Menschliche Einzelteile (German Edition)
können. Remo wandte sich
wieder der Tür zu und drückte auf den Klingelknopf.
Und
wieder ratterten Sörens Gedanken los.
Sollte
er versuchen, die Hausbewohner zu warnen? Sollte er versuchen, auf
sich aufmerksam zu machen? Vor seinem geistigen Auge sah er sich
nach vorne springen. Er hörte sich rufen: „Vorsicht, das
sind Gangster und sie sind bewaffnet!“
Dann
sah er vor seinem geistigen Auge den Colt in Detlevs Hand
aufblitzen. Sein geistiges Auge schaltete auf Bullet-Time um. Die
Kugel zischte heran und knallte in Sörens Hinterkopf. Dann kam
sie vorne wieder heraus und nahm dabei Sörens halbes Gesicht
und eines seiner Segelohren mit sich. Außerdem sprotzte jede
Menge Gehirnmasse heraus. Bevor er auch noch sehen konnte, wie die
Hausbewohner niedergemetzelt wurden, kniff Sören sein geistiges
Auge zu. Das wollte er sich nun wirklich nicht antun!
Nein,
er würde sich lieber ruhig verhalten. Einfach tun, was diese
Verrückten ihm sagten und keinen Mucks von sich geben, der die
Aufmerksamkeit dieser Typen erregte. Vielleicht dachten sie
irgendwann nicht mehr an ihn und er konnte sich heimlich, still und
leise aus dem Staub machen. Immerhin hatte diese Methode in der
Schule beinahe immer funktioniert, und diese Idioten hier brachten
kaum mehr Intelligenz zusammen als die Idioten in der Schule, und
zwar alle gemeinsam.
Kaum
hatte Sören seinen Entschluss gefasst, da öffnete sich die
Haustür. Und dann gingen einige Dinge plötzlich sehr, sehr
schnell. Erst als Sören bereits in der Diele stand, gelang es
ihm, die Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen:
Zuerst
hatte er eine Frau in der Tür gesehen – und was für
eine! Sie trug einen schwarzen Dress. Knallenges Zeug. Kurze,
schwarze Haare. Ach ja, und zwei perfekte Möpse hatte Sören
auch noch erkennen können.
Dann
Ewald. Er wollte offenbar das Überraschungsmoment ausnutzen. Er
holte aus und kloppte der Dame eins mitten auf die Zwölf.
Zumindest versuchte er das. Sören erwartete den Einschlag von
Ewalds Faust. Doch stattdessen schlug Ewald daneben.
Vielleicht
schlug er auch gar nicht daneben, sondern die Dame machte etwas.
Irgendetwas fürchterlich Schnelles. Dabei sah es aber gar nicht
so aus, als habe die Dame etwas gemacht. Es sah noch nicht einmal so
aus, als habe sie sich bewegt. Und doch war etwas passiert. Und was
auch immer passiert war – es ließ Ewald buchstäblich
abheben, an der Dame vorbei und in das Haus segeln.
Und
bevor die Dame dann noch irgendetwas tun konnte, riss Remo seine
Sa.25 in die Höhe und richtete sie auf ihren Kopf. Dabei
brüllte er: „Nimm deine scheiß Wichsgriffel in die
Luft, du völlig verblödete Schlampe!“
Das
zog! Die Dame hob ihre Hände über den Kopf und erwiderte
etwas. Sören konnte die Worte nicht verstehen, doch er wunderte
sich über das Lächeln der Dame. Eigentlich sollte
Todesangst ihr Gesicht verzerren, doch stattdessen sah Sören
dort nur Belustigung und mildes Interesse.
Zuletzt
dirigierte Remo die Dame mit vorgehaltener Waffe nach hinten und
marschierte in das Haus. Der Schinken und der Typ aus Frankfurt
folgten mit Berthold. Dann schob Detlev Sören vor sich her, bis
auch er schließlich in der Diele ankam. Und hier stand er nun,
in diesem Eingangsraum.
Kaum
hatte er alle Ereignisse soweit eingeordnet, da ertönte auch
schon eine neue Stimme: „Ja, was ist denn hier los?“
Sofort
fuhren alle Gangster herum und nahmen den Neuankömmling ins
Visier. Sören schaute sich ebenfalls um und überlegte, ob
er den Moment zur Flucht nutzen sollte. Aber wohin? Nach rechts?
Nein, keine Chance – dort gab es überhaupt keine Tür.
Also nach links. Dort gab es eine Tür, die in einen Flur
führte. Am Ende des Flurs sah Sören eine weitere Tür.
Was, wenn die verschlossen war? Nein, zu unsicher. Dann vielleicht
besser einfach umdrehen und nach draußen laufen. Aber halt, da
waren ja noch Jessy und der Buddha. Auch keine gute Idee.
Und
direkt nach vorne konnte Sören auch nicht türmen. Dort
führte ein breiter Durchgang in einen Treppenvorraum –
und genau dort stand der Herr Doktor.
Der
Herr Doktor?
Also,
für Sören sah dieser Typ eher nach dem Prototypen eines
neuen Supersoldaten aus, der aus dem Genlabor der Bundeswehr
geflüchtet war. Aber es musste ja der Herr Doktor sein –
es sei denn, der Herr Doktor beschäftigte einen Supersoldaten
aus dem Bundeswehr-Genlabor als Butler.
Dann
fiel Sörens Blick auf das Mädchen, das an der Hand des
Supersoldaten baumelte. Ein süßer,
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