Menschenteufel
ein, um sie zu
überwältigen.
»Verdammt«, zischte eine Stimme. »Ich bin es, Freund.«
Langsam lockerte der Oberinspektor seinen Griff.
»Sie haben mir einen Riesenschreck eingejagt!«, wisperte sie zurück.
»Was hat Sie jetzt doch hergetrieben?«
»Hier stimmt was nicht«, flüsterte Freund und ließ sie los. »Wenn
ich in so einem Haus wohne und auf Urlaub fahre, schalte ich die Alarmanlage
ein.«
»Sag ich doch.«
Endlich gibt er mir recht, freute sich Petzold. Gleichzeitig war sie
erleichtert, nicht allein zu sein.
»Wir rufen die Haushälterin an. Die hat einen Schlüssel.«
»Die schläft längst. Und selbst wenn nicht, braucht sie eine
Ewigkeit, bis sie da ist.«
»Wir holen sie ab.«
»Vielleicht brauchen wir gar keinen Schlüssel, wenn die Alarmanlage
nicht an ist.«
Freund schwieg einen Moment, dann sagte er: »Folgen Sie mir.«
Er sprang auf und lief zur Hauswand neben der Treppe.
»Wahrscheinlich sind irgendwo automatische Bewegungsmelder für die
Lichtanlage der Auffahrt installiert«, flüsterte er. »Allerdings sieht man das
Haustor von der Straße aus nicht und damit uns ebenso wenig.«
Er stieg die erste Stufe hoch, und das Licht sprang wieder an.
Petzold folgte ihm mit ein paar Sätzen zu der schweren Flügeltür aus dunklem
Holz, die mit Schnitzereien verziert war und aus der zwei große Messingknäufe
mit Rillen ragten.
Freund umfasste jeden mit einer Hand und versuchte sie in beide
Richtungen zu drehen. Mit einem gut geölten Schnappen sprang der rechte Flügel
auf.
»Keine Alarmanlage, Haus nicht abgeschlossen …«, stellte Petzold
fest. »Wir sind eingeladen.«
»Haben Sie eine Waffe mit?«
Demonstrativ hob sie ihre leeren Hände. »Und Sie?«
»Wozu sollten wir sie schon brauchen?«, erwiderte Freund und schob
die Tür auf.
Reißen Sie sich zusammen
Der alte Mann auf dem Tisch vor ihm war einfach nur erbärmlich.
Unkontrolliert zitterte er am ganzen Körper. Zwischen seinen Beinen hatte sich
der Inhalt seiner Blase und seines Darmes verteilt, die er nicht länger
beherrschte. Nun, bald würde er sie ohnehin nicht mehr brauchen. Aber so konnte
er nicht arbeiten.
»Reißen Sie sich zusammen, Murnegg«, zischte er ihn an. »Wenn ich
mich damals so benommen hätte.«
Wegen des Rotzens und Heulens konnte er die Erwiderung kaum
verstehen.
»Wann damals? Wer sind Sie? Warum tun Sie das?«
Auf einmal begann Murnegg-Weiss um Hilfe zu brüllen. Er schlug ihm
die Hand auf den Mund und ließ sie dort liegen. Murnegg-Weiss versuchte ihn zu
beißen. Er hatte nichts anderes erwartet und zuckte zurück. Dann schlug er noch
einmal zu und erstickte Murnegg-Weiss’ Schrei im Ansatz. Mit der freien Hand
zog er das Klebeband aus der Tasche, riss mit den Zähnen ein Stück davon ab und
klebte es dem Gefesselten über den Mund. Dann schnitt er noch ein größeres
Stück ab, das er zur Sicherheit über das erste heftete. Der Greis begann heftig
zu schnaufen, aus seiner Nase wuchsen Rotzblasen. Er wischte sie ihm mit einem
Taschentuch ab. Mit einem Skalpell stach er ein paar Löcher in den Knebel,
damit die Kreatur nicht vor der Zeit erstickte. Genug Luft zum Atmen, zu wenig,
um zu schreien.
Der andere Greis saß zusammengekrümmt auf seinem Stuhl. Als ihn sein
Blick traf, schaute er schnell weg. Er lächelte in sich hinein. Glaubte der
wirklich, dass er ihm so entkommen konnte? Mit einem Blick? Oder dass er seinen
Zorn besänftigen würde? Er war nicht zornig. Ganz ruhig war er. Ihn ärgerte
höchstens die Würdelosigkeit, mit der diese Figuren ihrem Schicksal begegneten.
Die Frau war nicht besser gewesen. Nur der Erste war beim Vorspiel ruhiger
gewesen. Bis er begriffen hatte, dass er es ernst meinte. Nach den ersten
Schnitten hatte dieser Wuster geglaubt, sich in eine Ohnmacht retten zu können.
Doch darauf war er vorbereitet gewesen. Er hatte ihn aufgeweckt und seine
Arbeit fortgesetzt. Immer wieder. Mit Erstaunen hatte er festgestellt, dass ihm
die Operationen keine Befriedigung verschafften. Vielmehr spornten sie seinen
Ehrgeiz an. Er verbiss sich, hoch konzentriert, bis er auf einmal fertig war.
Danach fühlte er sich leer. Wie eine Maschine erfüllte er die restlichen
Aufgaben. Räumte die Überreste weg. Brachte seine Schöpfung in den Wagen und an
ihren Bestimmungsort. Arrangierte sie. Auch wenn er nicht völlig achtlos
agierte, besonders vorsichtig war er nicht. Vielleicht hatte ihn sogar jemand
gesehen. Wenn dem so war, konnte ihn trotzdem niemand beschreiben. Manchmal
ging
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