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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Winkelmann.
    „ Ich
habe den Einsatzleiter, diesen Drache, im Keller belauscht, als er
die Killertussi abgeknallt hat. Er hat es selbst gesagt: Da draußen
sitzt ein Präzisionsschütze. Außerdem habe ich
erlebt, wie dieser Scharfschütze einen von seinen eigenen
Männern umgelegt hat. Ich sage euch, der ist völlig
plemplem. Der knallt alles ab, was sich bewegt. Wenn ehr da raus
geht, dann schießt der euch der Reihe nach nieder – und
mich wahrscheinlich auch. Dieser Dorfbulle will euch in eine Falle
locken!“
    Hubert
schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. So ein Mist
aber auch! Das musste das Göteborg-Syndrom sein, oder wie das
hieß.
    Hubert
wollte gerade zu einer lahmen Rede ansetzen, als Winkelmanns Stimme
aus dem Telefon knallte: „Litzinger, eu kannst mich am Buckel
rutschen!“
    Klick.
    Damit
war die Verbindung unterbrochen. Hubert steckte sein Handy ein und
erhob sich langsam. Verdammt nochmal, das hätte so lustig
werden können. Stattdessen musste diese Flachzange von
Winkelmann auf einmal seine Courage entdecken und den wilden Mann
markieren. Aber gut. Sollten diese Hanswürste doch bis zum
letzten Blutstropfen kämpfen und dabei auch noch ihre Geisel
abknallen.
    Und
Augenblick mal, was war denn das?
    Da
sang doch jemand.
    Ja,
tatsächlich Gesang. Es klang wie ein Männerchor, dem nicht
allzu viel Zeit für eine Probe geblieben war. Der Melodie nach
johlten die Herren das Horst-Wessel-Lied. Soweit Hubert es
identifizieren konnte, lief die erste Strophe in einer Art
Endlosschleife.
    Dann
konnte er die Männer auf dem Zufahrtsweg erkennen. Herrjeh, das
war Müller Zwo. Und ihm folgte die gesamte Pfalzenberger
Sturmfront, bewaffnet mit ihrem Bollerwagen und einigen Schachteln
Bier. Und sie grölten aus voller Kehle: „Die Fahne hoch!
Die Reihen fest geschlossen. SA marschiert mit ruhig festem
Schritt!“

    Oben
im Baum saß der Liebe Gott und hörte die Meute nahen. Er
warf einen Blick über die Schulter. Ja, da trabten die Männer
auch schon heran, angeführt von einem Polizisten.
    Der
Liebe Gott überlegte. Eine Gruppe subversiver Elemente, die
sich dem Einsatzort näherte – eigentlich müsste er
sie auf der Stelle ausschalten. Es wäre allerdings ein
ziemlicher Aufriss gewesen, das Gewehr umzudrehen und eine neue
Schussposition zu finden. Blieb noch die Dienstpistole, doch die
hatte der Liebe Gott wieder einmal im Spind zurückgelassen. Er
hatte ja nicht ahnen können, dass er sie bei diesem Einsatz
brauchen würde.
    Andererseits
machte dieses Völkchen da unten einen recht sympathischen
Eindruck. Modische Kurzhaarfrisuren, modische Kleidung und eine
Vorliebe für das gute, alte Liedgut. Ja, das war etwas anderes
als dieses Negergestammel auf MTV. Zu schade nur, dass den Jungs da
unten bereits nach den ersten Zeilen des Liedes der Text ausging.
Sie sangen nun schon einige Takte lang nur „La la la
laaaa-lala, lala-la la la laaaa-lala“ und solches Zeug.
    Wirklich
schade.

52. Nazi-Satanisten

    Unten
stand Hubert und machte sich Gedanken, ob es Müller Zwo mit der
Sturmfront wohl unbeschadet unter die Bäume schaffen würde.
Immerhin saß irgendwo da oben dieser völlig beknackte
Scharfschütze. Doch dann hörte Hubert aus einem der Bäume
eine leise Stimme, die in den Gesang der Sturmfront einstimmte: „Die
Straße frei den braunen Bataillonen, die Straße frei dem
Sturmabteilungsmann …“
    Ja,
war denn das die Möglichkeit? Der Liebe Gott war ein Nazi!
Huberts Grinsen wurde noch breiter. Irgendwie hatte er das schon
immer geahnt.
    „ He,
Müller Zwo“, rief Hubert. „Wir sind hier drüben.“
    Müller
Zwo führte die Prozession zwischen die Bäume. Dabei hielt
er kurz bei Göbels Leiche an.
    „ Ist
das der Göbel?“, fragte Müller Zwo.
    „ Ist
er“, antwortete Hubert, während der Tross unter den
Bäumen eintraf. „Hatte einen kleinen Unfall, der
Kollege.“
    Müller
Zwo atmete auf. „Was für ein Glück. Der blöde
Hund wollte mir ein Verfahren anhängen, weil ich drei Minuten
vor Schichtende abgehauen bin. Meinte, das sei Betrug am
Arbeitgeber. Dann rechnete er hoch, das seien immerhin 12 Wochen in
einem Arbeitsleben, wenn ich jeden Tag drei Minuten früher
gehe. Dafür wollte er mich verknacken lassen.“
    Hubert
winkte ab. „Halb so schlimm. Jetzt ist er ja tot.“
    „ Wer
hat ihm denn den Kopf abgeschossen?“
    „ Das
war der Liebe Gott.“ Hubert deutete zu den Bäumen auf der
anderen Seite des Grundstücks.
    Müller
Zwo hob seine Bierflasche in die

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