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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Watzlawick
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Monat bescherst du mir die unverstandene kleine Martha mit der rauen Schale und dem guten Kern, das
gutherzige Mädchen in der Zwangsjacke, die Jungfrau, die ein Hauch von Güte wieder zum Erröten brächte. Ich bin zu oft drauf reingefallen,
öfters als mir lieb ist. Ich denke nicht gern an den Trottel, den du aus mir
gemacht hast. Ich glaube dir nicht mehr ... ich glaube dir einfach nicht.
Der Punkt, an dem wir beide uns treffen könnten, existiert schon lange
nicht mehr.

    Martha (wieder gewappnet): Vielleicht hast du recht. Mit einem Nichts
kann man sich nicht treffen, und du bist ein Nichts! Klick! Auf Papas
Party heut Abend hat's klick gemacht. (Triefende Verachtung, aber darunter liegt hilflose Wut und Verlorenheit.) Ich habe dich beobachtet ...
auf Papas Party ... Ich hab dagesessen und hab dich beobachtet ... wie du
rumhocktest. Und ich hab die jüngeren Männer um dich herum beobachtet, die Männer, aus denen eines Tages etwas werden wird. Ich hab gesessen und hab dich beobachtet ... Und du warst gar nicht vorhanden! Und
da schnappte das Schloss zu! Es schnappte schlussendlich, endgültig zu!
Und ich schrei es heraus, und es ist mir ganz gleichgültig, was passiert,
und ich mach einen Krach, wie du ihn noch nie erlebt hast.
    George (gestochen): Bitte! Ich fange dich in deiner eigenen Schlinge.
    Martha (hoffnungsvoll): Drohst du mir, George? Hm?
    George: Ja, ich drohe dir, Martha.
    Martha (sie tut, als ob sie ihn anspucken würde): Dann mach dich auf
etwas gefasst, mein Schatz.
    George: Ich warne dich, Martha ... ich reiße dich in Stücke.
    Martha: Dazu braucht's einen Mann mit Mumm in den Knochen.
    George: Willst du den totalen Krieg?
    Martha: Von mir aus ...: Totaler Krieg.
    (Stille. Sie scheinen beide erleichtert zu sein, wieder im Besitz ihrer
Kräfte, hochmütig.) [S. 95f.]
    Wieder hat George Martha herausgefordert, was natürlich nicht
besagen soll, dass er diese oder irgendeine andere Runde von sich
aus begann; diese Runden haben keinen Anfang. Martha reagiert
mit einem Frontalangriff, und George übertrumpft sie mit einer
Herausforderung, die sie nicht ignorieren kann. Und so beginnen
sie eine neue Runde desselben alten Spiels, nur mit noch höheren
Einsätzen, erleichtert, wieder hochmütig, aber um nichts weiser oder reifer geworden. Denn nichts unterscheidet letzten Endes
ihre Metakommunikationen von ihren Kommunikationen; eine
Bitte, ein Ultimatum, eine Bemerkung über ihr Spiel ist keine
Ausnahme, unterliegt denselben Spielregeln und kann daher kein
Gehör finden.

    In ihrer zweiten metakommunikativen Auseinandersetzung,
in der Martha sich George völlig unterwirft und ihn immer wieder aufzuhören bittet, ist das Ergebnis unweigerlich dasselbe:
    Martha (macht eine zarte Bewegung, um ihn zu berühren): Bitte, George,
kein Spiel mehr ... ich ...
    George (schlägt sie heftig auf die Hand): Rühr mich nicht an! Fass deinen
Gymnasiasten hin!
    (Martha stößt einen schwachen Angstschrei aus. Er packt sie am Haar
und zieht sie am Schopf nach hinten): Pass gut auf, Martha, du hast dir
einen lustigen Abend gemacht ... für dich war das eine lustige Nacht.
Aber es ist noch nicht zu Ende, Martha. Du kannst nicht einfach aufhören, weil du plötzlich die Nase voll hast. Es geht weiter, und jetzt bin ich
an der Reihe ... und gegen das, was ich jetzt vorhabe, war deine nächtliche Eskapade ein Osterspaziergang. So! Wach auf! (Mit der freien Hand
ohrfeigt er sie leicht.) Ich will, dass du mein kleines Spielchen mit offenen
Augen mitmachst. Ich will dich geistesgegenwärtig ... schlagfertig will
ich dich sehen.
    Martha (wehrt sich): Lass mich los!
    George (schlägt sie wieder leicht): Nimm dich zusammen!
    (Noch ein Schlag.) Ich will dich kampflustig ... zeig, dass du Haare auf
den Zähnen hast ... denn jetzt wirst du «gebeutelt» ...! Ich will, dass du
dich wehrst!
    (Erneuter Schlag. Martha kratzt ihn, er weicht zurück und lässt sie los.
Sie steht auf.)
    Martha: Gut, George. Was willst du von mir, George?
    George: Ich will, dass du dich dem Kampf stellst. Ich will einen ebenbürtigen Gegner, mein Schatz, weiter nichts.
    Martha: Den sollst du haben!
    George: Ich will dich rasen sehen ... vor Wut.
    Martha: Ich bin rasend!

    George: Nicht genug!
    Martha: Du wirst dich wundern!
    George: Umso besser, Martha. Unser nächstes Spiel geht auf Leben und
Tod.
    Martha: Deinen Tod!
    George: Täusch dich nicht! Da kommen die lieben Kinderchen ... Sieh
dich vor, Martha.
    Martha

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