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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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„Mensch, stimmt! Das ist die Villa von Doktor von
Brechtow. Wisst ihr noch, als ich von der Zeitarbeit aus beim
Elektriker Hintermayer gearbeitet habe? Da waren wir in dieser Villa
drin und haben die Elektroinstallation gemacht. Das ist ein
Riesenkasten! Die von Brechtows waren nicht zu Hause, als wir am
Arbeiten waren. Da war nur so eine Haushälterin. Und der Typ
ist Arzt. Der arbeitet, glaube ich, in irgendeiner Klinik in
Wiesbaden.“
    „ Na
klar“, sagte Remo, „jetzt fällt es mir wieder ein.
Er ist Chirurg. Ja, Leute, das ist es: Der Typ ist Chirurg! Das ist
absolut ideal. Passt mal auf: Wir fahren jetzt da hin und ziehen bei
ihm die gleiche Nummer ab wie beim alten Vieth. Diesmal kommen wir
aber durch die Vordertür. Wir klingeln und gehen rein. Dann
halten wir denen unsere Kanonen unter die Nase und zwingen den
Typen, den Berthold wieder zusammenzunähen.“
    „ Guter
Plan“, brummte der Schinken.
    „ Ja,
so machen wir das!“ Auch Detlev zeigte Begeisterung.
    Nur
Ewald meldete Bedenken an: „Und wenn der Typ nun Nachtschicht
hat? Manchmal haben die Ärzte doch Nachtschicht. Dann ist er
jetzt in Wiesbaden und flickt Leute zusammen.“
    Sekundenlang
herrschte Stille.
    Dann
sagte Remo: „Ist doch jetzt scheißegal! Wir fahren da
hin und schauen nach. Wenn er da ist, hat er Pech. Wenn er nicht da
ist, hat seine Alte Pech. Und wenn die alle nicht da sind, dann hat
Berthold eben Pech. So einfach ist das. Los, Buddha, gib Gummi!“
    Der
Motor des Transporters erwachte mit Donnergetöse zum Leben.
Kurz bevor sich das Fahrzeug in Bewegung setzte, sagte der Buddha:
„Russe, nicht Türke. Und der ist im Kongo, nicht in
Nigeria. Söldner. Ja, haha, das ist schon einer!“

8. Dres. med. von Brechtow

    So
verbrachte Sören weitere zehn Minuten in Todesangst. Es sollten
nicht die letzten an diesem Abend werden und auch nicht die
schlimmsten. Die lagen noch vor ihm – und sie dauerten alles
in allem weit länger als zehn Minuten. Doch das konnte Sören
in diesem Moment noch nicht ahnen.
    Vielleicht
hätte ein etwas abgebrühterer Charakter an dieser Stelle
Fluchtpläne geschmiedet. Vielleicht hätte sich ein solcher
Charakter auch seine Chancen ausgerechnet, nicht nur lebendig,
sondern auch halbwegs unbeschadet aus dieser Geschichte
herauszukommen.
    Sören
hingegen kümmerte all dies recht wenig. Er ging ohnehin davon
aus, irgendwann im Laufe der Nacht unter grausamen Schmerzen den
Löffel zu reichen. Während er auf der Ladefläche
wieder und wieder von einer Seite zur anderen geschleudert wurde,
dachte er deswegen nur daran, diesen dämlichen Kissenbezug
loszuwerden. Die Kotze in diesem Ding stank wie ein vor drei Wochen
erschossener Biber in der Sonne. Das war so schlimm, dass Sören
gleich nochmal kotzen musste. Verdammt, da ging das ganze
Rindsragout dahin, das Tante Evy mit ihren Zauberhänden
gezaubert hatte. Sören hatte ihr dabei zugesehen und sich dabei
gewünscht, sein Schwanz sei ein Stück Rindfleisch. Nun
wünschte er sich, seine Nase verfüge über den
gleichen Geruchssinn wie sein Schwanz und Tante Evy sei ein Rind.
    Als
Heinos Transporter durch das offene Tor auf das Grundstück der
Dres. med. von Brechtow donnerte, bekam Sören es nicht mit. Als
Heino, der Buddha, heftig am Lenkrad kurbelte, um nicht vom
Zufahrtsweg zu schlittern, bekam Sören es nicht mit. Sören
registrierte lediglich einen Schlenker, der ihn von einer Seite des
Fahrzeuges auf die andere und wieder zurück beförderte.
    Dann
stieg Heino auf die Bremse. Der Motor ließ sein inzwischen
bereits vertrautes Todesröcheln hören und stellte den
Betrieb ein.
    Remo
gab die Befehle aus: „Also, passt mal auf: Wir machen jetzt
nicht viel Geschiss. Schinken, Typ aus Frankfurt – ihr
schnappt euch Berthold. Schleift ihn gleich zur Tür. Buddha,
Jessy, ihr bleibt vorerst hier. Ewald, wir beide stürmen die
Bude. Detlev, du gibst uns Rückendeckung … ach ja, und
pass auf, dass der Idiot mit dem Kissen nicht ausbüxt. Nimm ihn
am Besten mit.“
    Erst
jetzt kam Sören erstmals der Gedanke an Flucht. Vielleicht
ergab sich in den nächsten Minuten eine gute Gelegenheit, um
das Weite zu suchen.
    Doch
andererseits … die würden ihn bestimmt erwischen. Die
Vorderseite des Kissens war vollgekotzt, doch die Rückseite war
noch immer strahlend weiß. Damit würde er in der
Dunkelheit eine perfekte Zielscheibe abgeben. Außerdem konnte
Sören nichts sehen und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit
frontal gegen den nächsten Baum

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