Menschliche Einzelteile (German Edition)
spielte.
Mit
der Maschinenpistole, die sie ihm umgehängt hatten, konnte
Miroslav nicht viel anfangen. Sicher, die hatten ihn an diesem Ding
ausgebildet und er wusste, wo sich das gefährliche Ende befand.
Wenn es allerdings hart auf hart kam, dann würde er mit der
Waffe nicht klar kommen.
Von
einem Kriegsveteranen aus dem ehemaligen Jugoslawien hätte man
natürlich etwas anderes erwarten können, doch Miroslav
hatte niemals an einem bewaffneten Konflikt teilgenommen –
weder im ehemaligen Jugoslawien noch sonst irgendwo. Im Gegenteil,
er war in Deutschland geboren und als Sohn deutscher Adoptiveltern
aufgewachsen. Seine erste Schießerei hatte er mitgemacht, als
er mit der Spezialeinheit einen Puff in Bielefeld stürmte, mit
einem frisch ergaunerten Doktortitel in Psychologie in der Tasche
und einem guten Hektoliter Kacke in der Unterhose. Der Einsatz war
mächtig in die Hose gegangen, denn sie waren von zwei
Mafiakillern überrascht worden. Seither hatte Drache mit einem
dieser Killer eine Privatsache am Laufen.
Natürlich
hätte sich Miroslav auch mit den Ninjas an das Haus
heranpirschen können. Doch dann wäre er sicherlich nicht
auf seine Kosten gekommen. Nur in der Nähe seines
Einsatzleiters konnte er mit einer Menge Leichen rechnen. Außerdem
kannte Drache Miroslavs kleine Vorliebe und tolerierte diese.
Was
sollte Miroslav machen? Er stand nun einmal auf Leichen. So ein
kalter, toter Körper – das machte ihn total an. Und
irgendwann, das schwor er sich, würde er selbst einen Menschen
umbringen und es sich anschließend gnadenlos beim Anblick des
Toten selbst besorgen. Oh ja, vielleicht sogar schon in dieser
Nacht. Die Chancen standen gut, denn immerhin hatten sie es
unbeschadet bis zum Haupteingang des Hauses geschafft.
„ Alles
klar, es kann losgehen“, sagte Drache in sein Funkgerät.
Dann winkte er zwei seiner Männer zu sich, die aus den Schatten
heranwuselten. „Du gehst da rüber und ballerst denen eine
Blendgranate in die Bude – und du gibst mir Rückendeckung,
wenn ich reingehe.“
Dann
wandte sich Drache an Miroslav.
„ Und
du, Psychofuzzi … du machst genau das, was du sonst auch
immer machst: Du bleibst hinter mir und kommst mir nicht in die
Quere. Wenn wir das Erdgeschoss soweit gesichert haben, dann kannst
du machen, was du willst. Aber lauf nicht in einer ungesicherten
Zone herum, sonst knallen dich deine eigenen Leute ab. Von den
Fenstern solltest du auch weg bleiben. Du weißt ja, was mit
dem Lieben Gott los ist.“ Drache zögerte einen
Augenblick. „Und noch was: Benutz um Himmels Willen ein
Kondom, wenn du dir über den Leichen einen Hasen abziehst,
klar? Ich will nicht schon wieder in Erklärungsnot geraten,
weil neben einem Toten zwei Quadratmeter große Spermapfützen
gefunden werden.“
Schließlich
drehte sich Drache zu seinem Ninja um, der sich an die
Wohnzimmerfenster neben der Eingangstür gepirscht hatte.
„ Blendgranate
klar?“
Der
Ninja nickte.
„ Na,
dann rein damit. Hopp!“
Der
Mann fummelte an der Blendgranate herum. Dann zog er den
Sicherungsstift aus dem Sprengkörper und schleuderte die
Granate in Richtung eines Fensters. Die Richtung stimmte, doch der
Wurf verhungerte bereits auf halber Strecke und die Granate plumpste
in ein Blumenbeet. Dort erfüllte sie ihre Mission, indem sie
mit einem Donnerschlag explodierte und alle, die sich in der Nähe
befanden, blendete.
Miroslav
verging Hören und Sehen – und zwar buchstäblich. Als
sich sein Sichtfeld wieder aufklarte, warf Drache gerade
höchstpersönlich eine zweite Blendgranate. Der
Sprengkörper traf den glücklosen Werfer der ersten Granate
am Kopf, prallte ab, klirrte durch das Fenster und verschwand im
Wohnzimmer. Der Explosionsknall verpasste Miroslavs Tinnitus ein
Update. Dann versetzte Drache dem Ninja, der sich zwischen ihm und
der Tür befand, einen mörderischen Tritt. Der Ninja gab
nach und krachte gegen die Tür die nachgab und krachte.
„ Go!
Go! Go!“, rief Drache. Sein Funkgerät benötigte er
dabei nicht, denn diesen Ruf vernahm jeder der Anwesenden –
sogar Miroslav, obwohl seine Trommelfelle noch auf dem Knall der
Blendgranate herumkauten.
Im
nächsten Moment verschwand Drache in der Diele. Miroslav hetzte
hinterher. Die beiden Ninjas reihten sich hinter ihm ein. Irgendwo
klirrte Glas.
„ Ein
Mann rauf. Und sichern! Links Achtung! Trupp zwo, teilen, zwei nach
rechts, einer nach links. Hintertreppe prüfen und Küche
sichern!“ Drache schien mit allen gleichzeitig
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