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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Richtung, die Hubert angegeben
hatte. „Danke, Mann!“
    „ De
nada“, tönte es von oben.
    „ Hat
aber lange gedauert. Wo haben sie denn gesteckt?“, fragte
Hubert schließlich. „Und überhaupt – wie
sehen sie denn aus? Haben sie eins in die Fresse gekriegt?“
    „ Stimmt
so ungefähr, Chef.“ Müller Zwo wirkte ein wenig
verlegen. „Ich war gerade unterwegs, da habe ich diesen Krach
über mir gehört. Ich musste mich ganz schön nach
vorne lehnen, um durch die Windschutzscheibe nach oben zu gucken. Da
sah ich diese Hubschrauber, die im Tiefflug über mich hinweg
donnerten. Dann bin ich gegen den Baum geknallt und habe in das
Lenkrad gebissen. Weil die Grüne Minna Matsch war, musste ich
dann zu Fuß zur Tanke laufen. Dort habe ich die Jungs von der
Sturmfront getroffen. Und weil die ein Wägelchen dabei haben,
dachte ich mir, es wäre doch gar nicht schlecht, die Männer
auf ein Bierchen einzuladen.“ Müller Zwo wandte sich zu
den Sturmfrontlern um „Oder was meint Ihr, Jungs?“
    Die
Burschen grölten zurück. „Yeah!“ - „Genau!“
- „Müller Zwo ist der Beste!“ - „Satan
regiert die Welt!“
    Hubert
hörte sich das Gejohle eine Zeit lang an. Dann fragte er:
„Haben Sie an meine Zigaretten gedacht?“
    „ Na
klar.“ Müller Zwo zog ein Päckchen hervor. „Die
hatten aber nur noch das Big Pack. Von den kleinen Packungen war
nichts mehr zu bekommen.“
    „ Schon
in Ordnung. Aber sagen sie mal, weswegen haben die Jungs von der
Sturmfront eigentlich auf einmal schwarze Klamotten an? Und weswegen
brüllen die nicht mehr 'Sieg Heil'?“
    Müller
Zwo lachte und winkte ab. „Ach, das ist eine seltsame
Geschichte. Nachdem wir abgezogen waren, sind die Jungs in eine
Kneipe gegangen. Dort hat man ihnen erzählt, als Skinhead wäre
man ganz schön arm dran. Man könne sich nämlich nur
mit Ausländern prügeln. Wäre man stattdessen ein
Satanist, dann könnte man sich mit allen prügeln, weil man
alle Menschen total scheiße findet. Das fanden die Jungs ganz
prima. Deswegen sind sie jetzt Satanisten.“
    „ Aha.
Und weswegen singen sie dann das Horst-Wessel-Lied?“
    „ Sie
nennen sich jetzt 'Satans Nationale Sturmfront von Pfalzenberg'. Sie
sind Nazi-Satanisten und hassen jeden, ganz besonders Ausländer.“
    „ Verstehe.“
Hubert konnte nur anerkennend nicken. Einfallsreiche Burschen, die
da in seiner Stadt lebten. Das erfüllte ihn beinahe schon ein
wenig mit Stolz.

53. Die Schwiegermutter

    Im
ersten Obergeschoss feuerte Remo sein Magazin gerade auf die Tür
leer, nachdem einer der beiden Sturmpolizisten sich etwas zu weit
nach vorne gewagt hatte. Drache und seine Männer ließen
sich nicht lumpen und schickten prompt einen Bleihagel durch die Tür
zurück.
    Remo
zog sich hinter den umgestürzten Schreibtisch zurück und
schob ein neues Magazin in seine Sa.25. Dann schaute er zu Sören
herüber. Als der Blickkontakt hergestellt war, tippte sich Remo
gegen die Nase. Sören überlegte, was der Anführer der
Gangster damit wohl meinen konnte. Allzu viel konnte Sören auch
nicht sehen, denn seine Augen tränten wie verrückt.
Irgendetwas mit seiner Nase … aber was?
    Sören
versuchte, seine Nasenspitze zu berühren – und tippte
prompt ins Leere. „Hoppla.“ Oha, er klang wie eine
Comicfigur!
    „ Äh,
also, deine Nase“, sagte Remo und deutete auf seine rechte
Wange, „die hängt da neben.“
    Sören
fasste hin – und sprang beinahe gegen die Decke, als der
Schmerz einsetzte. Dem Gefühl nach hatte Ewald sein Nasenbein
nicht nur gebrochen, sondern buchstäblich pulverisiert. Und die
Nasenscheidewand guckte bestimmt unten an Sörens Popo raus.
    Sören
warf Ewald einen Blick zu. Der zuckte nur mit den Schultern und
meinte: „'Tschuldigung.“
    Remo
drohte Ewald mit erhobenem Zeigefinger. „Das war echt nicht
cool, Ewald. Diesmal hat uns der Blödmann wirklich geholfen –
und du kloppst ihm die Nase auf halb neun. Nee, das war nicht cool.“
    „ Jetzt
mach aber mal einen Punkt!“ Ewald ging hoch wie eine
Feuerwerksrakete – was auch sonst? „Als Nächstes
schlägst du wahrscheinlich auch noch vor, wir sollen den Typen
in unsere Bande aufnehmen.“
    Um
seine Rede zu untermauern, feuerte Ewald noch eine Salve durch die
Tür. Der Schinken schloss sich an und ließ seine
Schrotflinte zweimal aufbellen. Dann begann er, Patronen in das
Magazin der Waffe zu schieben. Dabei sagte er: „Warum
eigentlich nicht? Der hat uns den ganzen Abend über keinen
Ärger gemacht und ist immer brav

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