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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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heiratete meine Mutter wieder, einen
internationalen Konzernmanager. Danach lebten wir alle zwei Jahre woanders in
der Welt. Meine Schwester blieb schließlich in London hängen, von wo sie später
nach Spanien ging, ich in Singapur.«
    Aus seinen grauen Augen sah er Freund abwesend an. »Und dort möchte
ich so schnell wie möglich wieder hin.«
    Das nächtliche Gewitter hatte nichts bewirkt. Vollkommen
verschwitzt kam Freund in der Zentrale an. Fast elf Uhr. Um zwölf musste er
seinen Vater von der Pflegerin übernehmen. Irgendwann würde Inspektorin Lia
Petzold vorbeischauen, die diesen Köstner befragt hatte, von dem Bram sein
Unternehmen übernommen hatte. Er eilte in sein Zimmer, um ein frisches Hemd
anzuziehen.
    Frau Ivenhoff fing ihn ab. Ihr Ausdruck verhieß nichts Gutes.
    »Der Polizeipräsident möchte Sie sprechen. Sofort. Außerdem habe ich
zwei Namen und Telefonnummern für Sie, für Ihr Pflegeproblem. Wollen Sie?«
    »Bitte«, antwortete Freund und nahm den Zettel entgegen, den sie ihm
hinstreckte. Abwesend versenkte er das Papier in seiner Hosentasche.
    »Und in Ihrem Büro wartet eine Inspektor Petzold.«
    »Jetzt schon?«
    Im Moment müsste er sich dreiteilen können. Er hatte nicht gewusst,
dass es bei der Wiener Polizei so hübsche Frauen gab. Unwillkürlich zog er den
Bauch ein und straffte seine Haltung. Die Inspektorin, die ihm entgegenkam,
erinnerte ihn an die Frauen aus Siebzigerjahre- TV -Serien
wie »Die Zwei« oder »Jason King«.
    Hektisch gab er ihr die Hand.
    »Sie kommen gerade ungünstig, bitte warten Sie einen Moment.«
    Was für eine charmante Begrüßung. Er kramte ein frisches Hemd aus
dem Schreibtisch, entschuldigte sich und verschwand auf die Toilette.
    Oberkörper kalt abwaschen, trocknen, Deo, frisches Hemd. Mit den
nassen Fingern durch die Haare nach hinten. Das getragene Hemd knüllte er in
der Faust zusammen. Zurück im Zimmer stopfte er es in einen Plastiksack.
    Die Inspektorin Petzold verfolgte sein Treiben, als sähe sie das
jeden Tag. Sein neues Outfit schien ihr gar nicht aufzufallen.
    »Haben Sie schon etwas zu trinken bekommen?«
    »Danke, ja.«
    »Ich muss leider gleich weiter …«
    »Ich kann später wiederkommen.«
    »Nein, nein, wenn Sie schon da sind. Der Polizeipräsident soll
warten.«
    Freund hatte eine unangenehme Vorahnung, worum es bei dem Gespräch
mit dem Pepe gehen würde. Je länger er es hinauszögern konnte, desto besser.
    Trotz seines frischen Hemds wirkte der Oberinspektor ziemlich
zerknautscht, fand Lia Petzold. Wenigstens roch er gut. Tiefe Ringe unter
seinen Augen wiesen auf Schlafmangel hin. Die notdürftig mit Wasser nach hinten
gebändigten Haare fielen ihm schon wieder wirr in die Stirn, was ihm einen
sympathisch jungenhaften Anstrich verlieh. Der reichte aber nur bis zu den grau
melierten Bartstoppeln.
    Petzold hatte es nicht erwarten können, ins Zentrum der
Mordserienermittlung vordringen zu dürfen. Kaum hatte Oberinspektor Freund sie
angerufen, war sie unterwegs gewesen.
    »Sie haben vor ein paar Tagen einen Mann befragt, der am Rande in
unseren derzeitigen Ermittlungen auftaucht«, kam er sofort zur Sache. »Gerwald
Köstner. Weil wir ihn gerade nicht persönlich erreichen, wollte ich Sie kurz zu
ihm befragen. Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen? Hat er sich
seltsam verhalten? Haben Sie ihn im Rahmen Ihrer Ermittlungen noch einmal
befragt?«
    Petzold überlegte, wie viel sie ihm von ihrem Fall erzählen musste.
Sie entschied sich dafür, seine Frage kurz und knapp zu beantworten.
    »Nein, mir ist zuerst nichts an ihm aufgefallen. Ich habe ihn
befragt, weil er das Opfer gefunden und die Polizei verständigt hatte. Er hatte
gedacht, dass der Mann tot ist. Er hat sich auch in keiner Weise seltsam
benommen. Befragen wollte ich ihn tatsächlich noch einmal, aber ich habe ihn
nicht angetroffen.«
    »Wann war das?«
    »Das erste Gespräch oder …«
    »Das zweite Mal, als er nicht da war.«
    »Gestern Vormittag.«
    Der Oberinspektor nickte nachdenklich. Er musterte sie kurz, dann
fragte er: »Warum wollten Sie ihn noch einmal befragen?«
    »Ich hatte erfahren, dass das Opfer Köstner aufsuchen wollte.«
    »Ein amerikanischer Professor, wenn ich mich recht erinnere …«
    »Colin Short, ja. Soziologieprofessor.«
    »Und er wollte zu Köstner? Warum?«
    »Sie haben nicht viel Zeit.«
    »Machen Sie es kurz.«
    »Colin Short liegt im Koma und kann uns leider nicht weiterhelfen.
Er hat im Internet auf Suchseiten für vermisste

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