Menschliche Kommunikation
so sind im Sinne der Kommunikationsforschung die sie kennzeichnenden Merkmale ihr kommunikatives Verhalten
(und nicht z. B. ihre intrapsychischen Merkmale). Zwischenmenschliche Systeme lassen sich daher objektiv am besten als
Mit-anderen-Personen-kommunizierende-Personen beschreiben
und nicht als eine bestimmte Zahl von Individuen. Wenn wir
schließlich den Begriff «Beziehung» näher umreißen, so lässt sich
die Unbestimmtheit der obigen Definition weiter vermindern.
Hall und Fagen räumen zwar ein, dass zwischen zwei Objekten
immer eine, wenn auch noch so irrelevante Beziehung besteht,
sind aber der Meinung,
dass die im Rahmen einer gegebenen Reihe von Objekten zu berücksichtigenden Beziehungen insofern von dem zu untersuchenden Problem abhängen, als wichtige und bemerkenswerte Beziehungen eingeschlossen und bedeutungslose oder unwesentliche Beziehungen ausgeschlossen werden müssen. Die Entscheidung, welche Beziehungen wichtig und welche bedeutungslos sind, bleibt der Person überlassen, die sich mit dem Problem beschäftigt, d. h., die Frage der Bedeutungslosigkeit erweist sich als von ihrem Interesse abhängig [58, S. 18].
Von Wichtigkeit ist daher nicht der Inhalt der Kommunikationen an sich, sondern der Beziehungsaspekt, wie er in Abschnitt 2.3 definiert wurde. Zwischenmenschliche Systeme sind demnach zwei oder mehrere Kommunikanten, die die Natur ihrer Beziehung definieren.2
4.23 Umwelt und Teilsysteme. Ein anderer wichtiger Teil der Gesamtdefinition eines Systems ist der Begriff der Umwelt. Um wiederum Hall und Fagen zu zitieren: «Für ein gegebenes System ist die Umwelt die Summe aller Objekte, deren Veränderung das System beeinflusst, sowie jener Objekte, deren Merkmale durch das Verhalten des Systems verändert werden» [58, S. 20].
Wie die Autoren selbst zugeben, wirft diese Definition
die natürliche Frage auf, wann demnach ein Objekt dem System und wann es der Umwelt angehört; denn wenn ein Objekt zusammen mit einem System in der oben beschriebenen Weise reagiert, sollte es dann nicht als Teil des Systems betrachtet werden? Die Antwort ist keineswegs eindeutig. In einem gewissen Sinn bildet ein System zusammen mit seiner Umwelt das Universum aller in Betracht zu ziehenden Dinge in einem bestimmten Kontext. Die Trennung dieses Universums in zwei Teile, System und Umwelt, kann in verschiedener Weise vorgenommen werden und ist in der Tat ganz willkürlich [58, S. 20].
Obwohl die Klarheit dieser Definition von System und Umwelt oder System und Teilsystem zu wünschen übrig lässt, trägt sie doch in nicht geringem Maß zum heuristischen Wert der Systemtheorie für das Studium lebender (organischer) Systeme bei, ob diese nun biologischer, psychologischer oder - wie in unserem Fall - zwischenmenschlicher Natur sind. Denn
... organische Systeme sind offen, was bedeutet, dass sie mit ihrer Umwelt Stoffe, Energie oder Information austauschen. Ein System ist geschlossen, wenn kein Export oder Import von Energie in irgendeiner Form - Information, Wärme, Materie usw. - stattfindet und daher auch kein Austausch von Bestandteilen, wie z. B. bei einer chemischen Reaktion in einem verschlossenen, isolierten Behälter [58, S. 23].
Dieser Unterscheidung zwischen geschlossenen und offenen Systemen darf das Verdienst zugeschrieben werden, die sich mit Lebensphänomenen befassenden Wissenschaftszweige von den Fesseln eines Denkmodells befreit zu haben, das im Wesentlichen auf der klassischen Physik und Chemie (also ausschließlich geschlossenen Systemen) beruhte. Eben weil lebende Systeme in lebenswichtigen Wechselbeziehungen zu ihrer Umwelt stehen, war die Anwendung einer Theorie und einer analytischen Methode, die für Vorgänge zutrifft, die in einem «verschlossenen, isolierten Behälter» stattfinden können, hinderlich und irreführend.'
Durch die Entwicklung der Theorie von hierarchisch angeordneten Teilsystemen brauchen das System und seine Umwelt
gedanklich nicht länger künstlich voneinander getrennt werden;
sie lassen sich sinnvoll als Teile ein und desselben Begriffssystems
einordnen. Koestler beschreibt die Struktur dieser Hierarchie wie
folgt:
Ein lebender Organismus oder eine soziale Gruppe ist keine Anhäufung
von elementaren Teilen oder Prozessen, sondern eine aus autonomen
Sub-Ganzheiten integrierte Hierarchie, die ihrerseits wiederum aus SubSub-Ganzheiten (und so weiter) bestehen. Die funktionellen Einheiten
auf jeder Stufe der Hierarchie sind also gewissermaßen
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