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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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davon gemacht und verlieh ihr das Aussehen
eines Heavy-Metal-Sängers.
    „ Oh
Mann, Jessy“, flüsterte Sören. Beinahe hätte er
sie auch noch umarmt. „Mensch, du siehst ja aus wie Marilyn
Manson!“
    Jessy
holte aus und schleuderte ihre Glock 17 nach ihm. „Manno, du
bist voll blöd“, schniefte sie dabei. „Ich bin
schon die ganze Zeit hier hinten und weiß nicht, wo die alle
abgeblieben sind. Ich wollte eigentlich nach oben, zu den anderen,
aber da wird überall geschossen.“
    Sören
warf einen Blick in den Flur und prüfte, ob die Luft rein war.
Dabei fiel ihm die Lamellentür zur Linken auf. Er packte Jessy
am Arm und zog sie mit sich.
    „ Komm,
wir gehen erstmal in Deckung.“
    Im
nächsten Augenblick fanden sich beide im begehbaren
Kleiderschrank wieder. Das Ding war groß genug, um als
Gästezimmer durchzugehen. Sören zog die Tür leise ins
Schloss, während sich Jessy in eine Ecke des Schranks kauerte,
die Beine anzog und ihre Knie mit den Armen umschlang. Sören
hockte sich neben sie.
    „ Hier
sind wir erstmal sicher“, sagte er. Dann dachte er nach. „Hm
… zumindest so lange, bis jemand die Tür aufmacht und
hier hinein schaut. Dann sind wir nicht mehr sicher. Dann sind wir …
na ja, tot, würde ich sagen.“
    Jessy
gab ihm einen Knuff. „Mann, jetzt hör auf, sowas zu
sagen. Du machst mir voll Angst. Genau wie Remo.“ Sie wandte
sich ab und stützte ihren Kopf auf ihre Unterarme. „Früher
war Remo ganz anders. Wir haben beide im Supermarkt gearbeitet. Ich
war an der Kasse und er hat die Regale aufgefüllt. Aber dann
hat diese blöde Spielothek aufgemacht und alles ist den Bach
runter gegangen. Irgendwann hat Remo dann nur noch beim Berthold
gesessen. Da hat er ja auch immer einen Deckel machen können,
wenn er mal wieder sein ganzes Geld in der Spielothek verknallt
hatte. Außerdem hat er angefangen, mit diesen hässlichen
Bardamen ins Bett zu gehen. Und jetzt, jetzt läuft er hier im
Haus herum und schießt auf andere Leute. Das ist dermaßen
ätzend!“
    Sören
hatte Schwierigkeiten, mit dieser Offenbarung umzugehen. Er konnte
nur mit den Schultern zucken. „Na ja, das ist doch immer noch
besser als ein Typ, der in seinem Leben noch gar nichts auf die
Reihe gekriegt hat. Stell dir mal vor, Remo wäre ein Kerl wie
ich – einer, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchtet
und deswegen schon seit seiner frühesten Kindheit in Therapie
ist. Das wäre doch auch nichts, oder?“
    Jessy
überlegte einige Sekunden lang. Dann sagte sie: „Stimmt.“
    Und
Sören dachte zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft darüber
nach, eine Frau zu verprügeln. Doch dann drehte sich Jessy zu
ihm um und warf ihm einen Blick zu.
    „ So
ein Typ in Therapie ist aber immer noch besser als einer, der andere
Leute abknallt.“
    Sören
schaute tief in diese mit Make-Up verschmierten Augen. Konnte das
wirklich wahr sein? Flirtete er tatsächlich im Angesicht des
Todes in einem Kleiderschrank mit einer Gangsterbraut? War er
wirklich ein derart harter Hund? Wenn ja, dann musste er nun den
ultimativen Spruch kommen lassen. Eine aus Worten geformte rosarote
Granate, die sich genau in Jessys Herz bohrte, um dort mit einem
Knall zu explodieren.
    Und
da rauschte die Granate auch schon heran. Sören hätte
diese Worte nicht aufhalten können, selbst wenn er es gewollt
hätte.
    Er
sagte: „Du, sag mal … hast du Bock zu ficken?“

57. Pieksen oder knacksen?

    Während
Sören noch auf eine verbindliche Antwort von Jessy wartete,
arbeitete Max im Keller mit Heinz-Maria. Bevor er die nächste
Fragerunde startete, zählte er die Finger, die auf dem Boden
lagen. Dabei kam er zu dem Ergebnis, Heinz-Maria würde ein
ernsthaftes Problem bekommen, wenn er fünf Bier und zwei Kurze
bestellen wollte. Doch in wenigen Minuten würde dies ohnehin
keine Rolle mehr spielen. Dann wäre Heinz-Maria nämlich
tot – ob Max nun die gewünschte Information hatte oder
nicht.
    „ Also,
ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Wo hat dein Opa die Daten
versteckt?“
    Heinz-Maria
schaute zu Max auf. In seinem Blick lag eine Mischung aus Trotz und
leichtem Nebel. Offenbar machte der Blutverlust dem kleinen Wicht zu
schaffen.
    „ Letzte
Chance“, sagte Max und setzt sein Messer am linken Ringfinger
des Jungen an. „Du sagst mir jetzt besser, was du weißt,
oder ich schneide dir noch einen Finger ab.“
    Der
Junge schwieg.
    „ Meine
Güte, das kann doch nicht wahr sein.“ Max ließ sein
Messer sinken. „Allmählich glaube ich, es macht

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