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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Rücken fallen.
    In
diesem Moment ertönte von vorne eine Stimme: „He, Drache!
Jetzt ist Schluss mit Lustig. Wir haben hier nämlich eine
Geisel!“
    Gleich
darauf antwortete Drache: „Steck dir deine Geisel sonstwo hin.
Ich komme dann nachher vorbei und ziehe sie wieder raus.“
Dann, eindeutig in eine andere Richtung gewandt: „Hallo Max,
wo steckst du? Kannst du mich hören?“
    Soweit
Max es beurteilen konnte, schien Drache von der vorderen Treppe aus
zu sprechen. Er würde also innerhalb weniger Sekunden bei Max
sein können. Und Zeit war Geld. Wunderbar!
    Doch
etwas Spaß musste sein: „Nein, tut mir leid. Ich kann
leider überhaupt nichts hören.“
    „ Maximilian
Gerber, du bist wirklich ein Scherzbold“, antwortete Drache.
„Ich würde ja gerne zu Dir rüber kommen, dann
könnten wir uns gegenseitig beim Lachen auf die Schenkel
klopfen.“
    „ Tun
sie sich keinen Zwang an, werter Herr Drache.“
    Im
Treppenvorraum knallten einige Schüsse. Dann meldet sich Drache
wieder: „Tja, mir ist hier leider etwas dazwischen gekommen.
Aber wir könnten uns ja unten im Wohnzimmer treffen und uns ein
wenig unterhalten. Nur wir beide.“
    Max
überlegte. Im Grunde ein reizvolles Angebot. Doch dieser Drache
war gut, das stand fest. Sicher, Max brachte eine Menge Erfahrung
als Killer mit. Sicher, Max war einer der Besten in dieser Branche.
Und sicher, Max war psychisch labil und neigte zu Gewaltausbrüchen.
Doch Max verfügte über genug Pragmatismus und
Sachlichkeit, um Drache objektiv einzuschätzen.
    „ Keine
schlechte Idee“, antwortete Max schließlich. „Aber
ich muss vorerst ablehnen. Schließlich bin ich nicht zum
Vergnügen hier.“
    „ Zu
schade“, sagte Drache. „Aber vielleicht überlegst
du es dir noch einmal. Vielleicht kann ich dich überreden,
indem ich dir einen Witz erzähle. Kennst du den von der
schwarzhaarigen Margit, die tot im Keller liegt? Oh, Moment.“
    Einige
Schüsse peitschten. Dann folgten mehrere Salven aus
Maschinenpistolen. Dazwischen bellte eine Schrotflinte mehrmals
hintereinander. Schließlich kehrte wieder Ruhe ein.
    Drache
fuhr fort: „Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der Witz.
Also, der geht so: Kommt eine völlig verblödete Schlampe
die Kellertreppe runter. Ein eiskalter Polizist verfolgt sie,
trickst sie aus und schießt ihr mitten ins Gesicht. Dann lässt
er sie liegen und liefert sie seinem perversen Polizeipsychologen
aus, der sich jetzt gerade in diesem Augenblick über ihrem
toten Körper einen runterholt und dabei hoffentlich ein Kondom
benutzt. Der Witz hat zwar eine ziemlich lahme Pointe, aber ich
finde ihn trotzdem zum Brüllen komisch. Oder was meinst du?“
    Verdammt,
das konnte nicht sein!
    „ Spitzenwitz,
Drache“, antwortete Max, um Zeit zu gewinnen. „Sie
sollten Komiker werden. Könnten vielleicht im Zirkus
auftreten.“
    Zugegeben,
Margit war in den letzten Tagen zu einer echten Landplage geworden.
Sie konnte bei der Arbeit zwar zupacken, doch im Gegenzug
beanspruchte sie einen Teil des Honorars für sich. Außerdem
mischte sie sich immer öfter in die Planung der Aufträge
ein – eine Sache, bei der sich Max nicht gerne in die Karten
schauen ließ. Schließlich verfügte er über die
entsprechende Erfahrung.
    Deswegen
hatte er Margit heute, zu ihrem Jahrestag, abservieren wollen. Es
wäre die perfekte Gelegenheit gewesen: Zuvor noch ein wenig
Spaß mit den Polizisten und den Kunden, dann ein nonchalanter
Schuss in den Nacken oder ein schneller Schnitt über die Kehle.
    Doch
nun behauptete dieser Drache, er sei Max zuvor gekommen. Das konnte
er natürlich nicht ungeprüft im Raum stehen lassen.
    Max
wandte sich mit einem Achselzucken von der Tür ab. Diese beiden
Ninjas würden warten müssen. „Nicht weglaufen,
Jungs. Ich komme wieder.“ Dann schlenderte er die Hintertreppe
hinab. Im Erdgeschoss begegnete er der dicken Dorfpomeranze, die mit
der Idiotentruppe angerückt war. Sie schnaufte wie eine
Dampflok, schenkte ihm ein dümmliches Grinsen und winkte ihm
zu.
    „ Hallo.“
    Er
feuerte einen einzelnen Schuss in ihre Richtung – natürlich
daneben. Die Schnalle kreischte sofort los: „Ey Mann, bist du
bescheuert, oder was?“
    Max
überlegte eine Sekunde lang, ob er eines seiner Wurfmesser
unter der Jacke hervorholen sollte. Doch er verwarf den Gedanken
wieder. Er musste Draches Äußerungen überprüfen.
Anschließend konnte er sich wieder um seinen Auftrag kümmern.
Und wenn alles erledigt war, dann konnte er sich für

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