Menschliche Einzelteile (German Edition)
Salven: „Euer Freund lernt gerade die
Schokoladenseite meiner Frau kennen.“
„ Schnauze
halten!“, riefen Ewald und Remo im Chor, während sie ihre
Magazine auf den Kopf der Treppe leer schossen.
25. Eintracht Zwietracht
Nun
bekam auch Sören wieder etwas von der Handlung mit. Dabei
wusste er nicht, was er von der Schießerei im ersten
Obergeschoss halten sollte. Zuerst hörte er das Rattern der
Maschinenwaffe des Killers, dann wechselten sich Remo und Ewald
damit ab, das Feuer zu erwidern. Dann kam wieder der Killer an die
Reihe. Und immer so weiter. Es schien momentan also unentschieden zu
stehen.
Sören
überlegte, was ihm im Anschluss an die Schießerei wohl
blühen mochte. Falls die beiden Killer alle Gangster
ausschalteten, dann würden sie Sören und die Kleine auf
der Stelle töten – das stand fest. Falls allerdings die
Gangster gewannen, dann würden Sören und die Kleine wieder
als Geiseln herhalten müssen – was im Endeffekt auch
wieder zu ihrem Tod führen würde. Entweder wurden sie von
den Gangstern erschossen oder diese dämlichen Dorfbullen
draußen würden einen Fehler machen.
Die
beste Alternative wäre also, wenn sich alle gegenseitig
umnieteten. Mit einem solchen Glücksfall wagte Sören
allerdings nicht zu rechnen. Um es mit der Mengenlehre auszudrücken:
Glück war keine Teilmenge von Sören – und umgekehrt
auch nicht. Es gab nicht einmal eine Schnittmenge. Deswegen hatte
Sören aus schmerzlicher Erfahrung gelernt, eher mit dem
Schlimmsten zu rechnen – was bei ihm auch mit erschreckender
Regelmäßigkeit eintraf.
Zu
allem Übel fiel ihm das Nachdenken auch noch schwer. Die
Kleine, die auf dem Sofa neben ihm wieder mit dem Zittern begonnen
hatte, lenkte einen Großteil von Sörens Gedanken in eine
Richtung, die mit Fluchtplänen oder Überlebensstrategien
nicht das Geringste zu tun hatte.
Dennoch
gelang es Sören, eine Taktik auszuarbeiten: Vielleicht schaffte
er es, unter den Gangstern Zwietracht zu säen. In Filmen
funktionierte das fast immer. Sören würde nur ein wenig
subtiles Mobbing betreiben müssen, und schon würden diese
Hammel aufeinander losgehen wie eine Bande Kampfhunde. Dabei musste
er natürlich vorsichtig sein. Seine Hetzkampagne durfte nicht
zu offensichtlich daher kommen, sonst durchschauten diese Gangster
sein Spiel am Ende noch. Nein, wohl gezielte, subtile Bemerkungen
mussten es sein.
Als
die Schießerei im ersten Obergeschoss für einen
Augenblick aussetzte, wagte Sören einen ersten Versuch. Seine
Ansprache hatte er sich so gut zurechtgelegt, wie es unter den
gegebenen Umständen möglich gewesen war – eine
subtile Stichelei, hübsch hinterhältig und kaum zu
durchschauen.
Er
sagte: „Der Ewald ist schon ein ganz schöner Arsch,
gell?“
Oben
stotterte wieder eine Maschinenpistole los. Sonst geschah nichts.
Sören stutzte. Da hatte wohl wieder sein Talent, von anderen
ignoriert zu werden, zugeschlagen. Also versuchte er es noch einmal.
Diesmal hob er seine Stimme ein wenig an: „Der Ewald ist ein
ganz schöner Arsch, oder?“
Ziemlich
genau zwischen „der“ und „Ewald“ setzte das
Maschinenpistolenfeuer im Obergeschoss aus – gerade lange
genug, um Sörens Spruch durch das gesamte Haus hallen zu
lassen.
Von
oben ertönte Ewalds Stimme: „Wenn wir hier fertig sind,
dann komme ich runter und trete dir so tief in den Hintern, dass dir
meine Schnürsenkel aus dem Hals raus hängen, du dämlicher
Fonk!“
Hoppla
– dieser Versuch war trotz des subtilen Vorgehens gründlich
in die Hose gegangen. Für Sören brach eine weitere Welt
zusammen … und es sollte nicht die letzte für diese
Nacht sein. Was Sören in diesem Augenblick aber viel mehr
interessierte als das gescheiterte Mobbing oder die
zusammengebrochene Welt war die Frage, was, zum Donnerwetter, Ewald
unter einem „Fonk“ verstand.
26. Marky Mark erledigt Matt Damon
Detlev
verstand unterdessen gar nichts mehr. Nachdem Margit ihm nonchalant
vor den Sack getreten hatte, trieb sie ihn nun mit einer Serie von
Backpfeifen rückwärts die Treppe hinauf. Außerdem
hatte sie auch noch Detlevs Colt aufgehoben, während er sich
nach dem Sacktritt vor Schmerzen gekrümmt hatte.
Die
Backpfeifen alleine waren schon schlimm, doch noch schlimmer fand
Detlev die Beschimpfungen, die ihm Margit zusätzlich zu den
Schlägen um die Ohren feuerte.
„ Du
Jammerlappen, du jämmerlicher!“, sagte sie gerade
zwischen zwei Schlägen. „Wolltest mich flachlegen? Mann,
du schaffst es ja nicht
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