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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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mehr zu wecken«, erklärte Claudia,
bevor er fragen konnte. »Deshalb habe ich dich zugedeckt und schlafen lassen.«
    »Danke«, quälte Freund sich ab und versuchte, seinen steifen Rücken
aus dem Sessel zu hieven.
    Mit dem Kopf in den Händen wartete er noch eine Minute auf der
Sesselkante. Die Bauchverletzung pochte leise. An seinem ganzen Körper meldeten
sich die Blessuren der vorletzten Nacht. Im Moment hatte er wahrscheinlich mehr
verletzte Stellen als heile.
    Endlich konnte er sich aufraffen. Tief sog er die frische Morgenluft
ein. Er strich die Haare aus den Augen, sammelte die Decke ein und ging ins
Haus.
    Schwerfällig wickelte er die Morgenrituale ab. Hatte er nicht vor
Kurzem erst über Rituale nachgedacht? Gestern Nacht unter der Dusche in der
Zentrale. Es schien ewig her. Oder wie Sekunden. Vater aus dem Bett holen,
waschen, anziehen. In Zukunft sollte das auch Frau Feiler machen. Wenigstens
musste er nicht mit den Kindern um das Bad streiten. Aber aus dem Bett musste
er sie treiben. Sonst bekamen sie die Schlafmützen im Herbst gar nicht mehr in
die Schule. Rasieren, duschen, anziehen. Tisch decken, während Claudia das
Frühstück bereitete. Er funktionierte wie ein Automat. Die Kinder noch einmal
ermahnen.
    Punkt sieben Uhr stand Ludovica Feiler an der Hüttentür.
Überschwänglich wünschte sie einen guten Morgen. Für Freund war sie eine
Außerirdische. Wesen, die morgens gut gelaunt sein können. Lieber als schlecht
gelaunte waren sie ihm aber allemal. Als die Pflegerin Oswald Freund fertig
angezogen am Frühstückstisch sah, legte sie ihre zusammengerollte Kronenzeitung
auf einen Stuhl und tadelte den Inspektor: »Aber das ist doch meine Aufgabe.«
    Ab sofort gerne.
    »Trinken Sie einen Kaffee mit uns?«, fragte Claudia die Pflegerin.
    »Wenn es keine Umstände bereitet.«
    »Gar nicht, ich habe ja eine ganze Kanne voll.«
    Freund setzte sich. Dazu musste er seinen Stuhl von der Zeitung
befreien. Den Aufmacher konnte er sich vorstellen: Murnegg-Weiss, das dritte
Opfer des wahnsinnigen Killers. Wahrscheinlich hatte wieder jemand ein Foto
geschossen, das auf der Titelseite prangte.
    Statt des pensionierten Stadtbeamten blickte ihm ein junges Gesicht
vom Cover entgegen.
    »Ist das der Chimären-Killer?«, schrie die Schlagzeile in fetten
Buchstaben.
    Freund entfuhr ein leiser Fluch. Sie hatten doch eine komplette
Nachrichtensperre verhängt! Keine Pressekonferenz, keine Informationen, nichts.
Bodert sollte nicht gewarnt werden. Und jetzt das.
    Inspektorin Petzolds vermaledeite Journalistenfreundin!
    Hastig überflog er den Artikel. Sie wussten nicht viel. Wo Bodert
wohnte, in welchem Krankenhaus er arbeitete, ein paar Kollegen hatten sie
interviewt. Ein netter, angenehmer Mensch. Unauffällig, kompetent. Die Hintergründe
waren den Verfassern unbekannt oder wurden dann doch zurückgehalten. Kein Wort
vom Kinderheim Mariabitt oder einer möglichen Verbindung zum Fall Short. Aber
Boderts Bild war draußen. Das ganze Land würde nach ihm suchen. Die
Telefonzentrale, ohnehin hoffnungslos überlastet, endgültig zusammenbrechen.
    Eines verstand Freund nicht. In ernsten Fällen zeigten sich die
Medien meist kooperativ. Wenn ein Entführungsfall mit Lösegeldforderung nicht
vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangen sollte, hielten sie die Nachricht
schon einmal ein paar Tage zurück. Natürlich konnte ein halbwegs
ausgeschlafener Berichterstatter seine Schlüsse ziehen, wenn Mitglieder der
Soko »Baal« ein Wohnhaus stürmten. Vielleicht hatten Wagners oder Obratschniks
Argumente nicht überzeugt. Oder die Verantwortlichen hatten diesmal auf eine
Stellungnahme verzichtet. Davon fand Freund nämlich keine einzige. Es gab noch
eine zweite Möglichkeit. Sie gefiel Freund gar nicht: Die Zeitung hatte eine
absolut zuverlässige Quelle. Wie hieß Petzolds Freundin noch einmal? Eine
Doreen konnte Freund nirgendwo entdecken.
    Ein zweiter Gedanke bereitete ihm Sorgen. Die anderen. Jene Gruppe,
die ebenfalls hinter Bodert her war. Jetzt wussten sie, dass die Polizei ihn
kannte. Und suchte.
    Verärgert schlug er das Blatt zu. Eigentlich war der Artikel nicht
sein Problem. Sondern eines der Sokoleiter und ihrer Vorgesetzten. Der Pepe und
Roschitz würden Wagner und Obratschnik die Hölle heißmachen. Vielleicht bekam
die Sonderkommission sogar wieder eine neue Leitung. Trotzdem fühlte Freund
sich betroffen. Er selbst hätte dieses Fiasko wahrscheinlich ebenso wenig
verhindern können.
    Die Lektüre hatte ihm den

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