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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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einmal, ein Schaf rumzukriegen, ohne ihm
eine Knarre vorzuhalten!“
    „ Ich
bin doch nicht Gene Wilder!“, keuchte Detlev.
    „ Wer?“
    „ Gene
Wilder.“
    Inzwischen
hatten sie das Erdgeschoss erreicht. Margit hielt einen Augenblick
inne. „Meinst du etwa Gene Wilder aus 'Supermann 3'?“
    Detlev
überlegte eine Sekunde. „Äh, nee. Das war Richard
Pryor.“
    „ Der
Schwarze?“
    Detlev
nickte. Margit knallte ihm eine. Dann sagte sie: „Ach, dann
habe ich das verwechselt. Der hat aber mal mit Gene Wilder gemeinsam
einen Film gemacht, oder?“
    „ Na
klar. 'Zwei wahnsinnig starke Typen'. Aber ich meinte den Film von
Woody Allen. 'Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber
nie zu fragen wagten'.“
    Margit
knallte Detlev noch eine. Dann hob sie den Colt. „Das war
dieses sexistische Ding, in dem die Frau zum Sex mit frustrierten
Pfadfindern gezwungen werden sollte, nicht wahr?“
    Margit
feuerte einen Schuss ab.
    „ Die
Szene fand ich richtig gut.“
    Detlev
schüttelte den Kopf. Seine Brille flog davon. Margit hatte sein
linkes Ohr getroffen und den Brillenbügel glatt abgesäbelt.
    „ Blöde
Kuh“, bellte Detlev.
    Margit
grinste ihn an. „Hörst du die Schießerei da oben?
Ich muss jetzt wieder zu meinem Mann. Aber vorher ziehe ich mir noch
etwas an.“
    Das
passte Detlev nun gar nicht. Aber was sollte er machen? Er konnte
nur die Überreste seines Ohrs befummeln und sich über das
Blut an seiner Hand ärgern.
    Margit
grinste. „Kennst du 'The Departed'?“
    „ Von
Scorsese?“
    Margit
nickte. „Ganz zum Schluss. Weißt du noch, was Marky Mark
mit Matt Damon macht?“
    Detlev
blickte auf und schaute genau in die Mündung seines eigenen
Colt Government. Er sagte: „Och nee, oder?“
    Margit
feuerte einen Schuss ab, genau zwischen Detlevs Augen.
    „ Doch.“

27. Wenn zwei Mann von drei Seiten aus angreifen ...

    Oben
warf Ewald einen Blick über die Schulter, während er ein
neues Magazin in seine Sa.25 schob. „Das war doch die Knarre
vom Depplev, oder?“
    „ Hat
sich so angehört“, sagte Remo, während er die Treppe
hinauf zielte. „Vielleicht hat er gerade die Schlampe kalt
gemacht.“
    „ Darauf
würde ich keine Wette abschließen“, tönte es
von oben herunter. Auch wenn Remo den Killer nicht sehen konnte –
das Grinsen auf seinem Gesicht nahm er sogar in seiner Stimme wahr.
    Ewald
ging sofort hoch wie eine Sprungfeder: „Dann komm doch runter,
du blödes Arschloch! Dann können wir ein paar Wetten
abschließen, wir zwei. Dann werde ich dir ganz gepflegt von
hinten … äh, Moment.“ Ewald stockte. „Von
hinten? Äh … Remo?“
    Remo
konnte nicht ganz folgen. Dies lag allerdings nur zum Teil an Remos
intellektuellen Kapazitäten. In diesem besonderen Fall lag es
daran, dass Remo gerade bei Ewald nicht mit komplexen Denkstrukturen
rechnete – zumindest nicht, wenn Ewald gerade wieder bis zum
Drehzahlbegrenzer auf Touren kam. Ausnahmsweise hatte sich Ewald
jedoch selbst das richtige Stichwort gegeben: von hinten. Eigentlich
hätte Detlev die Killer von hinten angreifen sollen. Nun
krauchte Detlev – und somit auch Remos und Ewalds gesamte
Rückdeckung – jedoch irgendwo im Erdgeschoss oder im
Keller herum. Also konnte sich der Killer da oben in aller Ruhe über
die Hintertreppe absetzen, falls er das wollte. Oder er konnte Remo
und Ewald ablenken, falls Detlev tatsächlich das Zeitliche
gesegnet hatte. So konnte sich die Tussi ganz gemütlich über
die Hintertreppe anschleichen.
    Remo
gelang es, bereits nach weniger als zwei Minuten Bedenkzeit Ewalds
Überlegungen nachzuvollziehen, was für ihn schon eine
kleine Meisterleistung darstellte. Zeit genug für Margit, um
vom Keller in das Erdgeschoss zu sprinten, Klamotten anzuziehen und
dann über die Hintertreppe in das erste Obergeschoss zu
schleichen, um im Zimmer genau hinter Remos Rücken
herauszukommen. Aber das konnte Remo beim besten Willen nicht
wissen.
    Deswegen
sagte er: „Ich geh mal gucken.“
    Ewald,
der seine eigenen Gedankengänge schon längst wieder
vergessen hatte, nickte nur zerstreut und zielte weiter die Treppe
hinauf.
    Hätte
Remo ahnen können, wie diese Nacht für ihn enden sollte,
dann wäre er wahrscheinlich einfach in das angrenzende Zimmer
marschiert, geradewegs in Margits Mündungsfeuer hinein. So tat
Remo aber etwas völlig Unerwartetes: Er ging halbwegs
intelligent vor, indem er einfach nur einen Schritt rückwärts
ging und sich dann nach hinten lehnte, bis er das Zimmer einsehen
konnte. Und

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