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Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Heeger
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gleiche Zimmer bekommen wie bei ihrem letzen Aufen t halt und empfand ein Nachlassen ihrer Anspannung durch die bekannte Umgebung. Die Zimmer nebenan waren noch nicht besetzt. Als sie auf den Gang hinaustrat, sah sie die Assistentin von Marcion den Flur en t langkommen.
    »Guten Morgen, sind Sie schon eingerichtet?«
    »Ja, danke. Wissen Sie, ob Madeleine ebenfalls an dem Kurs bei Marcion teilnimmt?«
    Die Assistentin blickte auf ihre Kurslisten. »Sie hat sich für die gleiche Lektion angemeldet. Vielleicht hat sie sich etwas verspätet. Wie Sie wissen, ist ihre Anreise etwas aufwendiger als die Ihre.« Sie blickte erneut auf die Liste, die sie in Händen hielt. Irgendetwas schien sie plötzlich zu irritieren. »Ach, übrigens, die Kursgebühr, wann haben Sie die überwiesen?«
    Susanna wurde sofort unruhig. Sie wusste, dass man sie nicht an der Seelenreinigung würde teilnehmen lassen, wenn die entsprechende Kursgebühr noch nicht überwiesen war.
    »Gestern, gestern Nachmittag, vom SB-Schalter der Mainzer Sparkasse, es war ja Sonntag.« Sie erinnerte sich, dass sie die Überweisung fast vergessen hätte.
    Ihre Erklärung wurde ungnädig aufgenommen. »Ein wenig knapp«, kommentierte die Assistentin, blickte sie streng an und fügte hinzu: »Das nächste Mal denken Sie bitte etwas früher an die Überweisung.«
    »Bestimmt, das werde ich«, versicherte Susanna hastig, »aber ich kann doch teilnehmen?«
    »Ich denke schon, wir sind nicht kleinlich, aber es muss alles seine Ordnung haben.« Marcions Assistentin legte die Kursliste zurück in die Mappe und ließ Susanna auf dem Flur stehen.
    Susanna spürte noch den Schreck, in den sie durch die Nachfrage nach der Überweisung versetzt worden war. Sie brauchte die Zusammenkunft. Sie hatte Sehnsucht nach dem Hochgefühl im Anschluss an eine Sitzung, das noch eine ganze Weile danach anhielt.
    Von Madeleine hatte sie seit dem letzten Treffen nichts mehr gehört. Sie mochte diese junge Frau. Obgleich sie wenig miteinander gesprochen hatten, spürte sie, dass diese eine tiefe Verunsicherung in sich trug, die sie ebenso vorsichtig und zurückhaltend machte, wie sie selbst war. Madeleine wirkte so sehr bemüht, nichts Unpassendes zu äußern, dass ihre Anstrengung Mi t leid erregen konnte. Hinter jedem ihrer scheinbar noch so belanglosen Sätze war Angst zu spüren: Angst, Fehler zu machen, Angst, schuldig zu werden.
    Ja, das Gefühl von Schuld erzeugte die Angst vor neuer Schuld, die anwuchs und irgendwann das Maß des Akzeptablen überstieg. Man begann, sich wie ein Seiltänzer vorwärtszutasten, in der Gewissheit, dass jedem falschen Schritt der Sturz in die Tiefe folgte.
    Erstaunlicherweise fühlte Susanna sich beim Gedanken an eine mögliche Schicksalsgemeinschaft mit Madeleine schon wohler. Das Verbergen der Schuld wurde durch die unerlässliche Einsamkeit zu einem Korsett, das einem den Atem abschnürte. Zum Aufschnüren hätte man es vorzeigen müssen.
    Susanna ging zurück in ihr Zimmer und setzte sich auf das Bett, das mit fliederfarbener Bettwäsche bezogen war. Der Stoff glänzte, war glatt und kühl, wenn man mit der Handfläche darüber strich.
    Vielleicht würde die nächste Nacht ruhiger, ohne Traum.
    Letzte Nacht hatte er sie wieder gequält, wie viele Nächte zuvor.
    Sie war aufgewacht mit klebrigem Schweiß zwischen den Schulterblättern, diesem besonderen Schweiß, den die Angst erzeugt. Es waren dieselben Bruchstücke, die sich seit langem in immer neuen Variationen zu ihrem persönlichen Albtraum zusammenfügten.
    Die Mutter steht hinter einem weißen Zaun mitten auf einer Wiese. Kein Haus ist zu sehen. Wozu braucht jemand einen Zaun ohne Haus? Die Mutter hält die Hand in einem eingefrorenen Winken erhoben. Ihr Gesicht ist starr wie das einer Puppe. Sie spürt eine Hand in der ihren, die sie fortzieht. Eine Hand, die zu einer gesichtslosen Person gehört. Die Hand packt fest zu, fast schmerzhaft spürt sie den eisernen Griff. Diese Person zieht sie über die Wiese zu einem Weg, vorbei an Alexander, der versucht, nach ihr zu greifen, versucht, sie zurückzuhalten. Es gelingt ihm nicht, er schaut ihr traurig hinterher. Er wird kleiner, immer kleiner, bis er in der Entfernung verschwindet. Sie steht plötzlich auf einer Felsklippe, zu der die gesich ts lose Gestalt sie geführt hat, und erblickt am Rand der Klippe ein kleines Mädchen mit Zöpfen in einem weißen Kleid. Es hüpft, es dreht sich im Kreis, immer schneller und schneller. Plötzlich verliert

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