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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Watzlawick
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in nicht klinisch gestörten Familien befasste. Der allgemeine Eindruck war jedoch, dass die beiden sich gefühlsmäßig
recht fernstanden und dass die Frau leicht dysphorisch war. Ihre
Interaktion ist typisch komplementär: Er befindet sich in der
superioren und sie in der inferioren Position. Wie aber bereits
betont, haben diese Bezeichnungen nichts mit Stärke oder Schwäche, Normalität oder Pathologie zu tun. So machen z.B. die Amnesie und die Hilflosigkeit dieser Frau es ihrem Gatten möglich,
die Rolle des starken, realistischen Mannes zu spielen; gleichzeitig
aber sind sie auch die Faktoren, denen gegenüber seine Stärke und sein Realismus machtlos sind. Diese Tatsache illustriert uns erneut
die zwischenpersönliche Wirkung eines Symptoms und die
Zwecklosigkeit der Frage: Wer beeinflusst wen?

    Der nachstehende Auszug beginnt, kurz nachdem der Interviewer die genormte Frage über ihr Zusammentreffen gestellt
und der Mann erklärt hat, dass sie in seiner Abteilung zu arbeiten
begonnen hatte.
    M: Nun, lass mich überlegen - wann hast du da angefangen?
    F.• W ... weißt du, ich habe wirklich keine Ahn ...
    M (unterbricht): Mir scheint, ungefähr ... ich kam im Vorjahr, im Oktober, und du fingst wahrscheinlich ungefähr ... Februar an, wahrscheinlich Februar oder März, denn dein Geburtstag war im Dezember.
    F.• Hm, ich kann mich nicht einmal erinnern ...
    M (unterbricht): Ich schickte ihr also Blumen, ja, als wir zum ersten Mal
zusammen ausgingen. Und nie ... wir waren nie zusammen irgendwo
hingegangen, nicht wahr?
    F (kurzes Lachen): Nein, ich war sehr überrascht.
    M: Und von da an ging's dann weiter. Ich glaube, ungefähr ein Jahr später
heirateten wir. Etwas mehr als ein Jahr. (Pause)
    I: Was ...
    M: (unterbricht): Allerdings, Jane hörte sehr bald danach zu arbeiten auf.
Hm, ich glaube nicht, dass du länger als zwei Monate bei uns gearbeitet
hast, oder?
    F.• Es tut mir leid, aber ich erinnere mich an nichts - (kurzes Lachen) wie
lange ich dort war oder wann ich wegging ...
    M (unterbricht): Ja, ungefähr zwei Monate, und dann gingst du zurück in
den Schuldienst.
    F.•Hm,hm ...
    M: Denn wir ... sie fand, glaube ich, dass diese Rüstungsarbeit nicht so
viel zum Krieg beitrug, als sie zunächst gehofft hatte.
    3. Das letzte Beispiel ist einem Interview eines klinisch normalen
Ehepaars entnommen, das sich für dasselbe Forschungsprojekt zur Verfügung gestellt hatte. Diese beiden Partner unterhalten eine herzliche, einander bestärkende Beziehung durch ein freies Hin und Her zwischen Symmetrie und Komplementarität.16 Obwohl gewisse Einzelheiten ihres Berichts nach Geringschätzung klingen mögen, scheinen sie die Stabilität ihrer Beziehung und ihrer gegenseitigen Selbstbestätigung nicht zu gefährden.

    3.65 Zweierlei ist in der Analyse dieser Beispiele zu beachten.
Erstens bleibt der Inhalt der Kommunikationen gegenüber ihren
Strukturen weit an Bedeutung zurück. Eine Gruppe von Ärzten
in psychiatrischer Ausbildung, die die Beispiele auf Tonband hörten, beurteilten die Ehebeziehung im dritten Beispiel als viel
«pathologischer» als die der anderen beiden Paare. Eingehende
Befragungen ergaben, dass der Grund für ihre Beurteilung die
vom gesellschaftlichen Standpunkt etwas fragwürdige Form des
Kennenlernens der Partner sowie die gelegentlich recht unverblümte Art ihres Ringens um Details war. Die Beurteilung stützte
sich also auf den Inhalt und nicht auf die Interaktion.
    Außerdem sollte es klar geworden sein, dass sich die oben
beschriebenen Analysen auf die Beziehungen zwischen Äußerungen gründet. Eine isolierte, aus ihrem Kontext gerissene Aussage kann natürlich weder symmetrisch noch komplementär sein.
Erst nach der Reaktion des Partners und der Reaktion auf diese
Reaktion kann eine bestimmte Mitteilung klassifiziert werden.

     

4.1 Einleitung
    Die in den vorhergehenden Kapiteln gegebenen Beispiele dienten
zur Darstellung bestimmter axiomatischer Eigenschaften und
damit zusammenhängender Pathologien menschlicher Kommunikation. Es sind die Bausteine, aus denen sich die Vielfältigkeit
der Kommunikation aufbaut. Indem wir uns nun der Organisation menschlicher Interaktion (in der in Abschnitt 2.21 definierten Bedeutung dieses Begriffs) zuwenden, wollen wir die Struktur von Kommunikationsprozessen untersuchen.
    Verschiedentlich haben wir das bereits in den vorangegangenen Darlegungen getan, so z. B. bei der Besprechung symmetrischer oder

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