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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Watzlawick
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beeinflussen lassen - vielleicht zu
sehr -, weil ich, weil ich nicht wer weiß wie lebhaft bin, wenn ich nach
Hause komme, oder ...
    Mutter: Hm - David, das ist doch nicht mehr so, seit du deinen Wagen
hast, es ist bloß - vorher war es so.
    David: Schön, ich weiß, dass ich ...
    Mutter (gleichzeitig): Ja, aber sogar - ja, in letzter Zeit zweimal, seit du
deinen Wagen hast.
    David: Ja, schön, jedenfalls - ach (seufzt), das ist - ach, ich wollte, ich
könnte anders sein, es wäre schön, wenn ich mehr Freude an diesem oder
jenem hätte ...
    Psychiater: Wissen Sie, Sie ändern Ihre Ansichten ganz plötzlich, wenn
Ihre Mutter nett zu Ihnen ist. Was verständlich ist, aber - in Ihrer Lage
können Sie sich das nicht leisten.
    David: Hm.
    Psychiater: Es macht Sie verrückter. Dann wissen Sie nicht einmal, was
Sie wirklich denken.
    Mutter: Was hat er geändert?
    Psychiater: Ich kann seine Gedanken nicht lesen, also weiß ich nicht, was
er wirklich sagen wollte - aber ich glaube, ich habe eine vage Idee, nur aus
Erfahrung ...
    David (unterbricht): Hm, es ist ganz einfach - ganz einfach die Überzeugung, dass ich der Patient in der Familie bin, und das gibt allen anderen
eine - eine Chance, nett zu sein und Davids Stimmung zu heben, ob Davids Stimmung gehoben werden muss oder nicht. Darum dreht es sich
manchmal, glaube ich. Mit anderen Worten, ich kann nur ich selbst sein,
und wenn sie mich nicht so wollen, wie sie bin - ach, wie ich bin - dann
sollen sie mir das eben sagen [74, S. 89].

    Das Versprechen des Patienten drückt sein Dilemma aus. Er sagt: «Ich kann nur ich selbst sein», aber die Frage ist, bin ich «ich» oder «sie»? Wollte man darin einfach den Beweis «geringer Ichstärke» oder dergleichen sehen, so müsste man die in diesem Gespräch enthaltenen zwischenpersönlichen Aussageentwertungen ignorieren, und zwar nicht nur die, die im Bericht des Patienten über seine Wochenendbesuche zum Vorschein kommen, sondern auch die von der Mutter im Gespräch selbst zum Ausdruck gebrachten Entwertungen der Gültigkeit dessen, wie David selbst die Situation sieht. In Verbindung mit diesen Entwertungen erhält das Versprechen des Patienten eine zwischenpersönliche Bedeutung.
    3.34 Stufen zwischenpersönlicher Wahrnehmung. Kehren wir nunmehr zur Hierarchie der Aussagen zurück, die sich auf der Beziehungsstufe feststellen lassen. Wir haben gesehen, dass auf A's Selbstdefinition («So sehe ich mich ...») drei verschiedene Reaktionen seitens B möglich sind: Bestätigung, Verwerfung und Entwertung. Diese drei Reaktionen haben einen gemeinsamen Nenner: Durch jede von ihnen teilt B seinerseits A mit: «So sehe ich dich ...»10
    Wir unterscheiden also in der metakommunikativen Auseinandersetzung zunächst die Mitteilung einer Selbstdefinition von A an B: «So sehe ich mich selbst.» Auf diese folgt B's Definition
seines Bildes von A: «So sehe ich dich», und darauf wiederum
eine Mitteilung von A, die auf diese Definition B's Bezug nimmt
und daher aussagt: «So sehe ich mich von dir gesehen», worauf B
dann mit der Definition antwortet: «So sehe ich, dass du dich von
mir gesehen siehst.» Oder um dieselbe Auseinandersetzung etwas
anders zu beschreiben: Auf die Selbstdefinition As folgen die
Mitteilungen von 1) B's Wahrnehmung von A, 2) As Wahrnehmung von B's Wahrnehmung von A, 3) B's Wahrnehmung von As
Wahrnehmung von B's Wahrnehmung von A - eine Abfolge, die
sich theoretisch endlos fortsetzen ließe. Außerdem müssen wir
uns vor Augen halten, dass auf jeder dieser Stufen interpersönlicher Wahrnehmung die betreffende Ich- oder Du-Definition
einem der drei früher erwähnten Phänomene von Bestätigung,
Verwerfung oder Entwertung unterworfen wird. Wenn wir
schließlich noch in Betracht ziehen, dass sich gleichzeitig dieselbe
Hierarchie von Ich- und Du-Definitionen auf der Selbstdefinition von B aufbaut (wir haben bisher ja nur die Auseinandersetzung betrachtet, die As Selbstdefinition auslöst), so sehen wir uns
vor einer Kommunikationsstruktur, die einerseits rein intellektuell kaum zu bewältigen ist, andererseits aber sehr spezifische
pragmatische Auswirkungen hat.

    3.35 Beziehungsblindheit (imperviousness). Was bislang über
diese Auswirkungen bekannt ist, verdanken wir vor allem den
Untersuchungen Laings, Phillipsons und Lees, die ihre bisherigen Resultate in einem kürzlich veröffentlichten Buch [89]
zusammengefasst haben. Einleitend verweisen sie darauf, dass
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