Menschenteufel
anderen Grund getan?«, warf Freund
ein. »Wenn er überhaupt etwas getan hat.«
»Und was sollte das sein?«
»Keine Ahnung. Man kann Menschen falsche Versprechungen machen,
ihnen drohen, sie erpressen. Es müssen keine Schmiergelder gewesen sein.
Vielleicht ist alles nur Verleumdung.«
»Das glaubst du doch selbst nicht.«
Freund wusste nicht, was er glauben sollte. Nicht bei dieser Fülle
an Vorwürfen. Sein Gefühl sagte ihm, dass Murnegg-Weiss tatsächlich
Müllentsorgern, Bauherren und Lieferanten zu Diensten gewesen war.
»Ich glaube vor allem nicht, dass Murnegg-Weiss’ mögliche berufliche
Machenschaften mit seinem grausamen Tod zu tun haben«, erwiderte Freund. »Er
war seit Jahren in Pension. Mit der Bau- oder Müllmafia hatte er deshalb
wahrscheinlich nichts mehr zu tun. Wollten die ihn aus dem Weg räumen, hätten
sie es früher getan. Und auf andere Weise. Er wäre verschwunden und nie
wiederaufgetaucht, oder wir hätten ihn als angeblichen Selbstmörder gefunden.
Aber nicht so. Ich glaube, sein Tod und vor allem dessen Art und Weise haben
einen anderen Grund.«
»Und welchen?«
Freund zuckte mit den Schultern. »Gibt es noch etwas?«
»Ja«, sagte Marietta Varic. »Bei der Analyse der Telefon- und
Internetdaten.«
Auf ihrem Laptop präsentierte sie einen chaotischen Plan aus Linien,
Kästchen und Zahlen. »Sie konnten Wusters und Murnegg-Weiss’ geheimnisvolle SMS ordnen. Es ist tatsächlich, wie wir schon
vermuteten. In unregelmäßigen Abständen schickten sie ein SMS an eine Telefonnummer im Umfeld dieser Albaner, die
von der Abteilung organisierte Kriminalität überwacht werden. Das Netz der
Albaner ist auch für die Kollegen sehr schwer zu fassen, in ihrer Kommunikation
arbeiten die ziemlich professionell mit gestohlenen Handys, die sie andauernd
erneuern, da gibt es bislang nichts Handfestes. Fast schon eine Ausnahme bildet
ein Nummernkomplex, zu dem auch Wuster und Murnegg-Weiss gehören. Diese Leute
schicken ihre SMS immer von ihren ganz regulär
angemeldeten Nummern. Vielleicht wissen sie nicht, dass ihre
Kommunikationspartner mit gestohlenen Geräten arbeiten, oder es ist ihnen egal.
Auf jeden Fall bekamen sie immer prompt eine Antwort auf ihr SMS . So ging das zumindest, seit die Überwachung läuft.
Die beiden waren übrigens nicht die einzigen. Die Nummern der gestohlenen
Telefone waren immer nur für wenige Stunden oder Tage aktiv. In dieser Zeit
erhielten sie auch Nachrichten von einigen anderen Teilnehmern, die wiederum
umgehend beantwortet wurden.«
»Wahrscheinlich mit einer Nachricht und der Nummer, an die man die
nächste Nachricht senden sollte«, sinnierte Freund. »Taucht Hermine Rother auch
in diesem Spiel auf?«
»Interessanterweise nicht«, antwortete Spazier.
»Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang«, meinte Freund. »Wuster
und Murnegg-Weiss finden sich in diesem SMS -Pingpong.
Beide werden zu Teufeln oder Satyrn entstellt ermordet. Hermine Rother taucht
in dem Netz nicht auf. Und bekommt eine andere Gestalt, nämlich die der
Harpyie.«
»Und das heißt?«, fragte Spazier.
Wieder blieb Freund nur ein Schulterzucken. »Das weiß ich noch
nicht. Erzählt erst einmal weiter. Oder war’s das schon?«
»Nein«, fuhr Varic fort. »Es gibt noch ein interessantes Detail,
auch wenn es uns noch nicht wirklich weitergebracht hat. Wuster hatte auch
einen Internetanschluss.«
»In seinem Haus gab es keinen Computer«, unterbrach Freund sie.
»Vielleicht haben den diejenigen mitgenommen, die in die Villa
eingebrochen sind«, meinte Spazier.
»Gut möglich. Habt ihr euch die Fotos von der Villa noch einmal
angesehen? Gab es darauf Hinweise, ob vor dem Einbruch irgendwo ein Computer
stand?«
»Nicht wirklich. Bloß die Dreierbuchsen für Telefon, Faxanschluss
und eben Internet. Aber daran muss nichts gesteckt haben außer dem Telefon und
dem Fax.«
Varic tippte mit einem Finger auf eine Zahlenreihe. »Die Überprüfung
seiner Onlineaktivitäten hat aber ergeben, dass er jedes Mal, nachdem er ein SMS von den verdächtigen Telefonen erhalten hatte,
Webseiten im Internet besucht hat.«
»Und was sind das für Seiten?«, fragte Freund.
Varic drückte eine Taste auf ihrem Computer, und der Internetbrowser
sprang in den Vordergrund. Im Fenster unter der Adresszeile mit einer scheinbar
willkürlichen Zahlen- und Buchstabenkombination erschien eine Fehlermeldung: Konnte Seite nicht finden .
»Das wäre eine.«
»Da ist nichts.«
Noch ein Tastendruck. Wieder konnte
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