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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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hatte. Anatol
Niklic hatte sein Leben lang im neunzehnten Bezirk gewohnt, wie schon seine
Eltern und Großeltern. Nicht wenige der älteren Villenbesitzer gehörten zu
seinen Freunden, Bekannten oder wenigstens Feinden. Auf jeden Fall könnte er
über seine Nachbarschaft mehr wissen. Über Gerwald Köstner zum Beispiel.
    Doreen riss sie aus ihren Überlegungen. »Weißt du was? Besuchen wir
ihn gemeinsam! Dabei können wir uns gleich im Pool etwas abkühlen.«
    »Ich habe so etwas wie Dienstzeiten.«
    »Dann ermittelst du eben im neunzehnten Bezirk. Ist doch
naheliegend.«
    Eigentlich hatte sie das ja wirklich vorgehabt.
    »Aber ich trage da drunter keinen Badezug.«
    »Das freut Großvater sicher umso mehr«, lachte Doreen. »Nicht ernst
gemeint. Wir wollen ja nicht, dass der alte Mann bei deinem Anblick einen
Herzinfarkt bekommt. Du wohnst doch gleich ums Eck. Hol dir einen Bikini. Sonst
borg ich dir einen, ich habe genug bei ihm im Haus.«
    »Worauf warten wir dann noch?«
    »Auf die Rechnung. Bis dahin sag mir: Was weißt du über den Teufel?
Da muss doch polizeiintern mehr bekannt sein.«
    Petzold stöhnte. »Das ist eine Sonderkommission. Die haben Besseres
zu tun, als alle Kollegen zu unterhalten. Sie sitzen weit weg von mir, und ich
kenne keinen einzigen davon. Mach was aus den Informationen, die ich dir
gegeben habe.«

Das Verhältnis von Menschen zur Temperatur
    Als Freund Brams Büro verlassen hatte, lief er in die Hitze wie
gegen eine Wand. Auf seiner Mailbox fand er sieben neue Nachrichten.
    Eine stammte vom Pepe. Die zweite von seinem Chef Furler, dem Leiter
der Kriminaldirektion Eins. Nummer drei kam vom Landespolizeikommandanten. Der
vierte Anrufer war Staatsanwalt Holtenstein. Alle fragten nach neuen
Ergebnissen und deuteten hohes Interesse und noch höheren Druck von
allerhöchster Stelle an. Von denen durfte er sich jetzt nicht verrückt machen
lassen. Aber dafür war es ohnehin zu heiß.
    Claudia fragte nach seinem Befinden und schickte ihm einen Kuss. Die
sechste blieb stumm. Jemand hatte sich verwählt oder wollte nichts sagen.
Pascal Canella war mit seinen Leuten von Hermine Rothers Villa zurück und
wollte Freund was erzählen.
    In den Straßen und Gassen bewegte sich niemand mehr schnell. Das
Verhältnis von Menschen zur Temperatur ist genau umgekehrt wie bei Reptilien,
dachte Freund. Je kälter es ist, desto mehr bewegt sich der Mensch, damit er
nicht erfriert. Die Eidechse dagegen erstarrt. In der Hitze werden Schlangen
dafür erst so richtig lebendig, während Menschen erlahmen – inklusive ihres
Geistes, was die einzige Erklärung für diese seltsamen Gedankengänge war.
    Er stöpselte das Headset ins Ohr und rief zuerst in der
Einsatzzentrale an. Vor zwei Jahren noch hätte er jemanden, der das tat, für
einen Irren gehalten, der auf der Straße Selbstgespräche führt. Keine
Neuigkeiten. Lindl bestritt weiterhin, irgendetwas mit dem Mord zu tun zu
haben. Dann Pascal Canella.
    »Bei Rother haben wir nichts gefunden, was dir weiterhelfen wird.
Nur in einer Sache habe ich einen Verdacht. Vielleicht schaust du gleich einmal
kurz bei mir vorbei.«
    Freund sagte zu und rief als Nächstes den Pepe an. Dieser zeigte
sich aufgeregt über Lindls Festnahme und wollte mehr wissen. Leider konnte
Freund ihm nichts bieten. Ähnlich lief es mit seinen beiden anderen
Vorgesetzten. Furler wollte selbst zu einer Befragung erscheinen.
    An der Theke eines Drogeriemarktes gönnte Freund sich einen frisch
gepressten Fruchtsaft und ließ sich drei Brote einpacken.
    Im Büro saß sein Vater auf dem Sofa und las die Zeitungen.
    »War er diesmal brav?«, fragte Freund Frau Ivenhoff.
    »Das will ich ihm geraten haben.«
    »Schau, Papa, ich habe dir Mittagessen mitgebracht.« Er legte die
Aufstrichbrote auf das Sofatischchen und stellte eine Flasche Mineralwasser mit
Glas dazu.
    Oswald Freund begann wortlos zu essen. Freund setzte sich an seinen
Schreibtisch, auf dem drei neue Mappen lagen.
    Er öffnete jene mit dem Titel »Wuster«. Sie enthielt einen
ausführlichen Lebenslauf. Freund überflog den Text. Im Kern barg er nichts
Neues. Der erfolgreiche Manager hatte sich tatsächlich Feinde gemacht. Vor zwei
Jahren war er von einem entlassen Exmitarbeiter tätlich angegriffen worden. Die
Behörden hatten außerdem mehrmals wegen Wirtschaftsdelikten ermittelt. Zu einem
Verfahren war es jedoch nie gekommen.
    In der zweiten Mappe fand Freund den Bericht der Techniker. Das
Ergebnis von zehn eng bedruckten Seiten

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