Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
alleine, mein Kopf tut weh, ich möchte nach Hause, und mir ist kalt.«
Die Professorin blickte in die Videokamera und schüttelte mit dem Kopf. »Gut, Lea, Sie kommen jetzt zurück … Sie verlassen diesen Ort … Sie kommen zurück in Ihr Tagesbewusstsein … Sie sind ruhig und entspannt … Ihr Ausflug hat Sie nicht belastet, und Sie sind nicht verwirrt … Sie atmen tief ein und aus … und sind wieder in diesem Zimmer.«
»Na, das war wohl nichts!« Lea hatte sich aufgesetzt. Entsprechend der Vorhersage konnte sie sich an das gerade Erlebte erinnern.
»Ja, die Ausbeute an neuen Informationen ist recht dürftig«, stellte von Helmstetten fest. »Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass eine Hypnosebotschaft, wenn es eine gibt, so einfach aufzuspüren wäre.«
»Wie geht es weiter? Wir sind genauso schlau wie vorher.« Lea hatte das unangenehme Gefühl, versagt zu haben.
»Nicht ganz«, wurde sie korrigiert. »Auf jeden Fall wissen wir, dass Sie keine Amnesie haben wegen des Sturzes. Sie können sich an diese Situation gut erinnern. Die Lücke beginnt während ihres Waldspazierganges mit Elisabeth, vor Ihrem Besuch in diesem ISG in Falkenstein. Sie endet, als Sie im wahrsten Sinne des Wortes zu sich kommen und alleine im Wald sind.«
»Woher wissen Sie, dass es sich genau so verhält?« Kommissar Bender war aus dem Nebenzimmer in den Behandlungsraum gekommen und stellte diese Frage.
»Weil eine Amnesie durch einen Unfall immer das Unfallereignis einschließt, da gibt es keine Ausnahme.«
Er notierte sich die Information. »Und jetzt?«, fragte er die Expertin.
»Wir müssen in eine tiefere Bewusstseinsschicht gehen, wenn wir weiterkommen wollen.«
Lea fröstelte trotz der warmen Raumtemperatur. Auf was hatte sie sich nur eingelassen, wohin war nur ihr Alltag entschwunden? Sie sehnte sich nach ihrem normalen Leben, nach dem Park, ihrer Praxis, der heimischen Küche, ihren Kindern und Lilly in ihrem Korb. Alles schien weit entfernt.
»Es nützt ja nichts. Schreiten wir zur nächsten Runde.«
Sie legte sich erneut auf die Liege und richtete ihren Blick wiederum auf den Lichtpunkt, der an der Decke seine Kreise zog.
Die Hypnose verlief anfänglich genauso wie die erste Trance, veränderte sich aber an dem Punkt, als Lea sich im Bereich ihrer Erinnerung befand. Frau von Helmstetten hatte ihnen erklärt, dass die bildhafte Aufarbeitung des Unterbewusstseins die erfolgversprechendste Vorgehensweise sei, da im Bildhaften die Gefühle und emotional gefärbten Erinnerungen besser beschreibbar waren als bei abstrakten Hypnoseführungen. Da Lea ohnehin eine Affinität zu Bildern hatte, würde es ihr leichtfallen, sich auf diese Vorgehensweise einzustellen.
Die Stimme Konstanze von Helmstettens erklang ruhig und eindringlich in einem Raum, der wie von der Welt abgeschnitten schien. »Sie gehen weiter an dem Ort, an dem Sie sich befinden. … Weiter … Immer weiter … Das Licht wird spärlicher … Sie gleiten in Dämmerung … Was sehen Sie? … Ist jemand anwesend?«
Lea bewegte den Kopf auf der Liege wieder hin und her, so, als wolle sie sich umschauen. »Ich sehe einen großen weißen Stein, er hat eine Öffnung, dahinter ist es dunkel. Ich kann hineingehen. Ich komme in eine Höhle mit vielen Gängen, ich treffe Menschen, ich kenne sie nicht. Viele Türen sind geschlossen. Ein Mann spricht mit mir. Ich glaube, er hat mich durchschaut. Und diese Frau, diese Frau kommt mir bekannt vor, aber ich habe sie noch nie gesehen. Sie kennt Susanna van der Neer.«
»Gut, Lea, gehen Sie weiter, auch wenn es immer dunkler wird … Sie sind ganz ruhig und fürchten sich nicht vor dem, was Sie sehen werden.«
Im Nebenzimmer hielten Kommissar Bender, Sandra Kurz und Sören die Luft an.
Lea zog plötzlich beide Arme an den Körper. »Meine Arme, mein Handgelenk, sie wollen meine Arme festhalten, sie sind stark.« Lea versuchte, imaginäre Hände von ihren Armen abzustreifen. »Sie haben etwas mit mir vor, ich weiß nicht, was, ich habe nichts getan.«
»Lea, ganz ruhig … Sie können gleich wieder zu mir kommen.«
Unter der ruhigen Hypnosestimme beruhigte sich Lea. »Ich sehe sie alle, sie halten mich ganz fest, sie haben eine Nadel. Die Frau, sie hat die Nadel, ich bin hilflos, und sie genießt es.«
Verblüfft schauten sich die Zuschauer im Nebenraum an. Keiner hatte wirklich mit dieser Information gerechnet.
Leas Stimme klang eigenartigerweise triumphierend, als sie fortfuhr: »Ich habe den
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