Menschliche Einzelteile (German Edition)
unten auch noch im letzten
Augenblick zurück gezuckt. Doch er hatte ihn getroffen,
eindeutig. Ja, der Liebe Gott hatte wieder zugeschlagen!
Na,
das schien doch noch ganz spaßig zu werden. Immerhin kam er
heute Abend zum Schuss. Das war mehr, als so manches Pickelgesicht
von sich behaupten konnte, das heute Abend in der Disco auf
Schlampenjagd ging.
46. Kreischender Komet
„ Ihr
verdammten Schwickse, ich mache euch alle kalt!“ Ewald stand
in der Wohnzimmertür und wedelte mit seiner Maschinenpistole.
Sören erlebte diese Szene aus einer abgefahrenen Perspektive,
denn er stand als menschlicher Schutzschild direkt vor Ewald.
„ Die
haben den Typen aus Frankfurt erledigt“, kreischte Ewald.
Sören rutschte das Herz immer tiefer in die Hose. Obwohl …
war das wirklich sein Herz, das gerade dicht davor war, aus seinem
Hintern zu plumpsen? Nein, sicher nicht. Die Ladung, die kurz vor
dem Abgang stand, pulsierte nicht. Oha, das würde eine böse
Überraschung für Ewald geben!
„ Quatsch,
der lebt noch.“ Remo schob sich an Ewald vorbei und spähte
in den Treppenvorraum. „Der hat einen Schuss in die Seite
gekriegt. Das übersteht er locker. Wir müssen ihn nur
irgendwie wieder ins Wohnzimmer schaffen.“
Remo
versuchte, sich an Ewald und Sören vorbei zu quetschen, doch
der Schinken hielt ihn zurück. „Stopp, nicht weiter. Die
Kugel kam von draußen. Da hocken doch dieser Litzinger und
seine Bullen. Die warten nur darauf, dass wir rauskommen. Wir müssen
von den Fenstern und der Tür weg bleiben.“
„ Ja
und?“ Ewald baute sofort wieder Ladedruck auf. „Soll der
Typ aus Frankfurt jetzt da liegen bleiben, oder was?“
Der
Schinken winkte ab. „Ach Quatsch. Der ist zäh. Der kommt
wieder auf die Beine.“
Im
Obergeschoss knallten Schüsse, dicht bei der Treppe. Dann gab
es einiges Geschrei – und dann polterte ein Ninja die Treppe
hinab, wobei er jede Treppenstufe mit einem anderen Körperteil
nahm. Remo, Ewald, Sören, Jessy und der Schinken folgten dem
Polizisten mit Blicken und eröffneten beinahe gleichzeitig das
Feuer auf ihn, als er am Fuß der Treppe landete. Der Polizist
explodierte förmlich.
„ Ah,
das hat gut getan“, sagte Ewald. „Los, schnappen wir uns
auch noch den Rest.“
Und
schon stürmte Ewald los. Seine Geisel hatte er offenbar völlig
vergessen, denn er ließ Sören einfach stehen. Remo
fluchte und folgte seinem Kumpanen die Treppe hinauf. Der Schinken
zögerte zunächst einen Augenblick und warf dem Typen aus
Frankfurt einen Blick zu. Der stemmte sich in die Höhe,
schüttelte sich wie ein Hund, schaute zum Schinken herüber
und zeigte ihm den hochgereckten Daumen. Der Schinken nickte ihm zu
und stampfte dann hinter Remo und Ewald her die Treppe hinauf.
Dann
wabbelte Jessy an Sören vorbei. „Reeemo, nun wart doch
mal. Ich kann doch nicht ganz alleine hier unten bleiben. Reeemo!“
„ Pass
auf die Geiseln auf“, tönte es von oben.
Dann
Ewald: „Oh, verdammter Mirks!“
Und
dann schien sich das Obergeschoss in einer einzigen Salve aus
automatischen Waffen aufzulösen.
Nur
einen Wimpernschlag später schoss Heinz-Maria an Sören
vorbei wie ein kreischender Komet, geradewegs durch die Diele und ab
in den Flur. Seine Haare wappten dabei auf und ab und erweckten den
Eindruck, der Kopf des Knaben stehe in Flammen.
„ Och
Manno!“ Jessy stampfte mit dem Fuß auf. „Jetzt
haut der auch noch ab.“ Sie fixierte Sören. „Na
los, auf was wartest du noch? Hol den zurück!“
Sören
traute seinen Ohren nicht. Hatte diese dumme Nuss irgendetwas nicht
richtig verstanden? Nein, das konnte er so nicht stehen lassen.
„ Äh,
Remo hat aber gesagt, du sollst auf uns aufpassen. Ich meine, ich
bin immerhin Eure Geisel. Da kannst du mich doch nicht so einfach
wegschicken, oder?“
Irgendwo
am Ende des Flurs kreischte Heinz-Maria wie eine Feuersirene.
„ Manno,
jetzt mach was!“ Jessy schien allmählich in Panik zu
geraten. „Wenn dem was passiert, dann bin ich wieder die
Dumme. Also geh schon und guck nach!“
„ Na
gut.“ Sören wandte sich mit einem Schulterzucken dem Flur
zu und achtete dabei darauf, nicht zu lange im Sichtbereich der Tür
zu bleiben. Bevor er in den Flur schlüpfte, wandte er sich noch
einmal zu Jessy um. „Aber ich bin nicht dran schuld, wenn Remo
und Ewald nachher sauer auf dich sind, klar?“
Jessy
wedelte mit den Händen herum, als wolle sie Sören
verscheuchen. „Ja ja. Jetzt mach endlich! Ich komme gleich
nach.“
Sören
zuckte noch
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