Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
mitgekommen. Wir könnten
ihn doch zumindest als Gastmitglied in unsere Gang aufnehmen. Remo,
was meinst du?“
    Remo
überlegte einen Augenblick. Dann sagte er: „Meinetwegen.
Aber nur damit das klar ist: Der Kerl bleibt dabei unsere Geisel.
Und er kriegt keine Kanone.“
    „ Einverstanden.“
Der Schinken hatte sein Gewehr fertig geladen und betätigte den
Repetiermechanismus. „Aber wenn es eng wird, dann legen wir
den Typen natürlich um. So viel ist klar.“
    Remo
nickte. „Das geht in Ordnung, denke ich.“ Dann wandte er
sich an Sören. „Einverstanden?“
    Sören
setzte gerade zu einer Antwort an, als Ewald dazwischen polterte:
„Ist doch scheißegal, ob er einverstanden ist oder
nicht. Am Ende legen wir ihn sowieso um. Wenn nicht, dann müssen
wir ihm auch noch einen Anteil von unserer Beute abgeben.“
    „ Oh,
daran habe ich noch gar nicht gedacht“, sagte Remo. „Okay,
dann legen wir ihn später um. Aber bis dahin ist er
Gastmitglied. Und jetzt müssen wir allmählich zusehen, wie
wir hier raus kommen.“
    Sören
lehnte sich hinter dem Schreibtisch zurück. Wenn er nicht von
den Polizisten erschossen wurde, dann konnte er zumindest darauf
hoffen, noch ein wenig länger am Leben zu bleiben. Und wenn er
es nun schaffte, sich ein wenig mehr Vertrauen von den Gangstern zu
erschleichen, dann ließen sie ihn vielleicht doch noch gehen.
Auf einen Anteil an der Beute – Onkel Wotans Geld in der
Plastiktüte – wagte Sören allerdings nicht zu
hoffen. Abgesehen davon hätte er die Moneten ohnehin sofort bei
seinem Onkel abliefern müssen. Doch er hatte gerade in dieser
Sekunde eine Idee, wie die Gangster aus diesem Raum entkommen
konnten.
    „ He,
passt mal auf“, rief er. „Wir könnten nach rechts
abhauen. Da ist ein Balkon. Von da aus kommen wir auf das
Garagendach.“
    Ausnahmsweise
ignorierten ihn die Gangster nicht – immerhin hatte er nun den
Status eines Gastmitglieds. Und ausnahmsweise rastete Ewald nicht
aus, sondern nickte anerkennend.
    „ Gar
nicht mal so doof. Mit ein bisschen Glück können wir in
die Garage einsteigen. Dann kann ich schauen, ob ich einen fahrbaren
Untersatz organisieren kann. Wenn ja, dann können wir einfach
über die Felder abhauen.“
    „ Gute
Idee“, sagte der Schinken. Und der Typ aus Frankfurt schaffte
es beinahe, eine hochgereckten Daumen zu zeigen.
    „ Okay“,
sagte Remo und wies auf Sören und Ewald. „Dann geht ihr
beide voraus und peilt die Lage. Wir geben euch Deckung und
beschäftigen die Bullen.“
    Ewald
wartete nicht lange ab, sondern sprang auf. „Also los!“
    Remo
und der Schinken begannen, aus allen Rohren auf die Tür zu
feuern – genau in dem Augenblick, in dem einer der beiden
Sturmpolizisten um die Ecke linste. Der Helm des Beamten flog mit
einem blechernen Knall davon, während der Kopf des Mannes
buchstäblich pulverisiert wurde.
    Ewald
riss unterdessen die Balkontür auf und schlüpfte nach
draußen. Sören folgte ihm auf den Fuß, um so
schnell wie möglich aus der Schießerei herauszukommen.
Sein zertrümmertes Nasenbein behinderte ihn dabei ordentlich,
denn ihm stiegen immer wieder die Tränen in die Augen. Als er
gerade die Tür hinter sich gelassen hatte, stieg Ewald bereits
über das Balkongeländer und sprang auf das Garagendach.
Sören benötigte hierfür einen Augenblick länger.
Zuerst blieb er am Geländer hängen, dann verlor er um ein
Haar den Halt und plumpste beinahe nach unten. Als er dann auf das
Garagendach sprang, rutschte er aus und knallte lang hin. Dabei
rastete seine Nase wieder in ihrer ursprünglichen Position ein.
Sören hatte das Gefühl, sein Zinken müsse jeden
Augenblick explodieren.
    Ewald
ließ sich unterdessen nicht lange bitten, sondern machte sich
an einem Oberlicht am Garagendach zu schaffen. Das dumme Ding wollte
nicht ganz so, wie Ewald sich das vorgestellt hatte. Damit hatte das
Oberlicht sein Todesurteil gesprochen. Ewald drosch das Hartplastik
kurzerhand mit dem Griffstück seiner MP in tausend Stücke.
Noch bevor Sören wieder auf den Beinen war, stieg Ewald durch
die entstandene Öffnung und verschwand im Inneren der Garage.
    Als
er sich dem Oberlicht näherte, ging Sören für einen
Augenblick durch den Kopf, was er gleich tun musste: Ein Sprung aus
gut zweieinhalb Metern Höhe auf einen Betonboden. Sören
stellte sich gerade bildlich vor, was der Aufprall mit seinen
Sprunggelenken, seinen Knien, seinen Bändern und seinen Sehnen
anrichten würde. Gerade als er auch noch seine Knochen in

Weitere Kostenlose Bücher