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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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neues Leben zu beginnen? Heimkinder lebten nicht im Überfluss. Wollte sie
die Bescheidenheit hinter sich lassen? Freund fiel Martin Bram ein. Hatte er
ihr ein Angebot gemacht?
    Was immer es gewesen war, es hatte ihre Villa am Schreiberweg
bezahlt.
    Er schielte zu seinem Vater. Oswald Freund saß wieder da und hörte
Musik.
    Freund wanderte hinüber zum Verhörraum. Im Nebenzimmer beobachtete
Wagner die Bildschirme.
    »Sagt er was?«, fragte Freund.
    Auf den Monitoren sah er Lindl, mit widerborstiger Miene, die Finger
krampfhaft verschränkt, neben ihm einen Mann im Anzug, sein Anwalt, gegenüber
saß Jakob Furler, Leiter der Kriminaldirektion Eins. Mischte sich also schon
ein. Lukas Spazier lehnte an einer Wand.
    »Nichts Neues«, antwortete Wagner. »Nur, dass er es nicht war.«
    Freund sah eine Weile zu. Furler versuchte es gerade auf die nette
Tour. Immer wieder flüsterte der Anwalt in Lindls Ohr. Rothers Sekretär blieb
bei seiner Aussage.
    Freund verließ das Zimmer und klopfte an die Tür des Verhörraums,
die er gleich darauf öffnete. Er grüßte und flüsterte Furler ins Ohr, dass er
eine Frage an Lindl hatte. Sein Vorgesetzter war verärgert über die Störung,
gab die Gesprächsführung aber ab.
    Freund blieb neben ihm stehen. »Die Kriminaltechniker haben in
Hermine Rothers Haus Spuren einer Durchsuchung gefunden. An Bücherregalen,
Schränken, dem Tresor.«
    Norbert Lindl sah ihn mit großen Augen an. »Die Kombination des
Safes kannte nur Frau Rother.«
    »Wissen Sie, was Ihre Arbeitgeberin darin aufbewahrte?«
    Lindl schüttelte den Kopf. »Unterlagen, Dokumente, glaube ich.
Genauer weiß ich es nicht.«
    Freund versuchte Lindls Blick zu fixieren. »Waren Sie seit Hermine
Rothers Verschwinden länger außer Haus?«
    »Immer wieder. Ich musste Besorgungen machen.«
    »Sie haben niemanden ins Haus gelassen?«
    Tief in Lindls Augen flackerte etwas. Aber er verneinte.
    »Herr Lindl, Sie stehen unter einem schwerwiegenden Verdacht!«
    Der Privatsekretär wechselte einen Blick mit seinem Anwalt, bevor er
sich wieder zu Freund wandte.
    »Ich sage Ihnen die Wahrheit.« Er log, davon war Freund überzeugt.
    »Wen wollen Sie decken?«
    Lindl begann zu zittern. Zu jedermanns Überraschung brüllte er los:
»Vielleicht nur mich selbst?!«
    »Am besten beschützen können wir Sie. Dazu müssen wir aber so viel
wie möglich wissen.«
    Lindl ließ den Kopf in den Nacken sinken und schloss die Augen. So
saß er, bis die Luft im Raum fast zerriss.
    »Gut«, sagte er endlich und richtete sich auf, ohne die Augen zu
öffnen. »Die drei Männer standen am Tag nach Hermines Verschwinden vor der Tür.
Groß, trainiert, dicke Nackenmuskeln, schwarze Anzüge. Sie sahen aus wie
Securityleute. Bevor ich etwas sagen konnte, waren sie bereits im Haus. Ich bin
ja nicht klein, aber das waren Apparate, gegen die ich nichts ausrichte. Was
ich im Übrigen auch gar nicht vorhatte. Ich weiß nicht, wer sie geschickt hat.
So sahen sie nämlich aus, als ob sie in jemandes Auftrag unterwegs waren. Sie
haben mir befohlen, ruhig in der Küche zu warten, bis sie fertig sind. Das habe
ich getan. Nach etwa einer Stunde gingen sie wieder. Sie trugen drei große
Kartons mit sich. Bevor sie verschwanden, warnten sie mich, zu irgendjemandem
ein Sterbenswörtchen über ihren Besuch zu verlieren.«
    »Was haben sie mitgenommen?«
    »Das war das Komische: Beim Aufräumen ist mir nichts aufgefallen,
was fehlt.«
    Der Inhalt des großen, aber laut Canella nicht sehr vollen Tresors,
mutmaßte Freund bei sich. Falls sie den Code besaßen.
    »Bekomme ich jetzt Polizeischutz?«
    Freund sah sich im Verhörraum um.
    »So wie es aussieht, haben Sie den vorläufig ohnehin.«
    Er kehrte in sein Büro zurück. Seine Armbanduhr zeigte zwei Uhr.
Noch hatte die Hitze ihren Tageshöhepunkt nicht erreicht.
    Im Winter würden dann alle wieder über die Kälte klagen. Oder sich
darüber sorgen, dass sie ausblieb.

Männer tratschen nicht, oder?
    Doreen Niklics Ururgroßvater hatte die Villa bauen lassen. Mit
einem zweiflügeligen Eingangstor, großen Fenstern, Balkonen, Terrassen,
Erkerchen und einem kleinen Türmchen an der Ecke, das von einem Spitzdach
gekrönt wurde. Wo früher Kutschen ein- und ausgefahren waren, parkten heute ein
Geländewagen und eine Limousine.
    Vor dem Haus stand ein kleiner Transporter von »Fillbergs Catering«.
Zwei Männer in Jeans und T-Shirt schleppten Boxen mit Geschirr am Haus vorbei
in den Garten. Mit quietschenden Reifen stoppte

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