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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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klatschte die Kopie einer Buchseite vor Freund auf den Tisch.
    »Sehen Sie hier, das ist der Heimleiter Mandtner, umringt von den,
wie es in der Bildunterschrift so schön heißt, großzügigen Unterstützern. Und
da, schräg hinter ihm, steht jemand, den wir beide kennen: Gerwald Köstner. Das
heißt, Sie kennen ihn gar nicht.«
    Freund bemühte sich, in der Dunkelheit noch etwas zu lesen. In der
Ferne rollte Donner. Viel war auf dem Bild nicht zu erkennen. Eine Gruppe
vorwiegend älterer Männer in Anzügen. Der Text darunter zählte ihre Namen auf,
und Köstners war darunter. Na und?
    »Ich fand es wenigstens interessant«, erklärte Petzold, »dass der
Mann, vor dessen Haus ein Afroamerikaner zusammengeschlagen wurde, im Mordfall
eines afroamerikanischen Soldaten aus den vierziger Jahren schon einmal
auftaucht.«
    Freund runzelte die Stirn. »Ziemlich weit hergeholt, diese
Verbindung.«
    »Aber sie besteht!«
    »Und warum kommen Sie damit zu mir?« Freund wollte ihr die Kopie
schon wieder zurückgeben, als sein Blick auf den mitkopierten Text fiel. »Lese
ich richtig, dass es sich um das Kinderheim Mariabitt handelt?«
    »Ja.«
    »Das hätten Sie früher sagen sollen!« Auf Petzolds fragenden Blick
erklärte er: »Sie können das nicht wissen: Sowohl Köstners Firmennachfolger
Martin Bram, den wir im Verdacht hatten, als auch das zweite Mordopfer, Hermine
Rother, waren Zöglinge dieses Heims. Rother war ein paar Jahre sogar seine
Leiterin. Und jetzt kommen Sie mit diesem Köstner daher, der dort Sponsor war.«
    »Ganz schön viele Zufälle auf einmal, was?«
    Nachdenklich starrte Freund auf das Blatt.
    »Glauben Sie, unsere Fälle hängen zusammen?«, fragte Petzold.
    »Ich wüsste nicht, wie. Wahrscheinlich war Köstner nur Bekannter
eines Mannes, der in einem uralten Mordfall als Zeuge gehört wurde.«
    »Das behauptet unser alter Kollege. Vielleicht täuscht ihn seine
Erinnerung nach so vielen Jahren.«
    »Selbst dann …«
    »Da ist noch etwas«, sagte Petzold. »Nachdem ich erfahren hatte,
dass Colin Short von den E-Mail-Schreibern Stiks an Gerwald Köstner verwiesen
worden war, wollte ich ihn ja noch einmal aufsuchen. Aber er war nicht da. Nach
meinem Fund heute versuchte ich es wieder. Am Telefon meldet er sich nicht. Und
an der Türklingel kann man drücken, solange man will. Da habe ich mich an etwas
anderes erinnert. Als ich in der Tatnacht mit ihm sprach, erzählte er von einer
Hausangestellten, die jeden Tag zu ihm kommt. Diese hat ein Kollege gleich am
nächsten Tag befragt. Ihre Aussage deckte sich mit Köstners. So weit, so gut.
Noch besser ist, dass wir dadurch ihre Telefonnummer und Adresse hatten. Ich
rief heute Abend bei ihr zu Hause an und fragte, wann ich Gerwald Köstner
antreffen könnte. Und wissen Sie, was die Frau geantwortet hat? Sie sagte: ›In
den nächsten Tagen gar nicht. Herr Köstner ist auf Urlaub.‹ Sie können sich
meine Überraschung vorstellen. Na gut, vielleicht war das ja geplant. Da redet
sie schon ungefragt weiter: ›Vor ein paar Tagen hat Herr Köstner mich
unerwartet angerufen und mir für die nächsten zwei Wochen freigegeben.‹ So viel
also zu geplant, denke ich mir. ›Und wann war das genau?‹, fragte ich sie
sicherheitshalber. ›Am Samstag, also vor vier Tagen‹, behauptet sie. Also
wenige Tage nach …«
    »Vor vier Tagen?«, unterbrach Freund, für den sich die Zufälle
langsam wirklich unnatürlich häuften.
    »Das sagte sie.«
    Schweigend musterte er Petzold, ohne sie wirklich anzusehen. In
seinem Kopf wirbelten die Gedanken.
    »Was?«, fragte sie schließlich.
    »Zu dieser Zeit verschwanden die beiden Opfer unseres Mörders und
ein dritter Mann, der mit ihnen in Verbindung steht.«
    Petzold holte tief Luft, atmete ganz langsam aus.
    »Nummer vier?«
    Ein Tropfen schlug auf die Blechtischplatte. Noch einer. Am Esstisch
vor der Hütte sah Claudia hoch, dann tippte sie weiter.
    Als für einen Sekundenbruchteil Petzolds Gesicht taghell beleuchtet
wurde, war es Zeit, den Sitzplatz zu wechseln.
    »Gehen wir hinein«, sagte er und packte Karaffen und Weinglas.
»Gleich ist hier der Teufel los.«
    Am Esstisch klappte Claudia ihren Computer zu und ging in die Hütte.
Skeptisch registrierte sie, dass Petzold keine Anstalten machte, zu gehen.
Freund war die Situation unangenehm. Doch die Inspektorin hatte einen Funken
gezündet. Unter der Markise an der Hüttenwand konnten sie vielleicht noch eine
Weile sitzen, ohne jemanden zu stören. Schwer fielen einzelne

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