Menschliche Einzelteile (German Edition)
und offenbar die Auskunft angerufen. Sören hatte das
Gespräch mithören können.
„ Ja,
hallo?“, hatte Drache gesagt. „Ich brauche eine Nummer
in Pfalzenberg. Nein, Pfalzenberg. Mit 'PF' am Anfang, wie 'Pfogel'.
Ja, genau. Ja, das ist es. Und zwar brauche ich die Nummer vom
Polizeirevier.“ Einige Sekunden waren verstrichen. „Was?
Nein, nicht die Autobahnpolizei. Dann schauen sie doch mal unter
'Polizeiposten'. Ja, genau.“ Erneut waren einige Sekunden
vergangen. „Ja, den meine ich. Der ist im alten Rathaus
untergebracht. Ja, richtig. Nein, nicht ansagen. Verbinden sie mich
direkt, wenn's geht. Ja, danke.“
Drache
hatte einige Sekunden gewartet. Dann hatte er den Hörer
aufgelegt. „Verdammt, niemand da. Wie denn auch? Die hängen
alle da draußen herum. Habe ich hier nicht noch irgendwo die
Handynummer von diesem bekloppten Litzinger? Mal sehen …“
Sören
hatte sich wieder in die Küche zurückgezogen. Und dort
stand er jetzt noch immer herum und überlegte, was er tun
sollte, als plötzlich der Typ aus Frankfurt die Hintertreppe
hinab polterte, gefolgt vom Eisenonkel, dessen Blutdruck irgendwo
bei drei Komma acht Bar lag – was selbst für einen
Winterreifen zu viel gewesen wäre.
„ Onkel
Wotan“, rief Sören aus. „Was machst du denn da?“
Der
Eisenonkel stemmte gerade den Typen aus Frankfurt auf die Beine, um
ihn gleich darauf mit einem Schwinger wieder zu Boden zu schicken.
„ Wonach
sieht das denn aus, was ich hier mache?“
Sören
schüttelte den Kopf. „Du, der Mann ist ganz böse
verletzt, Onkel Wotan. Den solltest du nicht so doll verhauen.“
„ Quatsch“,
sagte der Eisenonkel und versetzte dem Typen aus Frankfurt einen
Tritt. Dann zerrte er ihn wieder auf die Beine und drosch ihn in
Richtung Kellertreppe. „Dieser Versager hat meine DVD und mein
Geld geklaut und ich prügele jetzt beides wieder aus ihm raus.“
„ Die
DVD? Meinst du die DVD mit diesem italienischen Horrorfilm? Aber die
habe ich doch!“
Onkel
Wotan spießte Sören mit einem Blick aus Stahl auf. „Jetzt
pass mal gut auf, du Rohrkrepierer: Ich bin nicht hier, um
irgendeinen Kindergeburtstag zu feiern, ist das klar? Hier geht es
um nicht um irgendeinen italienischen Schmachtfetzen, sondern um
brisante Daten, hinter denen die russische Organhändlermafia
her ist. Diese Daten hat Doktor von Brechtow bei mir deponiert und
ich will sie zurück haben. Hier geht es nicht nur um meine
Ehre, sondern auch darum, dass ich schon seit Jahren meine Bank dazu
benutze, das Geld für Herrn Doktor von Brechtow zu waschen, ist
das klar?“
Sören
überlegte eine Sekunde. Dann sagte er: „Nein, eigentlich
nicht. Kannst du nochmal alles ab 'Schmachtfetzen' wiederholen? Ich
bin da irgendwie nicht mitgekommen.“
„ Hier
geht es um meinen Arsch, du Hämorrhoide!“, donnerte der
Eisenonkel los. „Also komm' mir nicht in die Quere. Verkriech
dich am besten unter den Stein, unter dem dich deine überkandidelte
Mutter seinerzeit gefunden hat!“ Onkel Wotan versetzte dem
Typen aus Frankfurt noch einen Tritt in die Leistengegend. Der Typ
aus Frankfurt kippte vornüber und kullerte die Treppe hinab in
den Keller. Onkel Wotan deutete ihm hinterher. „Und wenn ich
mit dem da unten fertig bin, dann komme ich wieder nach oben. Ich
werde den Stein umdrehen, unter dem du dich verkrochen hast. Und
dann werde ich dich von deinem Leiden erlösen. Darauf kannst du
Gift nehmen!“
Im
nächsten Augenblick verschwand der Eisenonkel im Keller und
ließ Sören in der Küche zurück. Dieser
überlegte, ob er vielleicht tatsächlich Gift nehmen
sollte, wenn er welches finden konnte. Egal, mit welchem Gebräu
er sich auch vergiftete – der Tod würde schneller und
angenehmer kommen als dies bei Onkel Wotans Spezialbehandlung der
Fall sein dürfte.
Weil
ihm nichts Besseres einfiel, riss Sören wahllos einige Schränke
auf. Er fand eine Menge Geschirr, eine Bratpfanne und einige
Gewürze. Dann entdeckte er unter der Spüle verschiedene
Reinigungsmittel. Er spielte gerade mit dem Gedanken, mit
Abflussreiniger zu gurgeln, als er aus dem angrenzenden Badezimmer
hinter der Hintertreppe eine Stimme hörte.
„ He,
psst!“
Er
schaute auf – jederzeit bereit, sich den Abflussreiniger in
den Hals zu stürzen.
„ Pssst!
Komm her, schnell!“
Verdammt,
das war doch …
„ Jessy?“
Sören
schlüpfte in das Badezimmer. Dort stand Remos dicke Freundin
und heulte sich die Augen aus dem Kopf. Ihr Make-Up hatte sich in
Richtung ihres Kinns
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