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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Hände auf den
Hinterköpfen verschränkt. Sören überlegte, ob er
sich nicht ebenfalls hinlegen sollte – am besten unter den
Tisch. Wenn es heiß herging, dann würde man ihn nicht
sofort wahrnehmen. Vielleicht erhöhte er damit seine
Überlebenschancen.
    Unterdessen
trat Jessy an Remo heran und riskierte ebenfalls einen Blick nach
draußen.
    „ Du,
Reeemo, meinst du nicht auch, wir sollten uns einfach ergeben? Wir
könnten doch die Wände irgendwie schwarz machen und das
Sofa aus dem Fenster werfen. Dann sagen wir, hier hätte es
gebrannt und wir hätten ganz schnell raus gemusst. Das glauben
die uns doch bestimmt, oder?“
    Remo
warf seiner Freundin einen Blick zu, der irgendwo zwischen Mitleid
und Zuneigung lag. „Nein, Schatz. Das lassen wir besser
bleiben.“ Remo klang, als spreche er mit einem netten, aber
ziemlich doofen Kind.
    Sören
verstand den Anführer der Gangster nicht recht. Er fand Jessys
Idee gar nicht so übel. Aber daraus wurde nun auch nichts. Also
musste er einen anderen Ausweg finden. Er konnte keinesfalls hier
bleiben. Es würde ihn das Leben kosten – ob er sich nun
unter dem Tisch versteckte oder ob er sich sonstwo verkroch.
    Letzte
Chance: Der kleine Heinz-Maria. Ohne ihn wollte Sören ohnehin
nicht von hier verschwinden. Sicher, Heinz-Maria war ein Kerl …
doch manchmal musste man gewisse Kompromisse eingehen.
    „ He,
Kleiner.“
    Heinz-Maria
warf ihm einen Blick zu, den man ohne Weiteres als Totschläger
hätte einsetzen können. „Nenn mich nicht 'Kleiner',
du Kotztüte!“
    Sören
zuckte zurück, doch er ließ sich nicht entmutigen. „Hör
mal, ich finde, wir sollten hier verschwinden. Was meinst du? Wir
warten, bis die alle abgelenkt sind und schleichen uns dann in die
Küche. Von dort aus gehen wir in die Garage. Wenn das Auto von
deinem Opa Automatik hat, dann können wir abhauen. Mit einer
Kupplung komme ich nämlich nicht klar.“
    „ Du
willst das Auto von meinem Opa fahren?“ Heinz-Maria zischte
wie eine Schlange. „Das ist ein SUV mit 2,7-Liter-V6-Motor.
225 PS und sequentielles 6-Gang-Getriebe.
Torque-on-Demand-Allradsystem, ASR und TPMS. Ich habe keine Ahnung,
was das alles bedeutet, aber du kannst das Ding bestimmt nicht
fahren, du blöder Hammel. Du kriegst wahrscheinlich noch nicht
einmal den Motor gestartet. Außerdem ist das Auto abgemeldet.“
    „ Ah,
so ein Mist.“ Und wieder verpuffte eine Chance. „Ohne
Nummernschilder können wir die Geschichte natürlich nicht
durchziehen. Da hätten wir noch nicht einmal
Versicherungsschutz.“
    „ Ihr
solltet euch hinlegen“, nuschelte der Schinken in den Teppich.
„Die fangen bestimmt gleich an.“
    „ Schwachsinn!“
Ewald natürlich – wer auch sonst? „Die laufen jetzt
erstmal draußen herum wie die Bekloppten, bevor sie sich auf
eine Vorgehensweise einigen. Ich schlage vor, wir kommen denen
zuvor. Wir kloppen alle Fenster kaputt und ballern aus allen Rohren.
Dann kacken die sich die Hosen voll.“
    Im
nächsten Augenblick ertönte draußen ein kerniger
Knall. Gleichzeitig blitzte es jenseits der Vorgänge taghell
auf. Draußen ertönten einige Schreie. Dann schoss etwas
mit einem Klirren durch eines der Fenster, bauschte den Vorhang,
plumpste zu Boden und rollte unter den Wohnzimmertisch. Sören
starrte den Gegenstand an – eine Röhre, die ein Zischen
von sich gab … und eine Sekunde später mit einem
Donnerschlag explodierte.
    „ Blendgranate!“,
brüllte der Schinken.
    Von
draußen ertönte ein Ruf: „Go! Go! Go!“
    „ Verdammt,
ich sehe nichts mehr!“ Remo sprach Sören aus der Seele.
Sören sah lediglich das Nachbild der Blendgranate auf seiner
Netzhaut – und ein Lichtermeer, das nur in seinem Kopf
existierte. Zwischen den einzelnen Lichtern sickerte ein Gedanke
durch: Wäre Sören tatsächlich unter den Tisch
gekrochen, dann hätte er die Granate mitten in die Fresse
gekriegt. Das wäre hässlich geworden!

42. Go!

    Es
lief ab wie immer: Die Ninjas wuselten durch die Dunkelheit, von
einem Schatten zum nächsten. Sie näherten sich dem Haus
und bezogen ihre Positionen. Drache hingegen marschierte einfach
vorwärts, als sei er ein Panzer, den nichts und niemand
aufhalten konnte – was in gewisser Weise auch stimmte, wie
Miroslav bestätigen konnte.
    Er
hetzte hinter seinem Einsatzleiter her, während sein Arsch auf
Grundeis lag. So fühlte er sich immer, bevor es zur Sache ging.
Doch es gehörte nun einmal zu seinem Job, mit den Jungs
reinzugehen – auch wenn er nur den Psychologen

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