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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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diesen Killern durch den Flur geschlichen kommen. Oder die Bullen
spazieren einfach hier hinein. Außerdem war es so
abgesprochen. Wenn du denen unbedingt helfen willst, dann geh halt
selbst rauf und schau, was du machen kannst. Ich bleibe hier, klar?
Und du hältst jetzt echt mal die Schnauze, sonst vergesse ich,
dass du dem Remo seine Alte bist. Hast du das verstanden?“
    Nun
war es an Sören, mit den Augen zu rollen und zu seufzen, denn
auch diese Ansprache hörte er bereits zum vierten oder fünften
Mal. Zu seiner Überraschung seufzten sowohl Jessy als auch die
Kleine synchron mit ihm.
    Dann
konterte Jessy: „Och Menno, Schinken, du bist echt voll fies!
Ich geh da nicht rauf. Das ist nichts für eine Frau.“
    Sören,
die Kleine und der Schinken seufzten im Chor.
    Sören
ließ den Kopf hängen. Dabei fiel sein Blick auf die Füße
der Kleinen. Links trug sie noch einen Hausschuh, doch mit dem
rechten hatte sie einige Zeit zuvor das Bild vom Regal geschossen.
Und nun Sören saß da und glotzte auf ihren rechten Fuß.
Himmel, machte ihn das an!
    Die
Kleine schien Sörens Blick zu spüren. Sie sagte: „Was
gibt es denn da zu glotzen?“
    Sören
wäre beinahe vor Schreck senkrecht in die Höhe gesprungen.
Nach dem letzten Wortwechsel hatte er erwartet, die Kleine hätte
sich wieder in ihre eigene Welt zurückgezogen. Hatte sie aber
offenbar nicht. Tja, nun war er am Zug – und dies war
sicherlich seine letzte Chance.
    Er
ging es vorsichtig an: „Och, ich dachte nur, du frierst
bestimmt, so ganz ohne deinen Hausschuh.“
    Die
Kleine musterte ihn, als habe er vollends den Verstand verloren.
„Biste blöd, oder was? Hier herrscht eine Bullenhitze, da
friere ich doch nicht. Oh Mann, irgendwie bist du echt voll dumm!
Außerdem kriege ich keine kalten Füße. Das habe ich
von meiner Mama geerbt. Die hat auch nie kalte Füße
gekriegt.“
    Oh
verdammt, das hielt Sören nicht mehr länger aus. Er konnte
sich nicht mehr zurückhalten. Gleich würde alles aus ihm
herauskommen!
    „ Ich
auch.“ Oha, da ging es auch schon los. Er konnte sich nicht
mehr bremsen. „Ich habe meine Füße von meinem Vater
geerbt. Die von meiner Mama sehen aus, als wären die an einer
Vogelscheuche dran gewesen oder so. Aber die von meinem Papa sind
voll in Ordnung. Hier, ich zeig's dir.“
    Und
schon fing Sören an, seinen rechten Schuh aufzuknoten. Die
Kleine glotzte ihn einige Sekunden lang an – jedoch nicht so,
wie er sie angeglotzt hatte. Aus den Augenwinkeln bekam Sören
gerade noch die Abwärtsbewegung ihrer Mundwinkel mit. Dann
keifte sie auch schon los: „Oh Mann, was machst du denn da?
Ich will deine Quanten nicht sehen, du Doofmann!“
    „ Doch
doch!“ Zu spät, das hier jetzt noch zu stoppen. Er konnte
jetzt einfach nicht mehr aufhören. Zack – den Schuh hatte
er geschafft. Jetzt noch raus aus der Socke …
    „ Warte
nur, kleine Prinzessin. Moment noch.“
    Genau
in diesem Moment brüllte die Kleine los: „Waaaaah!“
    Sören
verlor vor Schreck das Gleichgewicht, kippte vorwärts von der
Couch und kugelte beinahe bis zum Regal mit dem Fernsehgerät.
    „ Du
blöder Arsch!“, kreischte die Kleine. „Ich bin doch
keine Tussi. Ich bin ein Kerl!“
    „ Wah?“
Sören hatte den Schreck noch nicht recht verarbeitet und war
noch nicht bereit, sich dem nächsten Schock zu stellen –
doch etwas anderes blieb ihm nicht übrig.
    „ Ich
heiße Heinz-Maria, du dummer Ochse. Der Doktor ist mein Opa
gewesen. Ich komme jeden Monat für ein Wochenende zu Besuch.“
    Sören
benötigte eine Weile, um diese Ansage zu verdauen. Der Schinken
hatte sich weitaus schneller wieder im Griff. „Verdammter
Mist“, knurrte er, „und ich wollte mit diesem
Satansbraten auch noch bumsen.“
    Erst
jetzt klinkte Sören allmählich wieder ein. „Äh
… aber du siehst doch gar nicht aus wie, äh, wie …“
    Heinz-Maria
verdrehte die Augen. „Ach Mann, jetzt muss ich mir schon
wieder diesen Scheiß anhören! Ja, ich weiß, mit den
Haaren und so. Meine Mama wollte halt unbedingt eine Tochter. Ich
kann froh sein, dass die mich nicht abgetrieben hat, als sie meinen
Pimmel auf dem Ultraschall gesehen hat. Ich bin nur auf die Welt
gekommen, weil mein Papa vorgeschlagen hatte, mir diesen blöden
Namen zu geben. Außerdem musste ich meine Haare lang wachsen
lassen und Weiberklamotten tragen. So konnte meine Mama wenigstens
so tun, als sei ich ein Mädchen.“
    Sören
verstand die Welt nicht mehr – und das nicht nur, weil ihn
Heinz-Marias Ansage

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