Menschliche Einzelteile (German Edition)
disqualifizieren – es sei denn,
sie litt an Deformierungen und lebte in den Slums.
Aber
Hallo!
Was
lief denn da jetzt?
Da
ging die Alte diesem hässlichen Gnom doch tatsächlich an
die Hose! Sören wäre beinahe vom Sofa geplumpst, als er
sah, wie die Frau am Reißverschluss von Detlevs Hosenstall
herumfummelte. Schließlich schaffte sie es, das Ding zu öffnen
und zog Detlev Hose und Unterhose herunter.
Verdammt!
Sören hätte laut losbrüllen können. Was sollte
dieser Blödsinn? Was interessierte ihn der Arsch von diesem
Pavian? Wenn, dann wollte er etwas von der Alten sehen. Sollte sie
sich doch ausziehen. Doch er konnte wohl kaum aufstehen, zu den
beiden in die Küche schlendern und dort seine Wünsche
äußern. Er konnte nur weiter auf der Sofakante sitzen,
sich die Bescherung ansehen und hoffen, die Alte würde auch
noch ihre Klamotten fallen lassen.
Zu
allem Übel konnte Sören nun noch nicht einmal sehen, was
die Frau mit diesem Detlev machte. Der Kerl stand in einem
ungünstigen Winkel und verdeckte die Alte beinahe komplett.
Also riskierte es Sören, sich noch ein Stück nach vorne zu
lehnen. Nur noch ein klein wenig – ansonsten würde er es
nicht einmal sehen, wenn die Alte splitterfasernackt in der Küche
stand. Also, nur noch ein kleines Stück. Die Kleine auf dem
Sofa hatte sich nach vorne gebeugt und schaukelte ein wenig vor und
zurück. Wenn Sören sich an der Rückenlehne abstützte,
dann konnte er sich ein Stück über die Kleine beugen. Er
musste nur vorsichtig sein …
Dann
passierten zwei Dinge beinahe gleichzeitig.
Erstens:
Oben knallte ein Schuss. Unten im Wohnzimmer klang dieser Schuss
weit weniger dramatisch, als er sich oben anhörte. Es hatte
beinahe schon etwas von einer gut geschüttelten Sektflasche,
die ihren Korken gegen die Decke spie. Selbstverständlich
reagierte aber in einem Haus voller bewaffneter Gangster, das
bereits von der Polizei belagert wurde, jeder sehr empfindlich auf
Knallgeräusche aller Art. Dementsprechend herrschte im
Wohnzimmer sofort Aufruhr. Als dann auch noch eine Maschinenpistole
im Obergeschoss losratterte, redeten plötzlich alle
durcheinander.
Zweitens:
Sören wagte sich einen Zentimeter zu weit vor. Dies hatte
nichts mit dem Schuss zu tun – dieser ertönte erst eine
Millisekunde, nachdem Sören versehentlich den Rücken des
Mädchens mit seinem Ellbogen berührt hatte. Wie Sören
befürchtet hatte, genügte diese Berührung, um die
Kleine wieder zur Explosion zu bringen. Sie kreischte nicht nur los,
sondern zuckte auch in die Höhe. Dabei donnerte ihr Hinterkopf
mit voller Wucht gegen Sörens Kinn und ließ ihn zwischen
der Rückenlehne des Sofas und dem Rücken der Kleinen
zusammensacken.
Von
dort aus sah er in der Küche Detlev, der versuchte, in den
Treppenvorraum zu laufen. Seine Hose, die ihm noch immer um die
Knöchel hing, hinderte ihn allerdings am schnellen Fortkommen.
Die Frau hingegen zögerte nicht lange und donnerte Detlev die
Faust gegen den Kopf. Dann krallte sie nach seinem Colt, doch den
hielt Detlev eisern fest.
„ Ey,
bist du bescheuert, du blöde Kuh? Nimm die Finger da weg!“
Die
Frau ließ tatsächlich los. Stattdessen begann sie, alle
Schubladen aufzureißen. Sie suchte etwas. Detlev nestelte
derweil an seiner Hose herum. Mit der Pistole in der rechten Hand
wollte es ihm nicht recht gelingen, den Hosenknopf zu schließen.
Sören
stemmte sich hoch und sah sich um. Die Kleine kreischte noch immer
wie eine Feuersirene. Als Sören sich hinter ihr regte, hufte
sie auch noch aus und schoss einen ihrer Hausschuhe ab. Dieser
knallte als unhaltbarer Elfmeter in das Bücherregal und säbelte
dort einen großen Bilderrahmen mit dem Portrait einer streng
blickenden Dame um. Sören nahm an, Frau Doktor von Brechtow
hatte gerade zum zweiten Mal das Zeitliche gesegnet.
In
der Küche hantierte die Frau noch immer an den Schubladen
herum. Dabei rief sie über die Schulter in den Treppenvorraum:
„Schatz, hast du etwa alle Messer mitgehen lassen?“
Während
Sören noch überlegte, was sie damit meinte, packte sie
eine Bratpfanne, schwang diese herum und schlug damit eine Vorhand,
die selbst einen Tennisprofi in Wimbledon ins Schwitzen gebracht
hätte. Die Pfanne beschrieb einen Bogen und knallte gegen
Detlevs Hinterkopf. Es machte „BONG!“
Bevor
jemand reagieren konnte, sprintete die Frau sowohl an Detlev als
auch an der Wohnzimmertür vorbei und verschwand aus Sörens
Blickfeld. Detlev hatte unterdessen offenbar einige
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