Menschliche Einzelteile (German Edition)
ersten Stockwerks. Was die beiden nicht ahnen
konnten: Detlev – also das gesamte Personal für das
geplante Ablenkungsmanöver – arbeitete sich gerade nicht,
wie geplant, zur Hintertreppe vor, sondern folgte der nackten Margit
in den Keller.
Im
ersten Obergeschoss ließen Ewald und Remo unterdessen so viel
Vorsicht walten, wie es einem Neandertaler wie Ewald möglich
war. Coolheit, Überlegenheit – Remos Plan schien
zumindest im Ansatz aufzugehen. Doch dann warf Ewald einen Blick in
das Zimmer, das Max kurzerhand zum Operationssaal umfunktioniert
hatte.
An
dieser Stelle stiegen Sören, Jessy, der Schinken und der Typ
aus Frankfurt wieder in die Geschichte ein, wenn auch nur passiv:
Sie hörten Ewalds Gebrüll nicht nur, sondern verstanden
sogar jedes einzelne Wort.
„ Oh
Scheiße, das darf doch nicht wahr sein! Was für eine
verdammte Sauerei hier oben. Wie konnten diese Arschlöcher das
nur unserem Berthold antun? Und überhaupt, sind das hier alles
Teile vom Berthold? Oder haben die da noch einen anderen drunter
gemischt? Wie viele Nasen liegen hier eigentlich herum? Scheiße,
ich mache diese Penner kalt. Und dann mache ich mit den Bullen
weiter. Also los, wo steckt ihr? Kommt raus, ihr feigen Säue.
Kommt raus, damit ich euch in die Bäuche schießen kann!“
Als
Remo während Ewalds Tirade den guten Plan den Bach runter gehen
sah, setzte er sich zunächst einmal auf die Treppe, die nach
oben zum Dachgeschoss führte, und wartete ab, bis das
Ewald-Gewitter vorbei gezogen war. Das Unheil, das von oben nahte,
sah Remo nicht kommen.
Remos
Plan:
„ Und
dann, dann knöpfen wir uns diesen Scheißer vor, das könnt
Ihr mir glauben! Der wird garantiert irgendwo da oben sitzen und
irgendwelche Unterlagen durchsuchen. Und seine Alte wühlt in
einer Schublade rum. Vielleicht steht sie auch im Zimmer daneben
herum und weiß gar nicht so genau, was sie machen soll.
Detlev
wird dann ein bisschen Budenzauber machen. Vielleicht ein paar
Schüsse abfeuern. Und dann, wenn diese Arschlöcher am
Wenigsten damit rechnen, fallen ihnen Ewald und ich in den Rücken.
Und dann machen wir die beiden zur Schnecke!“
Guter
Plan.
Und
so verlief es:
Max
war kurz davor, sich Remo vorzuknöpfen. Remo saß auf der
Treppe und wartete auf das Ende von Ewalds Wutausbruch. Ewald stand
unterdessen noch immer im improvisierten Operationssaal und brüllte
gerade seit gut 30 Sekunden ohne Luft zu holen, um seiner Wut Herr
zu werden.
Als
Ewald zu Ende gebrüllt hatte, machte Detlev ein wenig
Budenzauber – allerdings nicht im Obergeschoss, wie Remo es
erwartete, sondern im Keller.
Und
dann, als Remo es am Wenigsten erwartete, fiel ihm Max in den
Rücken.
Detlev
hatte indes noch weniger Glück als Remo – auch wenn er
sich anfangs noch auf der Gewinnerseite sah. Er war Margit durch den
Flur gefolgt, vorbei an der Buddha-Toilette auf der linken und der
Garderobe an der rechten Seite. Dann war er in dem großen
Schlafzimmer am Ende des Flurs nach rechts abgebogen. Dabei hatte er
sich ein wenig geärgert, denn er hätte es Margit gerne auf
dem gewaltigen Wasserbett gezeigt, das hier im Schlafzimmer stand.
Doch sie war einfach weiter zurückgewichen, durch den nächsten
schmalen Flur, von dem nur eine Tür zu einem begehbaren
Kleiderschrank abzweigte. Schließlich erreichte sie ein
Badezimmer auf der anderen Seite des Hauses. In der Badewanne hätte
man ohne Weiteres ein olympisches Schwimmturnier veranstalten
können, doch Detlev dachte eher an eine Runde Sex nach
Jacques-Cousteau-Manier.
Margit
ließ sich auch hier auf nichts ein, sondern zog sich weiter
zurück, bis sie schließlich durch eine Tür
verschwand, die nach rechts aus dem Badezimmer und zur Hintertreppe
führte. Hätte Detlev ein wenig über seine
Orientierung nachgedacht, so wäre ihm aufgefallen, dass er
inzwischen das Haus einmal umrundet hatte. Die Hintertreppe befand
sich direkt neben der Küche.
An
dieser Stelle hätte Detlev eigentlich nach oben gehen müssen,
doch sein Schwanz entpuppte sich als miserables Navigationssystem
und lotste ihn direkt nach unten, hinter Margit her. Im Geiste sah
Detlev sich bereits in der Rolle von Christian Slater in „Der
Name der Rose“, als dieser von der Bettlerin gebumst wurde.
Detlev sah die Szene vor seinem geistigen Auge jedoch mit
vertauschten Rollen – und natürlich mit etwas mehr
Gewalt. Für den Abschluss der Aktion hatte sich Detlev dann
bereits eine Handlung nach einem Zitat aus dem Film „Angel
Heart“
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