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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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völlig aus der Bahn warf, sondern weil er,
dieser Ansage zum Trotz, noch immer spitz auf Heinz-Maria war.
Verdammt, er schaffte es einfach nicht, in diesem Menschen einen
Kerl zu sehen!
    Bei
Jessy hingegen schien das einwandfrei zu funktionieren. „Oh,
du armer, kleiner Kerl“, flötete Sie. „Du musst
heute Abend ja ganz schön was mitgemacht haben. Wie alt bist du
denn eigentlich?“
    „ Vierzehn“,
antwortete Heinz-Maria. Der Flunsch, den er dabei zog, hätte
jeder Teenager-Tussi zur Ehre gereicht.
    „ Vierzehn!“
Jessys Augen leuchteten auf. „Ja, dann bist du ja schon
geschlechtsreif!“
    Sörens
Kopf flog zu Jessy herum. Oh, dieses elende Luder! Witterte schon
Morgenluft, falls sich ihr Göttergatte im ersten Obergeschoss
eine Kugel einfing.
    Nun
kam sie auch noch an das Sofa heran und hockte sich direkt hinter
Heinz-Maria hin, sodass sie gerade noch über die Rückenlehne
schauen konnte. Das sollte wohl irgendwie niedlich aussehen, nahm
Sören an. Auf ihn wirkte es allerdings, als gehe hinter dem
Sofa der Mond auf. Ein Mond mit unglaublich vielen Kratern.
    „ Ach,
was musst du heute Abend gelitten haben, du Armer.“ Dieser
Riesenhaufen Sülze, der aus Jessys Stimme quoll, brachte Sören
beinahe zum Kotzen. „Zuerst musst du zusehen, wie diese bösen
Killer deinen Opa umbringen und dann kommen wir und machen hier auch
noch voll den Stress. Das ist ganz schön schlimm, oder?“
    Heinz-Maria
schüttelte den Kopf und ließ seine Haare fliegen. „Nee,
eigentlich gar nicht. Die haben meinen Opa nicht umgebracht. Der ist
ganz von selbst umgekippt. Die haben uns an den Stühlen
festgebunden und dann den Opa gefragt, wo er die Daten hat.“
    Der
Schinken blickte auf. „Welche Daten sollen das denn eigentlich
sein?“
    „ Keine
Ahnung. Irgendwas von dem Zeug, das der Opa mit der Russenmafia
gemacht hat. Jedenfalls hat Opa zu diesem Max gesagt, er sagt gar
nichts, hat er gesagt. Max hat dann gesagt, er schneidet den Opa
jetzt langsam in Stücke, bis er redet. Dann hat er angefangen,
so eine Plastikfolie auf dem Boden auszurollen. Max hat gesagt, er
mache das, damit es keine Sauerei auf dem Teppicht gibt. Und auf
einmal machte der Opa so komisch 'Ha-püüüh,
ha-püüüüh!' Dann ist er auf einmal ganz rot
geworden. Und dann ganz blau. Und das war's dann.“
    Jessy
legte dem Kleinen die Hand auf die Schulter. „Du armer Kerl.
Du bist ja so tapfer. Hast deinen Opa bestimmt ganz doll lieb
gehabt, oder?“
    Heinz-Maria
zog seine Schulter weg und quengelte los: „Nee, überhaupt
nicht. Ich fand den alten Faltenhals voll blöd. Der hat immer
versucht, an mir herumzufummeln. Ich hatte mich schon drauf gefreut,
beim Zerstückeln zuzugucken. Stattdessen haben die beiden ihn
aber in den Keller geschleppt. Das war total doof! Und dann seid ihr
auch noch aufgetaucht und habt alles versaut. Ich hätte nämlich
gerne noch die Margit angemacht. Die finde ich total geil!“
    Jessy
riss die Augen auf. Ihr Gesicht nahm die Färbung einer
überreifen Tomate an. Sie stand auf, holte aus und donnerte
Heinz-Maria die Faust gegen den Kopf. Das kleine Scheusal klappte
weg und landete mit dem Gesicht voran genau in Sörens Schoß.
    Sören
wusste, er sollte den Kleinen von sich weg schieben. Er war nicht
nur nicht eine Sie, er war auch noch ein perverses kleines
Arschloch. Und doch fühlte sich Sören paralysiert. Er
brachte es einfach nicht fertig, das kleine Miststück von sich
zu stoßen.
    Dann
sagte der Schinken: „Ja, genau, Jessy. Gib es diesem
schmutzigen Kind so richtig dreckig. Das macht mich so dermaßen
an!“
    Als
Sören das Grinsen des Schinkens sah, löste sich die
Paralyse in Luft auf. Er riss sein rechtes Knie so heftig in die
Höhe, als habe sich sein Bein in eine mittelalterliche
Wurfmaschine verwandelt. So katapultierte er Heinz-Maria auf die
andere Seite des Sofas. Dort knallte das kleine Scheusal gegen die
Armlehne und schoss auch noch seinen linken Hausschuh ab. Damit
erledigte Heinz-Maria die Deckenlampe.
    Schlagartig
herrschte Dunkelheit.

30. Verwählt

    Remo
und Ewald schlichen die Treppe hinab und versuchten dabei, in alle
Richtungen gleichzeitig zu sichern. Als die beiden im Treppenvorraum
ankamen, stürmte Jessy mit ausgebreiteten Armen auf Remo zu.
„Oh Mann, Remooo, was bin ich froh!“
    Remo
winkte ab. „Lass mal. Nicht umarmen. Nicht, so lange ich eine
Knarre in der Hand habe. Am Ende baller ich dir noch aus Versehen
ein Loch in den Bauch.“
    Jessy
zog einen Flunsch und dackelte wieder zurück

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