Halldór her, und ihr hängt euch da ganz schön weit aus dem Fenster, wenn ihr Sævar Kreutz da reinziehen wollt. Ich kann absolut nicht sehen, dass er irgendwas mit dieser Sache zu tun hat.«
    »Welche Gewissheit hast du dafür?«, fragte Erlendur vorsichtig. Die Verbindungen zwischen den isländischen Privilegierten und ihre heißen Drähte zu den Regierungsstellen waren intensiv und liefen über viele Schienen.
    »Es muss euch doch selber klar sein, wie weit das hergeholt ist. Warum sollte ein Mann wie Sævar, der zudem sowieso kaum mehr was mit Island am Hut hat, hinter einem Mord an einem pensionierten Lehrer stecken? Das Einzige, was ihr in den Händen habt, sind die Aussagen eines Junkies und irgendeiner alten Schachtel, die behauptet, Kindern heimlich Blutproben entnommen zu haben. Findet ihr das nicht reichlich dünn? Ich sage euch, ich habe mit dem Premierminister darüber gesprochen, und er ist äußerst besorgt über die Richtung, die diese Ermittlung zu nehmen scheint.«
    »Wenn das wirklich so dünn ist, wieso mischt sich dann der Premierminister da ein?«
    »Es ist sein gutes Recht, sich über den Gang der Ermittlungen zu informieren.«
    »Aha, der Herr Premierminister wird also auf dem Laufenden gehalten. Darf man vielleicht fragen, seit wann?«, fragte Erlendur.
    »Seit wann?« Der Polizeidirektor war sprachlos. »Was spielt denn das für eine verdammte Rolle? Er ist besorgt wegen dieser Ermittlungen, und das kann ich gut verstehen.«
    »Dann können wir also davon ausgehen, dass auch Sævar Kreutz das eine oder

Weitere Kostenlose Bücher