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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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am
Josef-Holaubek-Platz an. Im Gebäude zwischen Wirtschaftsuniversität und der vom
Künstler Hundertwasser verkleideten Müllverbrennungsanlage in der Spittelau
saßen unter anderem die Spezialisten für Kindesmissbrauch. Sollten sie die
Akten ausgraben und Freund erklären, was aus Freichls und Taroschs Anzeigen
geworden war. Ob es noch andere gab im Zusammenhang mit Mariabitt. Und über den
Fall der dritten Frau. Jener, die sich umgebracht hatte, kurz bevor sie im
einzigen geplanten Prozess zur Sache aussagen sollte.
    Als er die Namen nannte, fiel ihm mit einem Mal ein, woher er sie
kannte.
    »Ich Vollidiot!«
    Freund sprang so aufgeregt hoch, dass die anderen ihn verwundert
ansahen.
    »Wo sind die Ordner aus Köstners Haus?«
    »Welche Ordner?«, fragte Spazier mit gerunzelter Stirn.
    »Da drüben liegen sie«, antwortete Varic und zeigte in ein Regal.
»Du hast mich bei Köstner gebeten, sie mitzunehmen, und ich habe sie dort
hingelegt.«
    Im Chaos der letzten Stunden hatte Freund sie nicht bemerkt. Er
holte sie zum Tisch.
    »Diese Ordner haben wir bei Köstner gefunden. Sie lagen lesebereit
in einem Raum. Gestern Nacht wussten wir nicht, was die Namens- und
Datenaufzählungen darin bedeuten. Ich habe einen Verdacht. Nehmt euch die
frühen sechziger und siebziger Jahre vor. 1965 bis 1972 fehlen. Genau zu dieser
Zeit war Norman Bodert im Heim. Sehen wir nach, ob Bodert, Tarosch, Freichl und
Tarnstein auftauchen.«
    Ihre Köpfe senkten sich über die Mappen.
    Zwei Minuten später rief Varic: »Hier ist Tarnstein. 1964, gemeinsam
mit einem zweiten Namen. Und hier noch einmal, mit einem anderen.«
    »Wusste ich es doch, dass ich diese Namen schon einmal wo gelesen
hatte«, sagte Freund.
    Gleich darauf meldete sich auch Spazier: »Ich habe hier den Namen
Tarosch. Mehrfach. Auch er immer mit einem zweiten Namen, aber nicht immer mit
demselben. Ach du heilige Sch…«
    Als Freund in Spaziers Gesicht blickte, war ihm klar, dass sie einen
weiteren wichtigen Durchbruch geschafft hatten.
    »Hier steht Wusters Name, gemeinsam mit Taroschs.«
    Für einen Augenblick hielten alle die Luft an. Als Freund mit den
Händen auf den Tisch hieb, zuckten die anderen zusammen. »Sucht Murnegg-Weiss
und Rother vulgo Bladky in den Listen!«
    Fieberhaftes Blättern, nach kaum einer Minute rief Varic: »Da ist
Murnegg. 1974. Und da wieder.«
    Freund blickte in eine Runde fassungsloser Gesichter.
    »Erwachsene treffen auf Kinder«, stöhnte Varic.
    Freund fiel in die Lehne seines Stuhls zurück, als hätte ihn ein
Schlag getroffen. »Das ist ein Verzeichnis«, sagte er. »Darin hat Köstner alle
Kontakte aufgeschrieben. Die Namen der Kinder. Und seiner Kunden. Über Jahrzehnte
hat er akribisch Buch geführt. Köstner war ein Vermittler. Und Mandtner sein
Lieferant. Über diese Listen hat Bodert bei Köstner seine Opfer gefunden. 1965
bis 1972. Die fehlenden Ordner.«

Wer war Harry?
    Die Stimme an ihrem Telefon gehörte Thorney Shackleton. Petzolds
Herz machte einen klitzekleinen Sprung. Überrascht zwang sie sich zu einem
sachlichen Ton. Wahrscheinlich rief er wegen Colin Short an. Das gestrige
Attentat im Krankenhaus.
    »Wie geht es Ihnen?« Seine Stimme klang besorgt.
    Petzold spürte ihre Wangen anlaufen. Was ist mit dir, Mädel? Er
führt Small Talk, mehr nicht.
    »Ich hörte, Sie kamen ziemlich unter die Räder.«
    »Weniger als die anderen«, erwiderte sie ungewollt scharf.
    Lachend fragte Shackleton, ob sie zu Mittag schon etwas vorhatte.
    Petzold dachte an ihr Spiegelbild. Heute Morgen hatte sie die
Bandagen entfernt. Die schlimmsten Schwellungen waren zurückgegangen. So gut es
ging versteckte sie die Blutergüsse auf ihrer linken Gesichtshälfte unter
Make-up. Gegen die Naht auf der Lippe konnte sie wenig tun. Dazu trug sie
ausnahmsweise die Haare offen und weit ins Gesicht frisiert. Darüber hatte sie
eine Schirmkappe tief in die Stirn gezogen. Fürs Freie lag in ihrer Handtasche
eine riesige Sonnenbrille bereit. Gegen die Schmerzen hatte sie zwei Pulver
genommen. Sie sah furchtbar aus. So wollte sie ihm nicht begegnen.
    »Ich habe etwas für Sie«, erklärte Shackleton. »Über Alvin Tomlins.«
    Darum ging es also. Petzold ärgerte sich über ihre unnötige
Nervosität.
    »Das können wir ja auch in Ihrem oder meinem Büro besprechen«,
erwiderte sie reserviert.
    »Wie Sie wollen.«
    Petzold biss sich auf die Lippen. Ich Idiotin! Eigentlich will ich
sehr gern mit dir mittagessen gehen. Warum sage ich es dann nicht

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