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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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donnern.
    So
starb der Fluchtgedanke einen traurigen, einsamen Tod, als Sören
gepackt und quer durch das Fahrzeug gezerrt wurde. Dann eckte er an.
Das musste die Schiebetür sein. Ein Schritt nach vorne –
und pflatsch, schon lag er auf der Nase.
    „ Oh
Mann!“ Das war Detlev. „Scheiße, jetzt schaut euch
das mal an. Der ist einfach voll auf die Fresse gefallen. Kann ich
dem das Kissen nicht abnehmen? Ist doch eh egal, oder?“
    Irgendwo
aus dem Hintergrund ertönte ein „Mach doch, was du
willst!“ Es klang ziemlich eindeutig nach Ewald, hätte
aber auch jemand anderes sein können. Dann sagte diese Person
noch etwas, was Sören allerdings nicht verstand. Stattdessen
wurde ihm der Kissenbezug vom Kopf gezogen.
    Zwei
Dinge bügelten ihn beinahe zu Boden: Die frische Luft und die
Villa, die vor ihm aufragte.
    Was
für ein Bunker! Ein Riesenklopper mit zwei Stockwerken und
einem tief heruntergezogenen Dach, aus dem mehrere Erker linsten.
Verdammt, dagegen sah der Bungalow von Onkel Wotan wie ein fahrbares
Klo aus. Andererseits stand Onkel Wotan nicht auf solchen Pomp. Er
mochte es lieber so einfach wie möglich. Gerade an diesem
Wochenende hatte Sören mehr als einmal den Zoff mitbekommen,
wenn Tante Evy irgendetwas Hübsches haben wollte und der
Eisenonkel der Ansicht war, dies sei nur überflüssiger
Firlefanz. Deswegen hatte der Onkel vermutlich eine Menge mehr Kohle
gebunkert als dieser Chirurg hier, denn er gab einfach nichts davon
aus. Außerdem lag beim Eisenonkel die Knete schon in
Plastiktüten auf dem Wohnzimmertisch herum. Da musste er ja
mehr von dem Zeug haben, als er unterbringen konnte, nicht wahr?
    Aber
dieses Haus hier, das war schon eine Nummer für sich. Sören
hätte sich das Ding gerne mal von allen Seiten angeschaut, doch
er hatte nun andere Sorgen – beispielsweise Detlev, der ihn
mit der Mündung seiner Pistole vorwärts schob.
    Die
anderen hatten bereits die Tür erreicht. Da, links oben,
entdeckte Sören eine Kamera. Bevor er jedoch über die
Möglichkeiten nachdenken konnte, die sich daraus ergeben
mochte, deutete der Typ aus Frankfurt schon nach oben und machte den
Schinken auf die Kamera aufmerksam. Dieser nickte nur knapp und zog
sich zur Hauswand neben der Kamera zurück. Der Typ aus
Frankfurt folgte ihm in einem Bogen. So standen sie gegen die Wand
gepresst, den schlappen Berthold zwischen sich, genau im toten
Winkel der Kamera.
    Verdammt,
das waren echte Profis!
    Jeder
noch so winzige Hoffnungsschimmer, irgendjemand könne die
Gangster durch einen Geniestreich überwältigen, erlosch
mit einem beinahe hörbaren Zischen in Sörens Gedanken.
    Remo
und Ewald nahmen an der Tür Aufstellung. Remo wandte sich um
und hob die Hand, um Detlev zu bedeuten, nicht näher zu kommen.
    „ Bleib
da“, rief Remo, wobei er versuchte, zu rufen und gleichzeitig
zu flüstern. Das Ergebnis war ein Stimmhybrid, für den
noch kein Adjektiv erfunden worden war. „Nicht näher.
Keine Ahnung, wo die noch überall Kameras aufgestellt haben.
So, und jetzt passt auf: Ewald und ich machen einen auf ganz
harmlos. Wir müssen die nur dazu kriegen, die Tür
aufzumachen. Wenn die über Gegensprechanlage fragen, was wir
wollen, dann lasse ich mir irgendeine Story einfallen. Das wird
schon. Und wenn die Tür erstmal offen ist, dann stürmen
wir die Bude. Also, überprüft nochmal Eure Waffen und
achtet darauf, dass die Dinger gesichert sind. Wir haben schon genug
Dreck am Stecken, da sollten wir nicht noch versehentlich
herumballern.“
    Weiter
kam er nicht. Selbst aus einigen Metern Entfernung und im
Dämmerlicht der Nachtbeleuchtung an der Tür erkannte Sören
Ewalds Kopfschütteln. Dieser Neandertaler wirkte, als müsse
er gleich platzen.
    Und
das tat er dann auch.
    Er
fuhr herum und schlug mit der flachen Hand einige Male heftig gegen
die Tür.
    „ Los,
aufmachen, ihr blöden Penner!“
    Remo
packte Ewald am Arm und zerrte ihn von der Tür zurück. Für
einen Augenblick dachte Sören, die beiden würden sich nun
gegenseitig abknallen. Damit wären gleich zwei seiner derzeit
noch sieben Probleme gelöst gewesen.
    Dummerweise
blieb der gegenseitige Doppelmord jedoch aus. Stattdessen zischte
Remo seinem Kumpanen etwas zu, das Sören nicht verstehen
konnte. Ewald breitete daraufhin die Arme in einer „Na
und?“-Geste aus und sagte: „Na und?“
    Remo
schüttelte den Kopf und zischte noch etwas. Ewald schüttelte
ebenfalls den Kopf, sagte aber nichts mehr – zumindest nichts,
was Sören hätte hören

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