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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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was nicht stimmt. Jaja, und kommen Sie mir jetzt nicht
mit blöden Vorurteilen über Frauen und ihr Gefühl.«
    Mit Bedauern stellte Freund fest, dass sein Glas leer war. Nach
diesem Tag zog diese junge Inspektorin ihm den letzten Nerv. Noch viel mehr
störte ihn jedoch, dass auch bei ihm längst Zweifel aufgekommen waren.
    »Sie werden sich wundern, ich halte sehr viel von Gefühl in unserer
Arbeit. Oft kann man sich nur darauf verlassen. Aber deshalb dürfen wir die
Gesetze nicht ignorieren.«
    »Vorschrift ist Vorschrift, oder was? Ich betrachte das als Gefahr
im Verzug, und deshalb darf ich bei Köstner rein.«
    »Sie könnten ja die Hausangestellte bitten, Sie einzulassen.«
    »Habe ich schon.«
    »Tut sie nicht?«
    »Ohne Erlaubnis von Herrn Köstner oder einen Durchsuchungsbefehl
gestattet sie gar nichts. Und sie hat keinen Grund, an Köstners Angaben zu
zweifeln. Deshalb gehe ich.«
    Entschlossen erhob sie sich und stapfte los. Aus der Hütte drang
kaum noch Licht ins Freie. Petzold war nur mehr ein Schatten, als sie sich
mitten auf der Wiese umwandte.
    »Kommen Sie?«
    »Rutschen Sie mir den Buckel runter!«
    Begleitet vom Zirpen der Grillen verschwand sie in der Nacht.
    Mit dem leeren Glas in der Hand stand Freund auf der Wiese und
starrte ins Dunkel. Irgendwo da draußen lief ein irrer Killer herum. Und er
würde weitertöten. Murnegg-Weiss blieb verschwunden. War Gerwald Köstner tiefer
in den Fall verstrickt, als sie angenommen hatten? Noch ein alter Mann. Alle
Opfer und Vermissten waren jenseits der sechzig oder noch deutlich älter.
Köstner passte ins Raster.
    »Verdammt«, murmelte er und eilte in die Hütte zum Autoschlüssel.

Wir sind eingeladen
    »Was soll das denn jetzt?«, fragte Claudia gereizt.
    »Ich muss die Kollegin aufhalten.«
    »Ist sie nicht alt genug, um zu wissen, was sie tut?«
    »Sollte man meinen.«
    »Hübsch ist sie auf jeden Fall.«
    Freund musste lachen. »Bist du etwa eifersüchtig?«
    »Na, du läufst mitten in der Nacht hinter einer attraktiven
Dreißigjährigen her. Was soll ich davon halten?«
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Halte davon, was du
willst. Ich komme bald zurück.«
    Während er zwischen den Heckenrosen hindurchhastete, telefonierte er
mit der Zentrale. Er wusste nicht, was für einen Wagen Petzold fuhr. Köstners
Adresse war ihm unbekannt. Er ließ sich zu Lukas Spazier verbinden, der sie ihm
verwundert durchgab.
    Den finsteren Weg nach Grinzing hinunter fand er mittlerweile im
Schlaf. Auf der hell erleuchteten Heurigenmeile drängten sich japanische
Touristen. Reisebusse verstopften die schmale Fahrbahn. Eine andere Route
existierte nicht. Blaulicht aufzusetzen war sinnlos.
    Seine Gedanken wanderten zurück zur vergangenen Nacht. Hermine
Rothers Leichenreste mit Vogelteilen im Licht einer Straßenlaterne wie eine
Riesenmotte. Was wollte der Verrückte? Welche Botschaft sandte er ihnen? Freund
rief sich Beschreibungen und Bedeutungen der mythischen Wesen in Erinnerung.
Teufel, Luzifer, Satyr, Harpyie. Das Feld war zu weit. War das die Absicht des
Täters. Vage bleiben? Wozu eine Nachricht, die keiner verstand? Was übersahen
sie? Vielleicht wollte er ihnen gar nichts mitteilen. Möglicherweise besaßen
die Figuren für ihn persönlich eine spezielle Bedeutung. Von der sie nichts
wissen konnten.
    Nachdem er den Stau hinter sich gelassen hatte, gab Freund Gas.
Leider besaß er nicht die Gelassenheit der Frauenstimme aus dem
Navigationsgerät. Als ob der Tag nicht alles geliefert hätte. Einen
grauenvollen Mord. Seine Degradierung. Eine eifersüchtige Frau. Und jetzt eine
wild gewordene Jungpolizistin. Fehlte nur mehr ein Autounfall. Da konnte ihn
auch die Idylle des Grünbezirks nicht besänftigen. Er fädelte den Wagen in das
Gassengewirr des Villenviertels. Irgendjemand könnte einmal diese Kastanien
beschneiden. Stahlen das ganze Licht der Straßenlampen. Nervtötend mild wies
ihm seine elektronische Stadtplanleserin den Weg. »Sie haben die Zielstraße
erreicht.« Freund parkte in der ersten Lücke, die er fand.
    Kaum stieg er aus dem Wagen, umhüllte ihn Tropenluft. Nach den ersten
Schritten spürte er auf seiner Stirn die Schweißtropfen. Die nächsten brachten
ihn zum Dampfen. Verdammter Klimawandel. Er sollte an den Nordpol umziehen. Wo
stand jetzt dieses Haus? In der Finsternis konnte er kaum die Hausnummern an
den Gartentoren entziffern.
    Drei Häuser weiter entdeckte er einen Schatten auf dem Gehsteig. Das
enge T-Shirt, die

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