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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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einer
gewissen Skepsis beobachtete. Wenn es zu einer Schießerei kam,
dann saß er in vorderster Front und diente dem Schinken als
menschlicher Schutzschild.
    „ Wenn
die wirklich auf unsere Forderungen eingehen, wie wollen wir dann
abhauen?“, fragte Detlev genau in diesem Moment.
    Remo
zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Es wird das Beste
sein, wir lassen ein Auto vor der Tür vorfahren und fahren in
aller Gemütlichkeit weg.“
    „ Ja,
bist du denn total bescheuert?“ Ewald natürlich –
wer sonst? „Wenn wir jetzt so einfach durch die Vordertür
raus marschieren, was meinst du, was dann passiert? Diese blöden
Dorfbullen knallen uns doch einfach ab. Die interessieren sich nicht
für unsere Geiseln. Nachher heißt es dann, die hätten
uns auf der Flucht erschossen, nachdem wir die Geiseln abgeknallt
hatten. Es fragt doch kein Mensch mehr danach, ob das wirklich so
abgelaufen ist oder ob die einfach alles zusammengeballert haben.
Wir sind in jedem Fall die Sündenböcke. Nee, da mache ich
ganz bestimmt nicht mit!“
    Sören
schaute auf. Verdammt, das durfte doch nicht wahr sein! Wenn dieser
Neandertaler so weiter machte, dann würde er den Samstagmorgen
nicht mehr erleben.
    „ Also
gut“, sagte Remo. „Ich rufe jetzt den Litzinger an und
lasse mir irgendetwas einfallen. Passt ihr aber bloß auf, dass
sich diese Irren nicht an uns heran schleichen.“
    Remo
ging zum Telefon und nahm das Mobilteil zur Hand. Dann zögerte
er.
    „ Äh
… hat einer von euch die Nummer vom Polizeirevier?“
    Ewald
drehte sich halb um. „Was?“
    „ Die
Nummer vom Polizeirevier. Die kenne ich nicht.“
    „ Schau
doch im Telefonbuch nach“, sagte der Schinken, ohne die Tür
aus den Augen zu lassen.
    Remo
schaute sich um. „Hier ist kein Telefonbuch.“
    Sören
wagte einen Vorstoß: „Wie wäre es denn mit 1-1-0?“
    „ Wie
jetzt?“, sagte Detlev. „Woher kennst du denn die Nummer
vom Polizeirevier in Pfalzenberg auswendig?“
    Sören
warf Detlev einen Blick zu. Was hätte er alles auf diese Frage
antworten können? Er hätte Detlev auf die Bedeutung der
Nummer 1-1-0 hinweisen können. Er hätte Detlev die
Geschichte mit der Bratpfanne aufs Brot schmieren können. Er
hätte eine abfällige Bemerkung über Detlevs Pimmel
machen können. Oder er hätte Detlev höflich
auffordern können, ihm den Stuhlgang anzusaugen. Doch
schließlich verhielt sich Sören so, wie es sich für
einen Sören Gieselbert Vieth-Lawaczek gehörte: Er setzte
ein dümmliches Grinsen auf und sagte überhaupt nichts.
    „ Meine
Fresse, dann ruf doch einfach die Auskunft an“, meinte Ewald.
    „ Oh,
gute Idee.“ Remo wählte. Dann wartete er, das Mobilteil
am Ohr. „Ja, hallo? Ich brauche eine Nummer in Pfalzenberg.
Nee, Pfalzenberg. Mit 'PF' am Anfang, wie 'Pfurz'. Ja, genau. Ja,
das ist es. Und zwar brauche ich die Nummer vom Polizeirevier.“
Einige Sekunden verstrichen. „Was? Nein, nicht die
Autobahnpolizei. Dann schauen sie doch mal unter 'Polizeiposten'.
Ja, genau.“ Erneut vergingen einige Sekunden. „Ja, den
meine ich. Der ist im alten Rathaus untergebracht. Ja, richtig.
Nein, nicht ansagen. Verbinden Sie mich bitte direkt, wenn es geht.
Ja, danke.“
    Dann
wartete Remo. Alle anderen warteten mit ihm. Sören sah die
Blicke von Detlev, Ewald und dem Schinken immer wieder von der Tür
zu Remo und wieder zurück wandern. Nur Jessy ignorierte die Tür
völlig und schaute nur Remo an.
    „ Verdammt“,
sagte dieser schließlich und nahm das Telefon vom Ohr. „Geht
niemand ran. Hat durchgeklingelt.“
    „ Dann
versuch es nochmal“, meinte der Schinken.
    „ Okay.“
Remo schaute das Telefon an. „Oh Mist, ich habe die Nummer
nicht notiert.“
    „ 1-1-0“,
meinte Detlev.
    Remo
ignorierte ihn und wählte.
    „ Hallo
Auskunft? Ja, ich brauche nochmal die Nummer vom Polizeiposten in
Pfalzenberg. Ja, genau. Mit 'PF' wie 'Pfurz'. Nein nein, 'PF'.
Pfalzenberg. Aber passen Sie auf, ich will nicht die
Autobahnpolizei. Ich brauche nur … ja, ja genau. Im alten
Rathaus. Ja, den meine ich. Könnten Sie … äh,
Moment.“ Remo wandte sich um. „Hat mal jemand was zu
schreiben?“
    „ Moment“,
sagte Jessy und zog ein Mobiltelefon hervor. „Sag mir die
Nummer, dann tippe ich sie hier ein. Die kann ich dann abspeichern.“
    „ Quatsch“,
fauchte Remo. „Gib her, das Ding.“ Er riss ihr das
Mobiltelefon aus der Hand. Dann sprach er wieder in das
Festnetztelefon: „Was? Nein nein, ich habe mit jemand anderem
… ja. Okay, sie können

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