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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Watzlawick
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jüngere oder das
sich außerhalb seines eigenen Territoriums befindliche), wirft
sich auf den Rücken und exponiert seine Halsschlagader (also
auch hier die verletzlichste Körperstelle), während das andere
Tier ungestraft seine Kehle ins Maul nimmt. Diese Methode, die
Mitteilung «Ich könnte, werde dich aber nicht töten» analog zu
übermitteln, wird offensichtlich von beiden Tieren so verstanden
und findet interessanterweise gelegentlich auch zwischen verschiedenen Gattungen (z. B. zwischen Katzen und Hunden)
erfolgreiche Anwendung. In menschlichen Gesellschaften wird
Analogiematerial oft zu Ritualen formalisiert, und in dem Grad,
in dem dieses Material mehr oder weniger kanonisiert ist, nähert
es sich symbolischer oder digitaler Kommunikation und stellt
damit eine Zwischenform dar. (Wenn die Formalisierung einer
Analogie einmal vollständig ist, wird sie praktisch zum konventionellen Zeichen und damit zu einer Digitalisierung.)
    Derselbe Mechanismus dürfte im Phänomen des sexuellen
Masochismus enthalten sein. Anscheinend ist die Mitteilung «Ich
werde dich nicht vernichten (kastrieren)» nur dann überzeugend
(und beschwichtigt wenigstens vorübergehend die Furcht des
Masochisten), wenn sie mittels des Rituals von Demütigung und Strafe signalisiert wird, einem Ritual, von dem der Masochist mit
Sicherheit weiß, dass es vor Erreichen der eigentlichen Kastration
zu Ende sein wird. Mit anderen Worten, nur das Nichteintreten
der tatsächlich angebahnten Vernichtung überzeugt ihn, dass ihm
keine Vernichtung droht.

    3.54 Der mit symbolischer Logik vertraute Leser dürfte uns
zustimmen, dass es vermutlich unnötig ist, das Fehlen aller logischen Wahrheitsfunktionen im analogen Bereich nachzuweisen,
wenn das Fehlen der wichtigsten bewiesen ist. Die Wahrheitsfunktion der Alternative (des nicht ausschließlichen «oder» in
seiner Bedeutung von «einer von beiden oder beide sind wahr»),
scheint sich analog nicht ausdrücken zu lassen, während dieselbe
Aussage in digitaler Sprache sehr einfach ist. In der formalen
Logik ist es erwiesen (z. B. 115, S. 9 ff.), dass zur Darstellung aller
hauptsächlichen Wahrheitsfunktionen (Negation, Konjunktion,
Alternative, Implikation und Äquivalenz) nur zwei - Negation
und Alternative (oder auch Negation und Konjunktion) - nötig
sind, um aus ihren Verbindungen auch die anderen drei abzuleiten. Es liegt also der Schluss nahe, dass dies nicht nur in der Logik,
sondern auch auf dem Gebiet der menschlichen Kommunikation
zutrifft, dass daher nicht nur die Negation, sondern auch die übrigen Wahrheitsfunktionen im Bereich des Analogen fehlen und
dass sich daher in ihrem Fall ganz ähnliche Übersetzungsschwierigkeiten ergeben müssen wie im Fall von «nicht» und «oder».
    3.55 In einer Untersuchung der Rolle, die die beiden Kommunikationsmodalitäten in hysterischer Symptombildung spielen,
stellten Bateson und Jackson die Hypothese auf, dass es sich
dabei um eine Rückübersetzung von bereits digitalisiertem Material ins Analoge handle:
    Das umgekehrte - aber viel komplexere - Problem ergibt sich in Bezug
auf die Hysterie. Zweifellos wird diese Bezeichnung auf zahlreiche formale Verhaltensformen angewendet, aber es scheint, dass zumindest in
einigen Fällen Fehler in der Übersetzung vom Digitalen ins Analoge beteiligt sind. Wenn das Digitalmaterial seiner logischen Typenmarkierung entkleidet wird, so führt dies zur Symptombildung. Das rein verbale Kopfweh, das als konventionelle Entschuldigung für die Nichtausführung einer Aufgabe vorgeschützt wird, kann subjektiv wirklich
werden und damit eine tatsächliche Intensität im Schmerzbereich erhalten [19, S. 282].

    Da Störungen menschlicher Kommunikation immer mit einem wenigstens teilweisen Verlust der Fähigkeit einhergehen, digital über das Wesen einer Beziehung zu kommunizieren, bietet sich diese «Rückkehr zum Analogen» als Kompromissausdruck des digital Unausdrückbaren an.12
    Die symbolische Natur von Konversionssymptomen und ihre allgemeine Verwandtschaft mit Traumsymbolismus ist seit den Tagen Bernheims, Liebaults und Charcots bekannt. Und was ist ein Symbol, wenn nicht die Darstellung einer abstrakten Funktion, des Aspekts einer Beziehung, wie er in Abschnitt 1.2 definiert wurde, in wirklichen Dimensionen? In seinen Werken hat C. G. Jung immer wieder darauf verwiesen, dass das Symbol dort auftaucht, wo das, was wir Digitalisierung nennen, noch nicht möglich ist. Es scheint

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