Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
Damals bei der NVA

    Allmählich
flogen überall im Haus die Fetzen. Sören lag zwischen Sofa
und Couchtisch und hörte Schüsse aus allen Richtungen. Wer
auf wen schoss, konnte er nicht sagen. Offenbar ballerte hier jeder
auf jeden.
    Jessy
kauerte unter dem Fenster, irgendwo hinter Sören. Er hörte
nur ihre Stimme: „Manno, Remooo, die legen sich alle
gegenseitig um. Ich will hier raus. Remooo, jetzt sag doch mal was!“
    „ Haltet
die Klappe!“ Der Schinken klang so dünn wie schon lange
nicht mehr. „Das da in der Tür, das war Drago. Der hat
genau zu uns rüber geschaut und irgendwas mit einem seiner
Typen besprochen. Das ist nicht gut.“
    „ Wer
stand da in der Tür?“, fragte Ewald. „Ich liege
hier hinter dem Sofa und kriege überhaupt nichts mit.“
    „ Drago,
der Ausbeinschlachter. Und der hat mich genau angeschaut. Mann, der
sah aus, als wüsste der, wer ich bin. Das kann aber nicht sein.
Wir sind uns noch nie begegnet. In jedem Fall stehen wir aber auf
seiner Schwarzen Liste, das habe ich ganz deutlich erkannt. Und wenn
Drago diese beiden Killer erledigt hat, dann rutschen wir auf dieser
Liste ganz nach oben. Mann, wir müssen uns was einfallen
lassen!“
    Sören
peilte unter dem Tisch hindurch und sah zwei Polizisten in voller
Sturmausrüstung, die in den Treppenvorraum polterten. Einer kam
aus der Küche, einer aus dem Flur. Die beiden rannten sich
beinahe gegenseitig über den Haufen.
    „ Bist
du Klosterbruder Zwo-Vier?“, fragte einer der beiden.
    „ Nein,
ich bin Klosterbruder Vier-Drei.“
    „ Verdammt.
Ich bin nämlich Klosterbruder Zwo-Zwo. Zwo-Vier ist mein
Cousin. Hast du schon gehört: Die gesamte dritte Gruppe ist im
Keller aufgerieben worden – angeblich von einer Frau.“
    Etwas
machte „Zack!“
    Sören
hatte einen Logenplatz, um mitzuverfolgen, wie Klosterbruder
Vier-Drei nach vorne kippte – genau in die Arme von
Klosterbruder Zwo-Zwo. Im Nacken von Vier-Drei hatte sich ein
Wurfmesser materialisiert.
    „ Ach
Du Scheiße!“, brüllte Zwo-Zwo. Er ließ seinen
toten Kameraden zu Boden plumpsen und gab einen wilden Feuerstoß
in die Küche ab. Dann griff er zu seinem Funkgerät.
„Klosterbruder Zwo-Zwo an alle! Wir haben Klosterbruder
Vier-Drei verloren. Zielperson ist in der Küche. Nehme die
Verfolgung auf. Ende.“
    Im
nächsten Augenblick verschwand der Mann in der Küche –
um eine Sekunde später wieder rückwärts in den
Treppenvorraum zu schleichen. Aus seiner Stirn, direkt unter dem
Helm, ragte ein Messergriff. Klosterbruder Zwo-Zwo ging zu Boden und
legte sich deckungsgenau auf die Leiche seines Kameraden. Es sah aus
wie ein Klosterbruder-Sandwich.
    „ Ei
verbibbsch“, sagte Remo, „die haben überhaupt keine
Chance. Genossen, wir müssen etwas tun!“
    „ Endlich
mal jemand, der das Maul aufmacht in diesem Scheißladen!“
Ewald natürlich – wer auch sonst?
    „ Haltet
die Klappe!“ Der Schinken sah das alles offenbar völlig
anders. „Ihr wisst ja überhaupt nicht, womit ihr es da zu
tun habt. Das sind nicht irgendwelche bescheuerten Dorfpolypen wie
dieser Litzinger da draußen. Das sind hochqualifizierte
Spezialbeamte mit Sonderausbildungen. Die sind bis an die Zähne
bewaffnet und in tausend Kampfsportarten trainiert. Die können
einer Ratte aus einem halben Kilometer Entfernung in tiefster
Dunkelheit und bei strömendem Regen in einem Taifun mit einem
Präzisionsgewehr ein zweites Arschloch unter den Schwanz
schießen. Die wissen, wie man eine fünf Meter hohe Mauer
hinauf steigt, ohne die Hände zu benutzen. Mich würde es
noch nicht einmal wundern, wenn die über das Wasser gehen
könnten. Was glaubt Ihr, weswegen man diese Typen auch als
'Ninjas' bezeichnet?“
    Für
einige Sekunden herrschte Stille. Dann brach irgendwo im ersten
Obergeschoss auf der anderen Seite des Hauses eine Schießerei
aus.
    Ewald
sagte: „Wegen der schwarzen Klamotten?“
    „ Genau“,
sagte der Schinken. „Gut. Das hätten wir soweit geklärt.
Und was machen wir jetzt?“
    Remo
setzte sich auf und ließ den Spannhebel seiner Sa.25
schnappen. „Ich schlage vor, wir zeigen diesen Ninjas mal, wie
wir solche Sachen damals bei der NVA geregelt haben. Los, knöpfen
wir uns diese Idioten vor. Wir schwärmen aus. Aber bleibt dicht
zusammen, damit niemand verloren geht.“
    Sören
konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er fand den plötzlichen
Aktionismus der Truppe ganz ausgezeichnet. Sollten die doch ruhig
losmarschieren und sich mit den Killern und der

Weitere Kostenlose Bücher