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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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und
Beschützertour.
    „ Keine
Angst“, säuselte er, „ich werde nicht zulassen,
dass die dir etwas tun.“
    Oh
Shit, hoffentlich hatte das keiner von diesen Gangstern mitbekommen.
Ewald würde ihm für diesen Spruch die Haut abziehen.
Abgesehen davon hatte er die Kleine damit gerade ganz schön
angeschmiert. Wenn sich die Chaoten entschieden, der Kleinen
irgendetwas zu tun, dann würde er das wohl kaum verhindern
können.
    Also,
neuer Anlauf: „Es wird alles wieder gut!“
    Oh
ja, das war er – der Klassiker. Der ultimative Tröster.
Damit musste man immer richtig liegen. Jetzt noch aufs Ganze gehen
und die Hand strategisch auf den Unterarm der Kleinen drapieren.
Dann langsam nach unten streichen, um ihre Hand zu halten. Genau so
ging das!
    Dachte
Sören.
    Immerhin
schaffte er es, ihren Unterarm mit seinen Fingerspitzen zu berühren.
Dann ging die Kleine auch schon hoch wie eine Bombe.
    Sie
kreischte nicht nur los wie eine Opernsängerin, sondern riss
auch noch ihre Arme in die Luft. Dabei hakte sie bei ihrem Teller
unter und erschuf so für einige Augenblicke eine
Explosionswolke aus Broccoli und Kartoffeln über dem Tisch.
Sören, auf diesen Ausbruch nicht im Geringsten vorbereitet,
kippte mitsamt seinem Stuhl um und knallte langwegs hin. Die Kleine
kreischte unterdessen ungebremst weiter.
    „ Äh,
Herr Doktor?“, hörte Sören Remo sagen, während
er sich wieder auf die Füße kämpfte und sich auf die
andere Seite des Tisches zurückzog, so weit wie möglich
weg von dieser fuchtelnden Heulboje.
    „ Herr
Doktor, ein bisschen bescheuert ist ihre Tochter aber schon, oder?“
    Der
Doktor glotzte Remo einige Sekunden lang an, als verstehe er die
Worte des Gangsters nicht. „Bitte? Oh, ach so, meine Tochter,
ja.“
    „ Nun
unternimm doch etwas“, sagte Frau Doktor. „Du solltest
das Balg züchtigen. Oder soll ich das übernehmen?“
    Die
beiden wechselten einen Blick und ein Grinsen. Sören wusste
nicht recht, wie er dieses Grinsen deuten sollte. Dann nickte der
Doktor. „Ich mache das schon.“
    Sein
Grinsen wurde noch breiter, als er sich mit einigen raschen
Schritten dem Tisch näherte. Dort angekommen, packte er die
Kleine im Genick wie ein Kätzchen, und begann, sie kräftig
durchzuschütteln.
    „ Du
schmutziges, schmutziges Kind! Sie nur, was du hier angerichtet
hast! Schau dir diese Schweinerei an! Überall Unordnung und
Schmutz. Das hast du gemacht, du ganz allein! Du schmutziges,
schmutziges Kind.“
    Die
Kleine kreischte unterdessen unverdrossen weiter. Ihr Geschrei
eierte dabei ein wenig in dem Takt, in dem der Doktor sie
durchschüttelte.
    Ewald
mischte sich ein. „Meine Fresse, Doc, sorgen sie einfach
dafür, dass die Kleine mit dem Gebrüll aufhört. Das
ist ja nicht auszuhalten.“
    „ Ach,
unsere Kleine ist einfach nur total verstört“, sagte Frau
Doktor. Hätte das Gekreisch ihre Samtstimme nicht beinahe
übertönt, wäre Sören wieder hin und weg gewesen.
„Sehen Sie, meine Herren, es ist einfach nur die Situation,
die der Kleinen zu schaffen macht. Fremde, die in das Haus
eindringen, all das Blut, all die Gewalt. Und dann vielleicht auch
noch zusehen zu müssen, wie Papa auf bestialische Weise
ermordet wird – das ist zu viel für dieses dumme,
schmutzige Kind.“
    Jessy
schaute zuerst Frau Doktor, dann Remo und dann wieder Frau Doktor
an. Auf dem Gesicht der Dorfpomeranze schienen sich Fragezeichen zu
bilden. „Äh … aber … wir wollen doch
niemanden gar nichts tun.“ Dann ging Jessy auf die Kleine zu.
Ihre Dorfpomeranzen-Quengelstimme nahm einen beruhigenden Ton an:
„Ey, hörst du? Wir wollen euch doch gar nichts tun. Herr
Doktor, hören Sie doch mal auf, die Kleine so zu schütteln.
Sie tun ihr bestimmt ganz doll weh. Kleine, es ist ja gut, wir tun
dir oder deinen Eltern doch gar nichts.“
    „ Ach,
das versteht die dumme Göre nicht“, sagte Frau Doktor von
Brechtow. Dann, an ihren Mann gerichtet: „Hau dem Balg doch
einfach eins in die Fresse, dann wird es schon still sein.“
    „ Hast
ja Recht, mein Spatz.“
    Herr
Doktor holte aus und drosch der Kleinen die Faust gegen den
Hinterkopf. Dabei hatte Sören den Eindruck, Doktor von Brechtow
halte sich noch zurück. Es wirkte nicht so, als habe er mit
voller Kraft zugeschlagen - ansonsten wäre seine Faust
vermutlich im Hinterkopf der Kleinen verschwunden und vorne wieder
herausgekommen. Doch der Schlag reichte völlig aus. Das Mädchen
nickte und knallte mit der Nase voran auf den Tisch. Sören
konnte nicht anders,

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