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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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gegenübersitzt, einem Menschen,
seinem Hund oder dem Fernseher. Aber jetzt habe ich genug geredet. Erzählen Sie
mir ein wenig von Ihrem Fall. Ich habe bis jetzt nichts darüber gelesen. Er hat
mich, ehrlich gesagt, nicht besonders interessiert.«
    In kurzen Worten schilderte Petzold den Teil der Geschichte, der mit
dem Bild zu tun hatte. Das Terrorthema ließ sie unerwähnt.
    »Sie wissen also nicht, was oder wen dieser amerikanische Doktor mit
diesem Bild sucht?«
    Petzold schüttelte den Kopf. »Aber was Sie mir berichtet haben,
wirft natürlich ein neues Licht auf alles. Vielleicht wusste Short ja von dem
Mord.«
    »Warum hat er in seiner Suchanzeige dann nicht wenigstens den Namen
dieses Soldaten erwähnt? Und warum suchte er unter einem Pseudonym?«
    Petzolds Telefon meldete sich leise. »Entschuldigen Sie bitte.«
    Sie entfernte sich ein paar Schritte. Die Stimme kannte sie nicht.
Den Namen schon. »Hier ist Inspektor Laurenz Freund. Können Sie mich heute
einmal besuchen?«

Ich hatte was vor mit Ihnen
    Roman Wuster residierte im Hotel Intercontinental. Als Freund
das Zimmer betrat, wandte er der Tür den Rücken zu und sah über den Stadtpark.
Vor der gläsernen Fensterfront wirkte er trotz des strahlenden Tages und seines
dunklen Anzugs sehr verloren. Seine massige Figur war in sich zusammengesunken,
ihre Schultern hingen, die Hände versteckten sich in den Hosentaschen.
    Bei Wuster junior entdeckte Freund keinerlei Ähnlichkeit mit dem
Vater. Seine dünnen roten Löckchen über den Ohren und der Schmerbauch
erinnerten ihn an den versnobten Major Winchester aus der amerikanischen
Fernsehserie M.A.S.H . Er fand, der Mann wirkte
sehr gefasst in Anbetracht dessen, was mit seinem Vater geschehen war. Sein
lascher Händedruck berührte Freund unangenehm. Er sprach ihm sein Beileid aus.
    »Wann können wir das Begräbnis ansetzen?«
    Freund verstand Wusters Distanziertheit. Ebenso hätte er Wut,
Rachegelüste oder schmerzhaftes Wissensbedürfnis verstanden. Tolstoi hat recht
mit seinem ersten Satz in »Anna Karenina«, dachte Freund. Als Inspektor konnte
er sich jedes Mal nur erneut auf das individuelle Unglück einstellen.
    »Von uns aus jederzeit.«
    Es würde eben nur ein halber Leichnam sein.
    Im Tod wie im Leben besaßen Körperteile unterschiedlichen Wert,
hatte Freund über die Jahre gelernt. Für Hinterbliebene war es schwer, nur eine
Hand zu begraben. Oder einen Torso. Obwohl in diesem immerhin das Herz
geschlagen hatte. Den obersten Rang nahm der Kopf ein. Freund fand das seltsam.
Im Leben verlangten die meisten Menschen Herz von anderen Menschen. Auf jeden
Fall wollten sie ihre Verstorbenen im Ganzen verabschieden. Als müssten sie
sichergehen, dass diese tot sind. Deswegen verweigerten wohl auch so viele
Organentnahmen bei Toten. Tatsächlich lebten diese Teile weiter. Im Fernsehen
hatte Freund einen Bericht über die israelische Organisation Zaka gesehen,
deren freiwillige Mitglieder noch das letzte Stückchen der Opfer von
Bombenanschlägen oder Autounfällen bargen, da gemäß der Thora ein Mensch als
Ganzes begraben werden soll. Die getrennte Aufbewahrung von Körper, Herz und
Eingeweiden der Habsburger in Kapuzinergruft, Herzensgruft der Kirche St.
Augustin und den Katakomben des Stephansdoms hatte er selbst immer befremdlich
gefunden. Doch darüber wollte er mit Roman Wuster nicht sprechen.
    »Ich muss Ihnen trotzdem ein paar Fragen stellen.«
    »Müssen Sie wohl.« Wuster sah wieder auf den Stadtpark hinab, die
Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Freund stellte sich neben ihn. Unten schob sich ein Touristenpulk
über den Zebrastreifen. Sicher zogen sie zum goldenen Johann-Strauss-Denkmal.
    »Hatten Sie in den letzten Tagen vor seinem Tod Kontakt mit Ihrem
Vater?«
    »Nein. Wir sprachen nur selten miteinander. Er rief an. Zu meinem
Geburtstag, zu Weihnachten, zu den Geburtstagen der Kinder.«
    »Dann können Sie mir auch nicht sagen, ob er Probleme hatte, sich ungewöhnlich
verhielt oder ob es andere Auffälligkeiten gab?«
    »Nein.«
    »Hatte Ihr Vater Feinde?«
    »Sicher. Er war kein netter Mensch.«
    »Aber Sie wissen niemanden, der ihm das angetan haben könnte?«
    »Nein.«
    »Sagt Ihnen der Name Hermine Rother etwas?«
    Müde wandte Roman Wuster sich dem Oberinspektor zu und schüttelte
wortlos den Kopf.
    »Ihre Eltern haben sich getrennt, als Sie und Ihre Schwester noch
Kinder waren.«
    Wuster starrte wieder aus dem Fenster. »Ich war zwölf. Meine
Schwester acht. Zwei Jahre später

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